II. Nacktkiemer

[313] Zahlreicher als die Deckkiemer ist die Unterordnung der Nacktkiemer, Schnecken, welche zwar als Embryonen und im Larvenzustande mit einer zarten Schale versehen sind, dieselbe aber in früher Jugend verlieren und im ausgebildeten Zustande ganz nackt sind, ohne irgend ein inneres Schalenrudiment. Wenn sie überhaupt Kiemen haben, und dies gilt von der Mehrzahl, so sind dieselben ganz unbedeckt und erscheinen als quasten-, baum-, blattförmige Anhänge der Rückenhaut. Wir vertrauen uns nun wieder der Führung von Meyer und Möbius, welche die Repräsentanten von vier der wichtigsten Familien in Bild und Wort in dem schon oben benutzten Werke geschildert haben.

In der Familie der dorisartigen Nacktkiemer oder Dorididen stehen die federförmigen oder blattförmigen Kiemen um die in der Mitte des Hinterrückens befindliche Afteröffnung herum und bilden trotz dieses prosaischen Mittelpunktes eine lieblich aussehende Rosette.

Die Sippe Doris ist wohl eine der artenreichsten und enthält zugleich die größten Nacktkiemer. Der Körper ist länglichrund, oben gewölbt. Der Mantel überzieht Rücken und Kopf und greift über den Fußrand hinweg. Alle Arten besitzen auf dem Vorderrücken Fühler, Rückenfühler genannt, welche in eigene Höhlen zurückgezogen werden können; auch ist ihre Haut mit eigenthümlichen, bestimmt geformten Kalkabsonderungen durchwirkt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 313.
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