3. Christian Friedrich Schwägrichen und Christian August Fürchtegott Hayner.

(1798 bis 1800.)

[95] Ich muß diesen wackeren Freunden einen eigenen Abschnitt widmen, da sie nicht bloß in eigenthümliche Verhältnisse zu mir kamen, sondern auch an sich interessante Menschen waren. Um ein treues Bild von ihnen zu geben, lasse ich sie selbst sprechen, wie sie in ihren Briefen an mich sich äußerten.

Als ich nach dem Tode meiner Mutter nach Wien gehen wollte, beabsichtigte mein treuer Schwägrichen, mich dahin zu begleiten und daselbst, wie bisher in Leipzig, mein Stubengenosse zu sein; eines Tages ab gab er mir beim Weggehen ein Zettelchen, auf dem er mir meldete, daß er dem Wunsche seines Vaters gemäß (?) erst später und nach erfolgter Promotion reisen werde. – Erst im Herbste 1799 kam er nach Wien und von da schrieb er mir im September unter Anderem:

»Ich lebe ganz in selbstgewählten Geschäften. Ich suche Kräuter und Käfer, bestimme Moose bei Hosten, besuche, aber selten die botanischen Gärten, und leide Mangel an Gesellschaft. Die Gegend enthält viel und macht mir durch die schönen Aussichten manches Vergnügen. Aber mit den Menschen ist nichts; was halbweg was zu sein denkt, will gleich den großen Herrn spielen, und da mitzumachen hätte ich einen Aufwand nöthig, den ich nicht machen kann und mag. Unter den Medicinern sind schon hübsche Kerls; die sehe ich aber noch zu selten. – Schreibe mir manchmal Nachrichten von Leipzig; besonders auch literarische, da man hier nichts erfährt; besonders aber wenn Du von einer Reise hörst, wo man ohne Kosten mit fortkommen könnte, so sag es mir ja! Ich hoffte, hier eine solche Gelegenheit zu finden; aber ich habe schon weniger Hoffnung seit ich hier bin. Ich möchte nicht so gar bald wieder zurück und wäre gern übers Jahr über dem Meere drüben. Bei meinem Vater habe ich mir Urlaub bis Michael übers Jahr ausgemacht, und länger würde ich auch ex propriis nicht bleiben[95] können, ohne meinen Geschwistern zu nahe zu treten; denn das Reisen, zumal nach Kräutern in Gebirgen kostet abscheulich viel, wenn man auch schlecht lebt und läuft. – Wegen meiner Meldung zur botanischen Professur habe ich gehört, daß man mir Hoffnung gemacht habe, übrigens habe aber noch keine Nachrichten aus der Quelle. Ueberhaupt war es dumm, daß ich nicht in Dresden herum ritt; Hebenstreit rieth es mir dictatorisch, – aber in Dresden bei den Kerls mit dem Haarbeutel herumlaufen, das war mir zu toll: ich lief lieber in die erzgebirgischen Wälder und besuchte Vater Espern in Erlangen.«

Kurz darauf schrieb er:

»Ich bin hier ganz verwaist, die Wiener sind Holz und Stein. Host giebt, führt herum, zeigt; heute trug ich aus seinem Garten einen ganzen Arm voll Kräuter nach Hause: ich hoffe, meine Sammlung von österreichschen Pflanzen soll stark werden. Die Naturforscher leben hier in wenig Einigkeit: Host vermeidet, von dem großen Wulfen in Klagenfurt zu sprechen; Tratnik scheint Hosten mit einer Flora austriaca ins Gehege gehen zu wollen, und lebt in Zwist mit Schultes; Megerle erhebt Wulfen und haßt Hosten; Jacquin minor lebt ziemlich indifferent; der alte Jacquin ist im Umgange ein hübscher Kerl, thut nicht viel mehr in der Botanik. – Ich habe eine Reise auf die Boegner Alpen hinter dem Schneeberge gemacht; einen Gärtner, den mir Host mitgab, regte ich so an, daß er soviel ausstach, als drei starke Bauern erschleppen konnten; die Beute theilte Host und Prof. Schmidt im Theresianum. Ich fand rasend viel mir Neues in wenig Stunden. Die Entomologen haben hier den Teufel in Leibe, und die Gegend ist sündlich reich. – Ich thue hier sehr groß mit Hedwigs opus posthumum und mit meinen von Hedwig bestimmten Moosen. – Ich bin knickerig auf einer Seite und verschwenderisch auf zehn anderen, und werde mehr verthun als ich dachte. – Auf dem Leopoldsberge lebt es sich gar gut; überhaupt sind die Berge dort schön; Du solltest erst ihre Fortsetzungen nach dem Schneeberge hin sehen: das ist eine Lust; aber man läuft sich halb todt: Alles sieht so nahe aus, und ist so verdammt weit.[96] Meine Wanderungen sind nur noch nicht so recht hinein gegangen, sind auch manchmal langweilig wegen der späten Jahreszeit und der Einsamkeit, – denn die Wiener darf ich dazu nicht invitiren: die wollen gleich mit Extrapost fahren. Hier hast Du ziemlich mein curriculum vitae. Franken, das Naturaliencabinet und vieles Andere habe ich noch nicht gesehen – das ewige Weintrinken zum Essen ist mir lästig, um so mehr, da ich fürchte, ich möchte mich daran gewöhnen. Mein Frühstück ist ein Kipfel, bisweilen mit Birnen; ich fing neulich die Milchdiät an, aber wenn ich nicht renne, vertrage ich sie nicht.«

In einem Briefe, gegen Ende des Jahres geschrieben, heißt es:

»Während Du in den Stand unserer Bestimmung trittst, liege ich hier wie ein Strauchdieb herum; sehne mich, ich weiß nicht nach was, und baue Luftschlösser. Alles Meditiren geht nur darauf hinaus, mich in der Welt herumzutreiben. Hätte ich nur eine bestimmte eigene Portion Geld, so nähme ich heute meine Schießtasche und Stock, reiste nach Hamburg, von da nach London und Heidi! nach Amerika. Aber ich habe nicht die Courage, es so auf meine eigene Hand anzufangen: ich fürchte den Hunger. Anfangs hatte ich hier ein wenig Heimweh; aber jetzt denke ich nicht gern daran, daß ich nach einem Jahre ad patres soll. Hier gefällt es mir nicht, aber jetzt zu Hause auch nicht. – Ich höre bei Franken ordentlich, aber ich muß gestehen, ich hasse ihn noch immer. Von 10-11 hör ich bei Boer, um 11 bei Lösern Accouchement, arbeite abscheulich in den Cadavern umher und mache horrende Wendungen. Nachmittags gehe ich spazieren oder auf die Bibliothek; Abends sitze ich ganz still bei einem Kipfel. – Ich wollte hier ein wenig vorarbeiten auf künftige botanische Lectionen; aber daraus wird nichts: gäbe der Himmel, ich läse übers Jahr den Karaiben Botanik! Ich schreibe in den Collegien nach, aus Faulheit, um es mir nicht merken zu müssen. Im Klinikum sind jetzt sehr hübsche Kranke, unter Anderen ein merveilleuser Pemphigus und ein Veitstanz, – aber keine Sthenie.«

Mein genialer hypochondrischer Hayner war Ostern 1796[97] nach Erlangen gegangen, und klagte mir von da aus, daß es ihm an Geld fehlen werde, um von da seinem Wunsche gemäß nach Jena gehen zu können. Ich bot ihm das Nöthige an, indem ich es von meinen Verwandten borgen wollte. Da schrieb er mir, er hätte mir solche Theilnahme nicht zugetraut, und schäme sich, mich verkannt zu haben. »Verbannt«, setzte er hinzu, »sei alle Lieblosigkeit aus meiner Seele! Und nun erst, da ich mein Herz rein glaube, drücke ich Dich, mein edler Freund! fest und innig an mich, und danke Dir's mit Thränen, daß Du Dich für mich aufopfern wolltest.« Er schließt mit den Worten: »Leb wohl, mein Brüderchen! und gedenke fleißig Deines allnächtlich an Kardialgie leidenden Hayners!«

Während ich in Wien war, ließ er sich in Mittweide nieder und von da aus erhielt ich folgende Briefe von ihm:


