Pontobdella muricata

[96] Ein Rüsselegel ist auch Pontobdella muricata, auffallend durch die starken Saugscheiben und die Höcker seiner Körperoberfläche. Die Farbe ist ein grünliches Grau. Er liebt, sich auf Rochen aufzuhalten. Nach seinem Verhalten in der Gefangenschaft zu schließen, ist es ein träges, stumpfsinniges Thier. Seine starke Muskulatur gestattet ihm, sich längere Zeit horizontal ausgestreckt zu halten, nur vermittels des hinteren Saug napfes angeheftet. Am liebsten aber läßt er sich hängen, das Kopfende nach Art der Murmelthiere eingebogen. Möglicherweise thun wir dem Rochenegel Unrecht, ihn der Trägheit zu bezichtigen. Auch die Rochen liegen bei Tage fast regungslos, während sie in der Dämmerung munter und beweglich werden. Also theilt wahrscheinlich ihr Wohngast diese Manieren mit ihnen.

Die Egel, welche gewöhnlich frei im Wasser sich aufhalten und nur gelegentlich, um sich voll zu saugen, an Wirbelthieren sich anheften, finden ihre nächsten Verwandten in solchen Gattungen, welche auf der Haut von Fischen oder auch auf Krebsen als Schmarotzer angetroffen werden. Während aber die freien Egel geringelt sind, wird in den sich anschließenden Gattungen die Haut weich und glatt, zumal bei den Malacobdellen, welche als Schmarotzer in einigen Muscheln leben.

Es gibt also, um die Egel nach ihrem Verhältnisse zu rangiren, in dem sie zu ihnen Nahrung gebenden anderen Thieren stehen, Egel, die nur zeitweilig auf den warmblütigen Thieren leben und kaum Parasiten zu nennen sind. Andere finden sich nur auf der Haut kaltblütiger Wirbelthiere; endlich schmarotzen andere ausschließlich auf Krebsen und Weichthieren. Und wie im allgemeinen die Stufe der Organisation, welche ein Thier erreicht, in einem bestimmten Verhältnisse zu dem [96] Mittel steht, in dem es lebt, zeigt sich auch ein solches Verhältnis in der Abstufung der Egelgruppen und den Thierklassen, bei welchen sie schmarotzen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 96-97.
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