Wagner, Ernst

[367] Wagner, Ernst. Die Fluth unserer jetzigen Romanliteratur, hat manches schöne Talent der frühern und selbst neueren Zeit in Vergessenheit gebracht So ist der Mensch, er liebt das Neue um der Neuheit willen, unbesorgt, ob es auch das Bessere sei. Und dennoch sieht er gern der sinkenden Sonne nach, und oft genug beschleicht ihn die Sehnsucht nach dem Vergangenen. Darum sei auch ihm, dem frühgeschiedenen und gewiß von Manchem längst vergessenen Dichter, dem Verfasser von »Wilibald's Ansichten des Lebens« ein Augenblick der Erinnerung geweiht. Der Sohn eines armen Landgeistlichen im Meining'schen, geb. am 2. Februar 1768, aller Mittel entbehrend, um eine höhere geistige Bildung zu empfangen, wußte er doch durch sich selbst und die Hilfe seines würdigen Vaters, sich so viel Kenntnisse zu erwerben, um die Universität Jena besuchen zu können und dort die Rechtswissenschaft zu studiren. Eine reiche, lebhafte Phantasie und das wahrhaft geistige Bedürfniß, dem inwohnenden Genius die Schwingen zu entfalten, veranlaßten ihn 1803 zur Herausgabe des obengenannten Werkes, das 5 Auflagen erlebte, und ihm einen sehr ehrenvollen Platz unter den Romandichtern sichert. Bald darnach erschienen: »Die reisenden Maler,« »Die Reisen aus der Fremde in die Heimath,« »Ferdinand Miller« »Isidora« und »das historische A B C eines 40 jährigen Fibelschützen« Leider nagte schon längere Zeit eine unheilbare Krankheit an dem Leben des zu so vielen Hoffnungen berechtigenden Dichters. Er starb am 25. Februar 1812 in Meiningen als herzogl. Cabinetssecretair.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 367.
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