Skoda, Joseph

Skoda, Joseph
Skoda, Joseph

[1605] Skoda, Joseph, der berühmte Wiener Kliniker, geb. 10. Dez. 1805 zu Pilsen in Böhmen, studierte seit 1825 in Wien. promovierte daselbst 1831, wurde in demselben Jahre Cholerabezirksarzt in Böhmen, erlangte 1833 eine Stelle als Sekundärarzt am allgem. Krankenhause in Wien, die er, besonders mit pathol.-anat. Studien unter Rokitansky, sowie mit physikal.-diagnost. Untersuchungen beschäftigt, bis 1840 (zugleich mit vorübergehender Verwaltung einer Bezirksarmenarztstelle vereint) behielt, um dann als ordinier. Arzt eine eigene Abteilung für Brustkranke, seit 1841 mit dem Titel eines Primararztes, zu übernehmen. Zugleich stand er damals einer Station für interne Kranke und einer anderen für Hautkranke vor. Erst 1846 zum Prof. ernannt, entwickelte er in dieser Eigenschaft seine rühmlichst bekannte, segensreiche Lehrthätigkeit auf dem Felde der physikal. Untersuchungsmethoden, die ihm einen Weltruf verschaffte, zu vielen äusseren Ehrenbezeigungen verhalf und eine ganz ausserordentlich grosse Zahl von Zuhörern aus studentischen und ärztlichen Kreisen, speziell zur Erlernung der Technik der physikal. Diagnostik, zuführte. Aus Gesundheitsrücksichten legte er 1871, nach 25jähriger Wirksamkeit, seine Professur nieder und lebte in stiller Zurückgezogenheit[1605] bis zu seinem nach langen, zum Teil ziemlich qualvollen Leiden, 13. Juni 1881, erfolgten Tode. – Neben Rokitansky ist S. als das Haupt der jüngeren Wiener Schule anzusehen. Sein unsterbliches Verdienst ist es speziell, die physikal. Diagnostik, wie sie von den Vorgängern Auenbrugger, Laennec, Piorry u.a., zwar in ihren Grundlagen und Grundgedanken allerdings schon festgestellt, aber doch vielfach noch reich an Irrtümern, verworrenen, irrationellen, rein empirisch geschaffenen Begriffen überkommen war, so gründlich kritisiert und so zweckmässig reformiert zu haben, dass er gewissermassen als der Neubegründer und Schöpfer dieses Spezialzweiges der Med. in seiner modernen Gestalt angesehen werden muss. In der That datiert seit Veröffentlichung der weltbekannten, nach Inhalt und in ihrer eigenartigen, etwas nüchternen, knappen Form klassisch zu nennenden »Abhandlung über Percussion und Auscultation« (Wien 1839; 2. Aufl. 1842; 6. Aufl. 1864) eine neue Epoche in der Geschichte der betr. Disziplinen. Die in der genannten Abhandlung aufgestellten Lehrsätze, wonach, im Gegensatz zu der früheren Intentifizierung der physikal. Erscheinungen mit bestimmten Krankheitstypen, jene an und für sich nur auf bestimmte physikal. Zustände im Organismus hindeuteten, dass der rationelle Arzt mit Hilfe seiner pathol.-anat. Erfahrungen erst aus den Ergebnissen der physikal. Untersuchung die wirklich vorhandenen inneren Krankheiten erkennen könne,[1606] ferner die von S. neugeschaffenen Kategorien von Schallerscheinungen, welche der physikal. Beschaffenheit und Konfiguration der Gewebe und Organe entsprechen, die Einteilung der Atmungsgeräusche in vesikuläre, unbestimmte und bronchiale, die Unterscheidung zwischen vollen und leeren, hellen und dumpfen, hohen und tiefen, tympanitischen und nicht tympanitischen Schallmomenten etc. etc., sind im wesentlichen auch heute noch in Geltung, und alle von späteren Forschern angestellten Untersuchungen, alle später über diesen Gegenstand erschienenen Lehrbücher und sonstigen Publikationen haben sich nur in der von S. begründeten Richtung weiter bewegen und auf den von ihm geschaffenen Grundlagen weiter fortbauen können. Ausser der genannten Abhandlung hat S., der übrigens in seinen Vorlesungen als der erste sich der deutschen Sprache bediente, nichts weiter veröffentlicht als einige wenig umfangreiche u. nicht bedeutende kasuist. Beiträge zu den med. Jahrbb. des Oesterr. Staats, zu deren Mitarbeitern er gehörte. Wir nennen den zusammen mit Kolletschka publizierten Aufsatz: »Ueber Pericarditis in pathol. und diagnost. Hinsicht« (l. c. 1834, XXVIII) und die mit Schuh veröffentlichte Abhandlung: »Ueber die Pleura- und Herzbeutelergüsse« (Ib. 1842).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1605-1607.
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1605 | 1606 | 1607
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