»Den 14. März 1799.«


»Mein gutes, gutes Herzens-Burhäuschen!«


»Daß ich hier bin, wirst Du wohl schon wissen; daß es mir recht wohl gefällt, wirst Du mir leicht glauben; daß ich aber quoad rem familiarem hier auf einen grünen Zweig kommen werde, ist zu bezweifeln. Indessen meinen Finanzzustand erfährt hier Niemand; selbst für Kochs sei Du bei etwaniger Anherokunft und Nachfrage in diesem Punkte Ignorant! Auch habe ich hier und da mit vielen gesehenen und behandelten Kranken in Erlangen, Jena und in Leipziger Lazareth des Fiducits wegen aufgeschnitten; gegen dergleichen Windmühlen donquixottire nicht! Koch ist der beste Mann in Mittweide in jeder Rücksicht; besonders wünschte ich mir Manches von seinem savoir faire. Ich habe von ihm, daß Du vielleicht noch nicht bei Börner einfährst und auch noch ungewiß bist wegen der Reisemoneten. Ach, wenn Du doch das stadium dubiorum hier bei mir verleben wolltest: Elysiam in terra für mich! Was macht denn Dein verschamerirtes Herz? Ich habe alle und jede Liebesgedanken in den Wind geschlagen, – weil ein Schwarzer[98] häßlich ist. Wie ich hierher gekommen bin? Bis zu Weihnachten privatisirte ich in Leipzig und war quasi bestallter Schauspielerarzt. Hol' der Teufel das Privatleben! Ich correspondire mit Stadtschreibern und Kaufleuten in Mittelstädten: sie machen dumme Gesichter. Mittweide fällt mir wieder ein; ich rechnete nichts darauf, weil Du mir einen jungen Operateur hergemalt hast, der hier das sac totum in re medica sein sollte1. Koch schrieb mir den statum rerum aufrichtig. Ich glaube auch wirklich, daß man hier bei einer besseren Oekonomie als der meinigen und bei einem hübschen Vorrathe des nervi rr. gg. endlich zu mittelstädtischem und mittelmäßigem Brode und Ehren gelangen könnte. Ich hutsche her. Teufel! da fiel mir's auf die Seele, wie ich an's Thor kam: Burdach sollte vielleicht die Famulatur nicht kriegen, vielleicht noch etwas zuzusetzen haben und von Koch Vorschuß erwarten. Das sähe ja dann aus, wie dem Herzens-amico praevenire gespielt. Du hattest sonst wenigstens ein Lüstchen an die Zschopau. Sincere respondeas, quaeso. Ich bin auf jeden Fall in anderthalb Jahren (so lange reicht's Geld) Schauspieler (aber silentium für Mittweide!). Ob ich jetzt wieder einpacke oder nachher. Wenn's mit Leipzig nichts ist, Du ein Paar Jahre Dich selbst erhalten kannst – ich dächte: Dein Onkel würde Dir Rundes spediren – wahrlich, dies Nestchen wird ein Ort für Dich, zumal wenn Vater Späth2 absegelt. Ich habe bis jetzt bloß Arme in meiner Arbeit. Ich schmierte noch mehr, aber der Brief muß fort. Mein guter Burdach, wenn Du doch zu uns hierher kämst!«


»Den 18. April 1799«.


»Ganz habe ich Dir nicht gefolgt, mein Brüderchen! ich habe Kochen etwas von meinen Ideen geplaudert, um zu hören, ob er Dich unterstützen würde, und das wird er ganz gewiß,[99] – denn natürlich, im Anfange mußt Du zu leben haben. Wahrscheinlich wirst Du bei ihm wohnen sollen. Unser Pactum steht nun so: bekömmst Du das Reisestipendium nicht und gefällt Dir ein anderer, wie mich dünkt, sehr windiger Vorschlag von Koch (Dich nach Dresden zu schieben, wo Dir eine Quasi-Famulatur und allerhand Recommendationen und Connexionen auf die Beine helfen sollen) so wenig, wie er mir gefällt, weil ich darin ein miserables Leben für Dich sehe, so rückst Du hier an. Aber ein obscurum ist in Deinem Briefe: Du willst doch nicht eine Frau mitbringen? Etwa die sanfte Wittwe? Mir klingt's bald so. I nu, das möchte sein: – autem! Geld muß sie mitbringen, so viel, daß sie 3 bis 31/2 Jahr, sie sowohl als etwa erzeugte Kinder nicht von Deinem Verdienste leben sollen; es müßte denn recht große, große Oekonomie getrieben werden: dann wollen wir setzen 21/2 Jahr. Und dann gehört noch dazu, soviel ich das hiesige Terrain kenne, daß Du in Wien Accoucheur geworden bist – auch sonst vielleicht noch so ein bischen Operateur? Dann desto besser! Von meiner Seite ist nichts von Aufopferung, gar nichts. Gute Oekonomie treiben kann ich nicht und meine zu verzehrenden Moneten sind noch 150 Thaler: damit kann ich hier schlechterdings nichts machen; davon lebe ich höchstens bis Weihnachten und dann müßte ich abtraben, denn bis dahin kann unmöglich meine Praxis dahin gedeihen, daß ich davon leben könnte. Ob ich nun ein Paar Monate früher oder später die Geschäfte schließe, das ist mir gleich und mein Geldbeutel gewinnt noch dabei. Also mit der Aufopferung ist's auf Ehre und Seligkeit nichts. Heute kann Koch nicht an Dich schreiben. Binnen hier und 14 Tagen sollst Du ganz gewiß Nachricht von ihm haben. Ist bis dahin keine befriedigende Antwort von Dresden angekommen, so sollst Du in nomine Dei anhero kommen. Dein Brief machte mich recht fidel. Ich stieg zu Kochs. Tantchen saß im Grase mit dem hypochondrisch-melancholischen Schindler (es wird wohl – unter uns gesagt – bald völlige Melancholie bei ihm werden – der liebe Ehrgeiz heißt die Aetiologie). Sie stand auf und kam mir entgegen. Herr Burdach – fing[100] ich an – Ach! rief sie, ist er da? – Es war ein recht liebes, frohes Erschrecken und ich ärgerte mich, daß ich der guten Seele sagen mußte: läßt sich nur empfehlen. Meinen Koch gewinne ich täglich lieber; seine Freundschaft für mich giebt mir viel von meinem verlorenen Selbstgefühle wieder. Komm sobald und so geschwind als möglich. Ich freue mich kindisch auf unsern Congreß«.


