Dreißigste Familie: Zuckervögel (Caerebidae)

[565] Die Zuckervögel (Caerebidae), kleine, ebenso zierliche als farbenschöne Charaktervögel Süd- und Mittelamerikas, von denen man über ein halbes Hundert beschrieben hat, schließen sich durch den Bau ihrer Zunge den Pinselzünglern passend an. Sie sind schlank gebaut; ihr Schnabel ist mittellang, an der Wurzel verstärkt, längs der Firste schwach gebogen, am Rande des Oberschnabels einwärts gekrümmt, der Fuß kurz und ziemlich kräftig, der am Handtheile neun Schwungfedern tragende Flügel, unter dessen Schwingen die zweite, dritte und vierte fast von gleicher Länge und die längsten sind, mäßig lang und gerundet, der Schwanz mittellang und ziemlich weichfederig. Die Zunge ist lang, gespalten und fadig, aber wenig ausstreckbar.

Alle Blumenvögel sind, nach der Versicherung des Prinzen von Wied, muntere, lebhafte, allerliebste Geschöpfe, welche in ihrem Wesen und in ihrer Lebensart die größte Aehnlichkeit mit unseren Sängern zeigen. Sie halten sich besonders in den höheren Zweigen der Waldbäume auf, fliegen hier von Ast zu Ast, hängen sich auch wohl wie die Meisen an die Zweige und verfolgen Kerbthiere oder gehen den Früchten nach. Der Prinz hat in ihrem Magen mehr Früchte als Kerbthiere, namentlich schöne rothe Samenkörner und Beeren, gefunden; sie ziehen aber auch allen Arten von Baumfrüchten und besonders den Orangen nach, kommen zur Zeit der Reife in die Gärten und nähern sich den menschlichen Wohnungen, ganz so, wie die Sänger und Finken den unserigen. Uebrigens leben sie ebensowohl in den geschlossenen Waldungen wie in den minder dicht stehenden Gebüschen. Die gewöhnliche Lockstimme ist ein kurzer Laut; einen eigentlichen Gesang hat der Prinz nie von ihnen gehört.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 565.
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