Wagner, Karl Ernst Albrecht

Wagner, Karl Ernst Albrecht
Wagner, Karl Ernst Albrecht

[1796] Wagner, Karl Ernst Albrecht, zu Königsberg, als ältester Sohn des hervorragenden Med.-Beamten Karl Wilhelm Ulrich W. geb. 3. Juni 1827 zu Berlin, studierte von 1844 an in Berlin und kurze Zeit auch in Heidelberg, stand an ersterem Orte Johannes Mueller nahe, promovierte 1848 mit einer unter dessen Leitung gearbeiteten Diss.: »De Spatulariarum anatome« (c. tab.), war 1849 während des Schleswig-Holsteinschen Krieges in dortigen Kriegslazaretten thätig, machte 1849, 50 eine wissenschaftl. Reise nach Paris und Wien, wurde 1850 Assistent in v. Langenbeck's Klinik und habilitierte sich 1852 als Privatdozent, nachdem er bis dahin einige kasuist. Aufsätze in der Deutschen Klinik und, für die Habilitation, die anerkannt wertvolle Schrift: »Ueber den Heilungsprocess nach Resectt. und Exstirpatt. der Knochen« (Berlin 1853, mit 4 Kpft.; franz. in den Arch. génér.; engl. Übers, der Sydenham Soc.) verfasst hatte. Bereits 1853 wurde er als Oberarzt an das städt. Lazarett zu Danzig berufen und erwarb sich als Leiter desselben, sowie als kons. Chirurg schnell einen grossen und immer steigenden Ruf. 1858 wurde er als ord. Prof. der Chir. und Direktor der chir. Klinik nach Königsberg berufen. Doch konnte der von ihm als Bedingung bei[1796] seiner Berufung gemachte Neubau einer Klinik, statt der die ungünstigsten Verhältnisse darbietenden alten, erst 1864 eröffnet werden. Neben seiner klin. Thätigkeit widmete sich W. auch dem Med.-Kolleg. der Provinz, dem er als Mitglied angehörte, und war von seinen Schülern und unzähligen Kranken geliebt und verehrt, von allen Kollegen neidlos anerkannt. Das Jahr 1866 brachte ihm die Würde des Prorektors der Albertina; während des deutsch-österr. Krieges fungierte er als Generalarzt und konsult. Chirurg des 1. Armee-Korps, erhielt den Titel eines Geh. Med.-Rats und wurde 1867 bei den in Berlin zur Reorganisation des Milit.-Sanitätswesens abgehaltenen Konferenzen zum General-Sekretär der Kommission erwählt, dem die Redaktion der Protokolle zufiel. 1868 hatte er das Unglück, sich eine gefährliche Fingerinfektion mit schwerer Blutvergiftung zuzuziehen, die in den nächsten Jahren langdauernde und wiederholte Kuren (in Wiesbaden, Aachen, Cannes) erforderte und ihn lange seiner klin. Thätigkeit entzog. Erst 1870 war er ganz geheilt, nahm an dem bald darauf ausgebrochenen deutsch-französ. Kriege wieder in seiner früheren Stellung teil, wirkte unermüdlich während der Zernierung von Metz und in Rouen, begleitete, auf den Wunsch des Generals von Manteuffel, denselben nach dem Süden, obgleich er selbst nicht ganz wohl war, wurde in Dôle vom Typhus befallen und starb daselbst 15. Febr. 1871. Der Kronprinz, Gen. von Manteuffel und der[1797] Ober-Präsident der Prov. Preussen erliessen ehrenvolle Nachrufe, sein Leichenbegängnis in Königsberg, wie kein anderes seit sehr langer Zeit daselbst stattgefunden hatte, bezeugte, dass alle Schichten der Bevölkerung tief durchdrungen waren von dem Verluste eines ausgezeichneten Arztes, hervorragenden Univ.-Lehrers und verehrten Mannes, der während seiner verhältnismässig kurzen Lebensdauer es verstanden hatte, sich allseitige Anerkennung als Chirurg und als Mensch zu erwerben. Seine litterarischen Leistungen sind von Gurlt im alten Lexikon ausführlich geschildert.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1796-1798.
Lizenz:
Faksimiles:
1796 | 1797 | 1798
Kategorien: