Morawetz-Dierkes, Frau Leopoldine v.

[55] *Morawetz-Dierkes, Frau Leopoldine v., Ps. Leo v. Dierkes, Wien IV., Klagbaumgasse 12, stammt aus einer österreichischen Militärfamilie. 1877 vermählte sie sich mit dem Rittmeister Karl Morawetz. Acht Tage nach der Hochzeit starb der Vater in Cattaro an Sonnenstich, kurz vor seinem Avancement zum General. Unmittelbar darauf brach aus materiellen Gründen ein Zwist bei den jungen Ehegatten aus, der erst mit der Scheidung im Jahre 1885 endete. Ihre schriftstellerische Karriere ist jungen Datums, obwohl sie schon mit zehn Jahren zu schreiben begann, da, so lange sie verheiratet war, ihr Mann sie in jeder Weise in ihren Bestrebungen hinderte und als sie wieder frei ward, war sie so nervenleidend, dass die Ärzte ihr für mehrere Jahre jede geistige Arbeit verboten. Da sie in rein militärischen Kreisen gelebt[55] hatte, war es ihr obendrein sehr schwer geworden, in die litterarischen Kreise einzudringen. Erst seit nicht ganz vier Jahren werden ihre Arbeiten gedruckt. Es erschienen von ihr Feuilletons in der »Neuen Freien Fresse«, im »Fremdenblatt« und im »Illustrierten Wiener Extrablatt«. Es waren dies teils Reisebeschreibungen, teils historische und geographische Aufsätze, sowie Novelletten. Ihr eigentliches Feld sind Bühnenwerke. Sie schrieb Lustspiele, Schauspiele und Dramen, jedoch ist bisher noch nichts aufgeführt worden. Im November 1897 hielt sie einen Vortrag über Finnland in der geographischen Gesellschaft zu Wien, eine Auszeichnung, die noch keiner Dame zu Teil wurde. Bisher wurden alle Damen prinzipiell abgewiesen, selbst solche, die Weltreisen gemacht hatten, denn man befürchtete, es würde dies das wissenschaftliche Ansehen der Gesellschaft herabdrücken. L. v. M.-D. musste deshalb zuerst das Manuskript ihres Vortrages einsenden, das von einem Komité von Fachleuten geprüft wurde. Die Arbeit fand so viel Beifall, dass sie nun bestimmt ist, nach dem Vortrage in den wissenschaftlichen Publikationen der Gesellschaft zu erscheinen. L. v. M.-D. machte auch grosse Reisen.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 55-56.
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