»Den 6. Mai 1799.«


»Lieber Burdach!«


»Ein Schlag mortalis für mein freundschaftliches Gewissen. Ich gehe gestern mit drei Mädchen aus dieser Stadt spazieren. Die älteste der Schwestern setzte sich allein in die felsigen Abhänge von Liebenhain. Sie ist die Braut eines Pfarrers bei Pirna, mit dem sie sich hat verloben lassen aus Gehorsam gegen ihre Eltern etc. Ach, ihre Seele ist so gut! sie wurde die Schwester der meinigen. Die Schwestern sagen's den Eltern: dem Pfarrer wird heute geschrieben, daß das Aufgebot aufgeschoben werden müßte. Ueber den Küssen in den Felsen vergesse ich die Klugin, – aber sie war eine kalte Natur, – vergesse ich meines Burdachs, den ich in Mittweide etabliren will. Fühltest Du die himmlische Wonne jemals, die ich am Busen meiner Wilhelmine fühle! – Du kommst bald? In der Zerschlagenheit meines Geistes freue ich mich auf Dich, und, Gott weiß es, ich bin so gewiß, daß Du mir meine Prahlereien vergiebst, weil ich's um meines Bräutchens willen nicht anders wünschen darf. Uebrigens ist diese Verlobungsrevolte noch für jedermänniglich ein Geheimniß – schweig um Gotteswillen gegen Koch! – Der Vater traut mir noch nicht recht, item meinen Einkünften. – Wovon ich eine Frau ernähren will, daran denke ich nicht. – Wohin mit Dir? Ach Gott! ich räumte Dir gern das Feld, – aber dann kommt mein Minchen in die Hände des bejahrten Dorfpfarrers, den sie nicht liebt. – Wie mächtig sind Küsse zwischen den Felsen! Alle meine générosité, alle meine Resignation auf das praktische Kleppern,[101] alle meine Lust für die dramatischen Bretter verloren sich in den Felsen! An Koch schreib ja nichts von mir!! nichts!!«

Diese Umwandlung meines für mich so scrupulös calculirenden Freundes erschien mir um so komischer, wenn er mir nachher mit dem ihm eigenen Humor erzählte, wie seine Liebe aus dem Stegreife und zufällig entstanden und seine Verlobung für ihn ganz unerwartet erfolgt war. Der Anblick einer an ihre Zukunft mit Schwermuth denkenden Braut in einer romantischen Gegend hatte ihn zärtlich gestimmt, und da die Aeußerung seiner Gefühle eine freundliche Aufnahme gefunden hatte, so war ihm die Klage entschlüpft, daß die holde Braut einem andern Glücklichern gehören solle. Aber die Mädchen verstanden in diesem Puncte keinen Spaß. Die Braut sprach heimlich mit ihrer Schwester, diese aber zog Haynern bei Seite und erklärte ihm, er dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, sie wolle es schon bei ihrem Vater durchsetzen, daß die Verlobung mit dem Pfarrer rückgängig gemacht werde, und er, ganz überrascht, bat darum. Jetzt aber konnte er nicht mehr zurücktreten.

Im August kam ich nach Mittweide und fand ihn viel mit Praxis beschäftigt, aber bei spärlichem Gewinne. Er dispensirte selbst, kaufte aber Alles, auch die Droguen, aus der dasigen Apotheke und seine Kranken blieben ihm die Zahlung für Arznei sehr oft schuldig. Seine Art, die Medicin zuzubereiten, war sehr humoristisch; am meisten belustigte mich seine Bereitung von Latwergen, da ich sie nicht zu verschlucken hatte.

Da er sich in Mittweide, zumal verheirathet, nicht behaupten konnte, so kam er durch das Selbstdispensiren auf den Gedanken, neben der medicinischen Praxis auch das Geschäft eines Apothekers zu treiben. Ich begleitete ihn auf einer Reise nach Eisleben, um eine zum Kaufe ausgebotene Apotheke zu besichtigen. Wir fanden die Verhältnisse keineswegs günstig; allein er wußte keinen andern Ausweg und ging darauf ein, ohne zu wissen, wie er das Kaufgeld auftreiben könne. Er wollte, daß ich gemeinschaftliche Sache mit ihm machte, wozu ich durchaus keine Lust hatte. Nach unserer Rückkehr schrieb er mir am 16. August:
[102]

