Pasteur, Louis

Pasteur, Louis
Pasteur, Louis

[1262] Pasteur, Louis, zu Paris, der berühmte Chemiker, der, obwohl Nichtarzt, wegen, seiner f. die Heilk. epochemachenden[1262] Arbeiten auch an dieser Stelle Erwähnung verdient, wurde als Sohn eines Lohgerbers 27. Dez. 1822 zu Dôle (Jura) geb. Er machte seine Studien in Besançon und bei der École normale supérieure, wurde 1847 Docteur des sciences physiques, 1848 Prof. der Physik am Lyceum zu Dijon und bald darauf supplier. Prof. der Chemie bei der Strassburger Fakultät. 1854 als Dekan und Prof. der Chemie an die neuerrichtete Fac. des sciences nach Lille, 1856 zur Übernahme der Leitung der wissenschaftl. Sektion der École normale supérieure berufen, siedelte er 1863 als Prof. der Geologie, Physik und Chemie an der École des beaux-arts nach Paris über, erhielt hier 1867 die Professur der Chemie an der Sorbonne und wirkte in dieser Stellung bis 1889, wo er an die Spitze des nach ihm benannten, durch öffentliche Sammlungen ins Leben gerufenen Instituts trat, in dem er seine früher begonnenen weltbekannten Arbeiten und Forschungen über die Schutzimpfungen gegen Tollwut, Milzbrand, Schweinerotlauf in grossem Massstab fortsetzte. P., der 28. Sept. 1895 in Garches bei Sèvres, Versailles, starb, gehört mit seinen folgenreichen Arbeiten über Fäulnis und Gährung, Hefebildung, Mikroorganismen derselben, Milzbrand, Hühnercholera und die andern oben gen. Affektionen nicht bloss der Geschichte der Chemie, sondern auch derjenigen der Med. als eine ihrer ersten[1263] Grössen an. Seine Arbeiten haben bekanntlich Lister zu der segensreichen Antisepsis und damit zu einer Umwälzung in der Chir. und Geburtshülfe geführt und sie lieferten ferner in der jüngsten Zeit die eigentlichen Grundgedanken bei der Schöpfung der Serumtherapie. Eine weitere Schilderung jedoch der Bedeutung P.'s für die Heilkunde müssen wir an dieser Stelle uns versagen, und indem wir die folgenden Daten aus dem älteren Lex. noch reproduzieren, uns mit Hinweisen auf die im naturwissenschaftl.-med. Nekrol. von Gurlt (Vir.'s A. CXLIII), im Virchow-Hirsch'schen Jahresber. de 1895 enthaltenen Quellen, sowie auf des Herausgebers »Einführung in die Geschichte der Med.« (Berlin 1898 p. 357) begnügen. Von P.'s Arbeiten aus der Molekular-Chemie und der Spontan-Generation führen wir an: »Nouvel exemple de fermentation déterminée par des animalcules infusoires pouvant vivre sans oxygène libre« (1863) – »Études sur le vin, ses maladies, etc.« (1866) – »Études sur le vinaigre, sa fabrication, ses maladies, etc.« (1868) – »Étude sur la maladie des vers à soie, moyen pratique assuré de la combattre et d'en prévenir le retour« (1870). Für die 3 letztgenannten Arbeiten erhielt er 1874 von der National-Versammlung als Nationalbelohnung eine lebenslängliche jährl., Pension von 12000 Frcs. 1856 hatte er von der Royal Soc. in London die Rumford-, 1874 die Copley-Medaille erhalten. Spätere Arbeiten waren: »Études sur la bière« (1876, av. pl.) – »Les microbes« (1878), zusammen mit Tyndall.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1262-1264.
Lizenz:
Faksimiles:
1262 | 1263 | 1264
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika