Cosel, Charlotte v.

[136] *Cosel, Charlotte v., Ps. Adelheid v. Auer, Berlin W., Nettelbeckstrasse 23I, am 6. Januar 1818 in Berlin als Tochter des Kommandeurs des 2. Garde-Ulanen-Regiments geboren, verlebte durch die vielfachen Versetzungen ihres Vaters eine sehr bewegte Jugendzeit, und gern weilten noch später ihre Gedanken in Danzig, wo sie die ersten Jugendjahre verlebt hat. Der Lektüre, für welche die Familie viel Sinn hatte, hat sie von Kindheit an mit Passion gehuldigt: Bücher konnten sie aufs höchste beglücken, so dass sie einmal den »thörichten Wunsch hegte, dereinst Leiterin einer Leihbibliothek werden zu können.« Sie war auch Hauspoet und Gelegenheitsdichter bei allen festlichen Gelegenheiten, und, später nach Berlin übergesiedelt, wurde sie Mitglied eines Vereins, dessen Mitglieder nach gegebenen Aufgaben oder aus eigenem Anlass Aufsätze in Prosa und in Versen machten und gegenseitig kritisierten. Als ihr Vater in Schwedt stand, fing sie an, Märchen zu schreiben und einem kleineren Kreise vorzulesen. Ihre ersten Novellen fanden in den »Hamburger Nachrichten« und in der »Kölnischen Zeitung« Aufnahme; den Stoff fand sie reichlich in dem wahrlich nicht eintönigen Leben, das sie geführt. Viel bemerkenswerte Gestalten waren ihr entgegengetreten, nie hat sie mit Absicht Charakterstudien gemacht, sondern lernte aus kleinen verräterischen Zügen, wie sie im Verkehr plötzlich einmal sich unwillkürlich geltend machen, Schlüsse ziehen und auf das Gesamtbild des Charakters anwenden. Als ihre Kopfnerven anfingen, ihre Gesundheit wie ihre Arbeitskraft schädigend zu beeinflussen, entschloss sie sich, die liebgewordene Arbeit aufzugeben.

Werke s. Adelheid v. Auer.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 136.
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