Glümer, Frl. Claire von

[261] *Glümer, Frl. Claire von, Dresden-Blasewitz, Naumannstrasse 1, ward als Tochter eines Advokaten am 18. Oktober 1825 zu Blankenburg am Harz und der Schriftstellerin Charlotte von Glümer († 1841) geboren, aber es war ihr eine ruhige Entwickelung versagt, durch ein unstätes Flüchtlingsleben wurde sie um die fröhliche Kinderzeit betrogen. Ihr Vater, der Advokat Karl Weddo von Glümer, musste politischer Umtriebe halber zunächst die engere Heimat verlassen, aber auch in anderen deutschen Städten, in Dresden, wie anderswo gelang es ihm nicht, sich und den Seinen eine bleibende Heimstätte zu gründen, und so flüchtete er 1833 von Ort zu Ort, durch den Elsass, Burgund, die Schweiz; nach mehrjährigem Aufenthalt in Zürich wieder nach Frankreich: Lyon, Bayonne, Toulouse, durch die Bretagne, Paris. Nirgends konnte die Flüchtlingsfamilie Rast finden. Aber reich an Eindrücken waren die acht französischen Wanderjahre für das junge Mädchen, das unter der liebevollen Anleitung einer geistig bedeutenden Mutter sich in die Schönheiten der reichen Natur Südfrankreichs und der Pyrenäen-Lande vertiefte. Der Tod der Mutter war für das sechzehnjährige junge Mädchen Anlass zur Heimkehr in die deutsche Heimat, da Claire zunächst im grossväterlichen Hause in Wolfenbüttel Aufnahme fand, dann aber den Kampf ums Leben als Erzieherin selbst aufnahm. Das Jahr 1848 brachte auch für Cl. v. Gl. mancherlei Ereignisse. Der Vater kehrte nach Deutschland zurück, er ward Berichterstatter einer preussischen Zeitung beim Frankfurter Parlament, und Claire eilte zu ihm, um mit ihm ein halbes Jahr lang die aufreibende Thätigkeit zu teilen. Aber ein neues Ereignis rief sie nach Dresden. Bodo von Glümer, ihr jüngerer Bruder, ward als am Mai-Aufstande in Dresden beteiligt gefangen, zum Tode verurteilt und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Claire von Glümer wollte ihrem in Waldheim schmachtenden Bruder Rettung bringen; mit Hilfe Dresdner Freunde und Freundinnen machte sie einen umfänglichen Befreiungsplan, aber derselbe wurde vor seiner Ausführung vereitelt, die hilfsbereite Schwester selbst in Strafe genommen, und im Schlosse zu Hubertusburg büsste sie drei Monate hindurch ihre zärtliche Schwesternliebe, ja als sie entlassen ward, da musste sie auch noch Dresden und Sachsen verlassen, wo sie sich bereits ein wenig heimisch gemacht und wo eben ihre schriftstellerische Laufbahn begonnen hatte. Wie einst ihre Mutter (unter dem Pseudonym G. Teltow einst sehr bekannt) in der Not zur Feder griff, um für die ganze Familie den Lebensunterhalt zu verdienen, so war auch bei Claire die Existenzfrage die erste Triebfeder ihrer schriftstellerischen Thätigkeit gewesen, der sie sich von diesem Zeitpunkte an[261] mit immer mehr gesteigertem Erfolge widmete. Mit ihrer Freundin, der Schriftstellerin Auguste Scheibe, verliess sie damals gemeinsam Dresden, um sich in Wolfenbüttel niederzulassen, von wo sie unablässig auch für die Begnadigung ihres Bruders wirkte, die denn auch 1859 erfolgte. Nach der Begnadigung ihres Bruders durfte die Schriftstellerin wieder nach Dresden zurückkehren und hier leben nun beide Freundinnen, Claire von Glümer und Auguste Scheibe, gemeinsam, seit über dreissig Jahre ihrem schriftstellerischen Berufe. Cl. v. Gl. hat eine grosse Anzahl Reiseschilderungen, Novellen und Erzählungen geschrieben. Ihre grösseren Übersetzungen sind: G. Sands »Geschichte meines Lebens« (12 Bde.), F. Laufreys »Geschichte Napoleons I.« (5 Bde.), »Swifts Briefe an Stella« (1 Bd.), Turgenjew: »Väter und Söhne«, »Feste Liebe«, »Faust«.

‒ Alessa. – Keine Illusionen. Nov. 8. (148) Stuttgart 1889, Engelhorn. bar n –.50; geb. n –.75

‒ Alteneichen. Erzählg. 2. Aufl. Goldschmidts Bibliothek f. Haus u. Reise. Bd. 40. 8. (225) Berlin 1896, A. Goldschmidt. n 1.–

‒ Auf Hohen-Moor. Nov. 12. (110) Ebda. 1888. n – 50

‒ Aus dem Béarn. Nov. 8. (334) Ebda. 1879. bar n 4.–; geb. n 5.–

‒ Aus den Pyrenäen. 8. (589) Dessau 1854, Gebr. Katz. 7.50

‒ Aus der Bretagne. Geschichten u. Bilder. 8. (320) Wien 1867, Hilberg. 3.–

‒ Bibliothek f. d. deutsche Frauenwelt. 1. u. 6. Bd. Leipzig 1856, O. Wigand.

Inhalt: 1. Mythologie der Deutschen. (256) 3.–

6. Berühmte Frauen. I. Tl. Rahel. Elisabeth Fry. (171) 3.–

‒ Die Augen der Valois. Nov. 8. (109) Berlin 1871, R. Lesser, Leipzig 1871, Schulze & Co. n 1.–

‒ Dönninghausen. Rom. 2 Bde. 8. (554) Dresden 1881, Minden. n 8.–

‒ Düstere Mächte. – Erlöst. Nov. Neue Ausg. (Welt-Bibliothek.) 8. (159) (1867), 1870, Berlin, R. Lesser. 1.–

‒ Ein Fürstensohn. Zerline. (Engelhorns allgem. Rom-Bibliothek.) (175) Stuttgart 1886, J. Engelhorn. n –.50; geb. –.75

‒ Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient. 8. (277) Leipzig 1862, Barth. 3.–

‒ Fata Morgana. Ein Rom. a. d. J. 1848. 8. (406) Leipzig 1851, O. Wigand. 6.–

‒ Frau Domina. Nov. 8. (286) Stuttgart 1873, Simon. n 5.–

‒ Georgine Schubert. Erinnerungsblatt. 8. (37) Dresden 1880, Pierson. 1.50

‒ Junge Herzen. (Drei Sommerwochen. Comtesse Hardys Nobelgarde. Zwillingsschwestern.) 8. (129) Berlin 1891, Alb. Goldschmidt. n –.50

‒ Liebeszauber. Histor. Nov. (Welt-Bibliothek.) 8. (102) Berlin 1870, R. Lesser. n 1.–

‒ Lutin u. Lutine. Eine Erzählg. aus dem Béarn. 8. (254) Leipzig 1844, Elischer. n 5.–; geb. n 6.–

‒ Vom Webstuhl der Zeit. Vier Nov. (Gesühnt. Nach 20 Jahren. Die böse Frau von Nelgendorf. Censi.) 8. (383) Dresden 1882, Minden. n 4.50

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 261-262.
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