»Liebes Herzens-Kind!«


»Curiosum est mit Deinem Leipzig: ich sehe Dich zeitig genug mit der Familie zu Luthers Memorium wallfahrten. ›Ich schaffe 1500.‹ – Du bist ein excellenter Kerl: also mache dazu gleich die promptesten, schnellsten, schleunigsten Anstalten und schreib mir die Vergewisserung eben so schnell und schleunig, wenn Du sie hast. Ich schicke morgen einen Boten zum Pachter Pfeifer und halte da um Geld an; der nämliche Bote geht nach Leipzig zu Dir und giebt Dir Pfeifers Brief; den brichst Du auf und siehst, ob der Mensch ein Mensch ist, der geben will. Will er nicht oder nicht genug geben, so schickst Du durch Deine Bedienung eine an Dich geschickte Epistel an den Dr. Lorenz und läßt fragen, wann die Antwort abzuholen sei. Ich schrieb ihm, daß er diese an Dich zur Besorgung anhero geben soll. Du brichst den Lorenzischen Brief auf und siehst, was der schaffen will. Glaubst Du denn, daß ich genug Geldversprechung habe, so läßt Du meinen Boten in Frieden wieder nach Mittweide fahren, id est gehen mit gehörigen responsionibus und beigefügten erbrochenen epistolis. Wollen aber diese Beide nichts geben, so schicke Du den zweiten inliegenden Brief an meine Mutter3, bestellst den Boten rückwärts wieder zu Dir, siehst, was mein Löbnitzer Volk geantwortet hat und schickst ihn dann wieder hieher. Schaffe die 1500! und denke, daß ich genaue Rechnung halten werde in Absicht der künftigen Compagnie. Wird nichts aus der Compagnie, so sollst Du honorigen Profit für alle und jede Mühwaltung haben. Melde mir die Reisekosten zu baldiger Erstattung. Schicke mir so eilig als möglich Loders medicinisch-chirurgische Beobachtungen. Du wirst nachher noch eine Commission wegen meines Mutterpolypen kriegen; bei Bezahlung der Operation muß für Deine Mühe mit eingerechnet sein. Ich habe soeben einen recht artigen Brief von Loder erhalten; es wird von meinen Nierensteinen in seinem Journale die Rede sein – si fabula vera«.
[103]

Im September reisten wir noch einmal nach Eisleben, wo der Handel abgeschlossen wurde. Bei dieser Gelegenheit verlebten wir einen lustigen Tag in Delitzsch. Ein vormaliger Schulkamerad von uns, Solbrig, war nach des Vaters Tode vom Vormunde genöthigt worden, das Bäckerhandwerk zu erlernen, hatte es aber durchgesetzt, daß er alsbald auf die Wanderung geschickt wurde, wo er namentlich eine Zeit lang in London lebte, aber nichts weniger als das Handwerk trieb. Als er sein väterliches Vermögen in Besitz genommen hatte, heirathete er, kaufte ein kleines Landgut, kümmerte sich aber nicht um die Wirthschaft, sondern machte sich viel Vergnügen mit dem Zureiten englischer Pferde, die er gekauft hatte und nachher zur Messe nach Leipzig brachte, wo er sie jedoch im Pharao verspielte. Auf dem Gute war er vielfach betrogen worden, und von dem Gelde, das ihm nach dem Verkaufe desselben übrig blieb, schaffte er Theaterdecorationen an und engagirte eine Schauspielergesellschaft. So fanden wir ihn in Delitzsch, wo wir eines Morgens eintrafen, höchst glücklich und munter. Ein Schauspieler kam und meldete, daß der zweite Liebhaber, der sich Tages zuvor seine Gage für den kommenden Monat hatte auszahlen lassen, mit der Soubrette in verwichener Nacht durchgegangen sei. Das Ereigniß wurde von der interessanten Seite aufgefaßt und lebhaft besprochen, unter Anderem auch in Bezug auf Besetzung der nun erledigten Rollen in der heutigen Aufführung des Kindes der Liebe, wo denn das Resultat war, daß man diese Rollen für heute ganz strich. Indessen wurde eine kalte Kalbskeule aufgetragen und nun dauerte es auch nicht lange, so war das ganze Künstlerpersonale beisammen. Die Schauspieler wurden nicht müde, der nichts weniger als schönen Directrice die Hände zu küssen, die Schauspielerinnen kokettirten mit dem Director, beide Geschlechter aber vereinten sich in herzhaften Angriffen auf den Braten, von welchem bald annoch die Knochen übrig waren. Aehnliche Scenen, die wir in diesem Kreise noch erlebten, gaben ein ganz ergötzliches Intermezzo auf unserer gar ernsten Expedition.

