[154] Sowohl die Egel wie die Planarien leiten den die Organisation der Gattungen der Reihe nach verfolgenden und namentlich auch die Lebensverhältnisse berücksichtigenden Forscher auf die Gruppe der Saugwürmer, über deren engere Grenzen man immer ziemlich einig gewesen ist. Sie sind fast alle blattförmig, abgeplattet, nicht besonders lang, mit Saugnäpfen vorn, in der [154] Mitte oder am Hinterende versehen. Der Verdauungskanal hat immer nur eine Mundöffnung und ist gewöhnlich gabelförmig. Blutgefäße finden sich nicht, wohl aber ein mit einer Mündung am Hinterende des Thieres sich öffnender Gefäßapparat, welcher dem Wassergefäßsystem der Strudelwürmer gleicht, aber ein Absonderungsorgan ist. Die Geschlechter sind vereinigt. Die höheren Saugwürmer sind sogenannte »Außenparasiten« und entwickeln sich ohne Verwandlung; die niedrigeren Gattungen machen dagegen eine sehr komplicirte Verwandlung mit wechselnden Generationen durch, wobei sie ihre Jugend in einem anderen Wirte zubringen, um dann, in den definitiven Wirt verpflanzt, geschlechtsreif zu werden.


1 Epibdella, natürliche Größe. 2 Trochopus und 3 Cyclatella, vergrößert.
1 Epibdella, natürliche Größe. 2 Trochopus und 3 Cyclatella, vergrößert.

Die Wahrnehmung, die wir über die Vertheilung der egelartigen Thiere machen konnten, daß nämlich die höher ausgebildeten Egel höheren Thieren, die niedrigen auch niedrigeren Wohnthieren attachirt sind, wiederholt sich bei den Trematoden in einem anderen Sinne. Die höheren Saugwürmer sind ausschließlich an die Fische gebunden, die niedrigeren aber finden sich als Gäste bei den verschiedensten Thierklassen ein, halten sich jedoch, sofern sie einer Verwandlung und Wanderung unterworfen sind, wesentlich an die von uns auch bei den Fadenwürmern bemerkte Regel, daß die Jugendperiode in niedrigeren Wirten abgethan wird und die Geschlechtsreife vorzugsweise in Wirbelthieren eintritt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 154-155.
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