Hayner ging im October wirklich nach Eisleben und[104] übernahm die Apotheke, indem er 1200 Thaler, die ihm sein künftiger Schwiegervater, Kaufmann Reinecke, gegeben hatte, darauf anzahlte. Ich lasse nun Briefe von ihm folgen.


»Eisleben, 21. November 1799.«


»Daß ich sehr ökonomisch bin, siehst Du diesem Briefe an4. Daß Du nicht ökonomisch bist, sehe ich daraus, daß Du mir die Quittung unnöthiger Weise so eilfertig, mithin unfrankirt, zuschickst. Daß ich sehr ökonomisch bin, siehst Du daraus, daß Du nicht gegenwärtig par poste Dein Geld erhältst. Daß ich aber ein Esel bin, wirst Du daraus abmerken, daß ich das Geld zum Weihnachtstermine noch nicht habe. Schwägrichen rund abgeschlagen, wie wir soupçonirt. Sein Brief: ›Lieber H.! Mein Vater hat meine Bitte rund abgeschlagen. Bald ein Mehreres. S.‹ – Könnte hier schöne Heiraths-Partieen machen, wäre nicht verplempert quasi. – Inlage bestelle geduldig, lege Porto aus und trags ins Spickbüchel5; werde initio Decembris nach Leipzig kommen und Richtigkeit machen. Materialwaaren werde nicht viel mehr von Leipzig kommen lassen, excipe Baumöl und einige schlechte Sorten Tabak. Eher dran gedacht: hätten etwas machen können. Rauche Tabak à 4 Groschen, trinke keinen Kaffee, esse viele Kartoffeln. Dein Weib und Deine Kinder habe ich lieb.«


»Hayner.«


»29. November 1799.«


»Indem sich meine schwarze Stunde naht, zittert mir doch manchmal das Herz im Leibe. Wären Reinecke's 2000, wollte sagen 1200 Thlr. nicht im Spiele, leichten Herzens wollt' ich schleichen über die Gränze, – noch leichteren, hätte ich aus Narrenspossenlust[105] die Minna nicht verhindert zu ziehen mit ihrem Pfarrer bei Pirna. Ich käme so gern nach Leipzig, aber da liegt mir ein Patient, und es würde Niemand begreifen können, was mich veranlassen möchte, ihn auf mehrere Tage zu lassen, – er selbst würde äußerst unzufrieden damit sein – Aller Augen sind auf ihn gerichtet – und dann kommt es mir auch lächerlich vor, wenn ich in persona etwas effectuiren will, da ich per scripta alle meine Lebtage mehr ausgerichtet habe. – Ich würde Dich zu der unwahrscheinlichsten Unwahrscheinlichkeit animiren, Geld zu schaffen: aber ich glaube nicht mehr, daß 2 Familien von der Apotheke leben können, nisi Brod und ∆6 und Sack statt Kleidung. – Noch habe ich kein ordentliches juristisches – aber ich wollte mein Herz ausschütten und die Unruhe läßt mich nicht weiter schreiben. Die ganze Welt kommt mir fade vor und ich mit meinem Geschreibe dazu. Doch muß ich zu thun haben, und kann doch nichts Gescheides arbeiten. Wie mag sich mein bischen armseliger Kopf aus seinem Lügengebäude bono modo wieder herausziehen? Es steckt noch so verdammt viel ehrliche Schwachheit im Herzen, sonst wäre Alles doch lustig. Du und meine Minna, Ihr seid doch nur die beiden einzigen Wesen, die mich reell lieb haben – was ich für curioses Zeug durcheinander – fast als ob ich heute Abend melancholisch noch würde. – Da stand ich heute im milden Sonnenscheine hoch auf den Bergen und schaute hin auf die blauen Seen und die alte Seeburg und es wurde mir einen halben Augenblick weit um die Brust. Die Welt ist schön, und das Leben ist nicht schön, wenn es ohne Complicationen ist. Es ist wahre Nervenschwäche, daß ich Dir so etwas hin schreiben kann – besorge brüderlich Inlage. Es ist mein letzter Sollicitationsbrief um Geld; ich glaube nicht, daß er etwas ausrichten wird. Sobald ein Fuhrmann fährt, erhältst Du Deine 100 Thlr. Bei allen meinen hoffnungslosen Zuständen habe ich doch gestern für 18 Thaler lange Pfeifen eingekauft.«


[106] »16. December 1799.«


»Pro primo 60 Thlr. Sobald ein Fuhrmann nach Leipzig fährt, das Uebrige. Ich frankire es nicht, aber das Porto trag in's Büchlein, wo das übrige Porto steht: wenn einmal ein Paar Thaler zusammen, meld' es und ich schick's. Das Messer steht mir an der Kehle – Alles in der größten Confusion – mein Kopf wird mannichfach durchkreuzt – Patienten, Handelsgeschäfte, der Weihnachtstermin – allenthalben zurückgewiesen: alle Welt belogen, mich bis jetzt nur bei einem Stadtvoigt anhängig gemacht – bald wird Alles publik werden – ich werde wie eine Meerkatze sein auf den Gassen, so da gezeigt wird als raritas. Die belogene Klugin, die betrogene Reineckin, der angeführte Reinecke, der um 150 Thaler verlegene Pfeifer und meine arme Schwester Minna mit circa 700 Thlr. machen mir Flor vor die Augen; die spuckenden und krächzenden Erben7 freuen mich; ich wollte, daß ich diese niederträchtige, geizige Waare prellen könnte bis in den gesalzenen See. Es wird mir tausendmal mehr Spaß machen, wenn ich jetzt ganz purzle, als wenn nur halb.«


»24. December 1799.«


»Meine Angelegenheiten sind noch in der größten Confusion, nehmen aller Wahrscheinlichkeit nach ein trauriges Ende. Ich habe nur 1400 zum Weihnachtstermin, und soll 2750 zahlen. Diese 1400 schafft mir Reinecke, so wie jene 1000 auf von ihm gestellte Wechsel; mehr kann er nicht schaffen. Auf Wechsel borgt mir Niemand 1350 Thlr., so da noch fehlen an dem Weihnachtstermin. Hypothek kann ich nur geben als zweite, weil die Erben die erste haben auf 1000. Freilich kann ich die erste und alleinige Hypothek geben, so da mir Jemand borgt 2350, oder wenigstens 2000, denn 350 wollte ich wohl vielleicht noch auf Wechsel erwischen. Bei Kurzens frage an, ob sie mein Restchen nicht zahlen können, und nimm, was Du[107] bekommst, auf Abschlag meiner Schuld. – Könntest Du abkaufen mir die Apotheke für das was ich gegeben! Auskommen könntest Du recht gut, auch Interessen zahlen und auch zurücklegen. Aber die Kaufsumme zusammen bringen ist das Schwerste.«

»28. Januar 1800.«


»Ich habe vor 8 bis 12 Tagen einen Brief mit Einlagen an Dich geschickt und auf diese noch keine Antwort erhalten. Ich ersuche Deine Hoheit ergo um augenblickliche Nachricht, ob Du jene Briefe erhalten und ordentlich besorgt hast. Ich ersuche Deine Hoheit, die Unterhandlungen wegen des Capitals gänzlich einzustellen, sintemal eine hiesige Unterhandlung wegen 2000 fast abgeschlossen ist. – Melde mir die Preise der Nudelfabrikanten – – melde mir, ob nirgends Citronat für 14-16 Groschen à Pfund zu haben sei in Leipzig. Grolle nicht über meine kleinlichen Commissionen, denke, daß ich sie jedesmal mit dem Wunsche an Dich gebe, Gelegenheit zu finden, Dich active an mein Herz zu binden, denke, daß ich Dich liebe und achte vor allen Menschen, die ich kenne, denke par pietà daß ich jetzt nicht mehr kann.«


»3. Februar 1800.«


»Inlage besorge! Der Schwester meiner Braut sind alle ihre Rosen erfroren. Liebes Brüderchen! Du machst mich zu einem Könige auf Erden, wenn Du mir bis zum 22. Februar – dann komme ich auf meiner Reise zur Hochzeit durch Leipzig – zwei blühende Rosenstöcke verschaffst, so eingepackt, daß sie die Reise nach Mittweide vertragen. Das weiß aber der Teufel, warum ich noch keinen Brief von Dir habe. Bald fange ich an, zu fürchten, Du bist todt. Das wäre ein curioser Zufall und Leidenschaft. Du hast mir noch von 2 Briefen her 150 Fragen zu beantworten. Und warum machst Du mir nicht bekannt, wieviel ich Dir noch zu bezahlen habe? Ich[108] weiß die ganze Leidenschaft nicht mehr. – Siehst Du, das Couvert ist von meiner – allerliebsten Dulcinea8 – muß – allemal über ihre schönen Buch – – staben und Leidenschaften einen Strich – siehst Du? machen. Liebe mich, guter Jun – ge und sei heiter und froh. Ich bin Dein – Freund, wie's hier auf dem – Couvert steht.«

Schwägrichen war wieder eine Zeit lang in Leipzig gewesen und als er von Neuem abreiste, übergab er mir 700 Thlr., die er bei einem Herrn Härtling geborgt hatte, um sie an Haynern zu besorgen. Dieser schickte mir sie im Juli zurück, da er eine ähnliche Summe auf Hypothek wünschte. Da ich gerade Geld brauchte und mit Sicherheit auf Schwägrigens Einwilligung rechnete, an den ich sogleich deßhalb schrieb, zahlte ich nur 500 Thlr. an Härtling mit der Erklärung, daß ich Schwägrigen gebeten hätte, die zurückbehaltenen 200 Thlr. mir auf ein halbes Jahr zu überlassen. Hayner, dem ich dies Alles gemeldet hatte, kam in dieser ihn eigentlich kaum noch berührenden Angelegenheit nach Leipzig und forderte von mir einen in vier Wochen zahlbaren Wechsel über diese 200 Thlr., und im Bewußtsein, daß diese Art erzwungener Anleihe nicht in der Ordnung war, that ich seinen Willen. Er nahm die Sache tragisch und fand sie interessant; indem er mir vorstellte, daß ich doch offenbar untergehen müsse und daß es daher am besten sei, mich nicht lange zu quälen, versprach er, gemessene Aufträge zu geben, daß ich zur Verfallzeit des Wechsels sogleich arretirt würde. Bei seinem Humor hätte er diese Katastrophe wohl gern erlebt. Ich erkannte in dem Allen nur das Bedürfniß erschütternder Reize für seine von der Pfortader aus corrupten Nerven und brachte den ganzen Tag freundlich mit meinem originellen Gaste zu, denn auch bei diesem Besuche wohnte er bei mir. Erst als der Advocat nach vier Wochen beim Empfange der 200 Thlr., die ich anderswo aufgenommen hatte, mir sagte, er sei in Verlegenheit gewesen, da er im Falle[109] der Nichtzahlung den Auftrag gehabt hätte, mir auf der Stelle Wechselarrest zu geben, kam mir der hysterische Humor meines Freundes doch etwas zu ernsthaft vor. Aber bald vergab ich ihm, indem ich die Sache wieder rein objectiv faßte und erhielt gegen Ende Octobers folgenden Brief von ihm.


»Der ärgste Skepticismus kann es Dir nicht beweisen, daß Du gefürchtet hast, ich werde bei Deiner Entreprise leiden. Auch mein Herz glaubte es nicht. Warum habe ich nun so lange nicht mit Dir gesprochen? Ich will Dir's aufrichtig bekennen: Schaam hat mich abgehalten – Schaam, daß ich zu jener Zeit lieblos von Dir urtheilte9, ohne zu diesem Urtheile Ueberzeugung zu haben. Daran ist der dumme Hang, nicht sonderbare Dinge zu auffallenden, Mücken zu Elephanten zu machen, wohl am meisten Schuld. Ich bleibe niedriger als Du, wenn Du mir auch die Hand wieder drückst. Sehen auch unsere Augen wieder in einander: immer wird in den meinigen zu lesen sein: dort habe ich gehandelt wie ein schofles Waschweib. Ich bin nicht glücklich, wenn Du mich verachtest; ich bin es noch weniger, wenn Du mir sagst, Du seist der Alte gegen mich. Hilf mir auf reine Bahn. Meine Reue – daß es mich kränkt, niedrig gewesen zu sein – dies macht einen kleinen, aber doch immer einen Anspruch auf Deine Liebe. Ich bin nicht glücklich und gewöhnlich handelt die Hypochondrie in mir: das heischt Deine Nachsicht, und Nachsicht schlägt garstige Wunden. Nichts macht wohl elender, als Eigendünkel mit Körperschwäche. Und sehr wehe thut es, rufen zu müssen: verachte mich nicht!«


Schwägrichen antwortete mir erst den 29. August von Klagenfurt aus, aber nur weil er, auf Wanderungen durch Steiermark und Kärnthen begriffen, erst an diesem Tage und hier meinen Brief gefunden hatte; er schickte einen auf sich an Härtling ausgestellten Schuldschein über die 200 Thlr., den[110] er nun zurückerhielt, da ich bereits bezahlt hatte. So wurde es mir wieder klar, daß man auf einen kerngesunden Freund sich verlassen kann, während einem, der von hypochondrischen Launen regiert wird, nicht zu trauen ist.

Fußnoten

1 Hayner mußte sich hier sehr irren.


2 Der Stadtchirurg.


3 In Löbnitz.


4 Er war auf die Rückseite vom Titelblatte einer alten Postille geschrieben.


5 So nannte unser Rector Martini die Bücher für unsere Präparation und Notaten.


6 Das Apothekerzeichen für Wasser.


7 Der Apotheke, welche sie an Hayner verkauft hatten.


8 Die Zeilen sind quer durch die Adresse eines an ihn gerichteten Briefes seiner Braut geschrieben.


9 Hayner stellt in diesem Briefe ein Geklätsch in den Vordergrund, dessen ich mich nicht mehr erinnere; im Wesentlichen aber beschäftigt ihn doch der Gedanke an das Verhältniß wegen des Wechsels.


Quelle:
Burdach, Karl Friedrich: Rückblick auf mein Leben. Selbstbiographie. Leipzig 1848, S. 111.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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