Wiechowski, Frau Wilhelmine

[431] *Wiechowski, Frau Wilhelmine, Ps. Fides, Prag-Smichow, Brückengasse 8, wurde am 3. Dezember 1834 in Zwickau in Böhmen als Tochter des Dr. med. Johann Amadeus Meissner geboren. Sie erhielt in Prag, wohin ihre Eltern 1838 übersiedelten, eine sorgfältige[431] Erziehung. Nach Absolvierung des Prager pädagogischen Lehrerinnenseminars widmete sie sich dem Studium der Musik, besonders dem Gesange und dem Studium der modernen Sprachen und erwarb sich an der k. k. Universität staatsgültige Zeugnisse zum Unterricht der französischen und englischen Sprache. 1866 vermählte sie sich mit Dr. Alexander Wiechowski, welcher damals Inhaber und Direktor eines öffentlichen Untergymnasiums und einer solchen Unterrealschule, verbunden mit einem Knabenpensionat gewesen ist. 1869 gründete Dr. A. Wiechowski den deutschen pädagogischen Verein in Prag und redigierte durch 7 Jahre die Blätter für Erziehung und Unterricht, deren Mitarbeiterin W. W. war. Sie gründete im Rahmen des pädagogischen Vereines eine Frauensektion, in welcher sie eine würdige, geistige Emanzipation der Frau anstrebte und deren Vorsitzende sie während der ganzen Dauer derselben war. 1883 starb Dr. A. Wiechowski nach einer 5 Jahre langen Krankheit und hinterliess seiner Witwe 5 kleine Kinder. In dem Streben und Kampfe um das Leben ihres Mannes opferte sie ihr nicht unbedeutendes Vermögen und da trat die Notwendigkeit des Gelderwerbs an sie heran. Sie giebt seit dem Tode ihres Gemahls Unterricht. 1890 schloss sich W. Wiechowski der Freilandbewegung an und wurde Vicepräsidentin des Prager Freilandvereins. 1893 gründete W. Wiechowski im Verein mit einigen Gesinnungsgenossen den deutschen Verein zur Förderung des Wohles und der Bildung der Frauen in Prag, (jetzt »Deutscher Verein Frauen-Fortschritt«) dessen Präsidentin sie seit der Gründung des Vereines ist. In dem Vereine begründete sie das Prager deutsche Lehrerinnenheim und hofft durch den Verein das Ideal ihres Lebens, nämlich die Begründung eines weiblichen Gymnasiums mit vollständig gleichem Lehrplane mit den männlichen Gymnasien zu verwirklichen. W. W. schrieb Lokalgeschichtliches, Pädagogisches, Hygienisches, Märchen, Jugendnovellen u.a.

‒ Märchenbuch. 4. (240) Prag 1879, Tempsky. geb. 3.–

‒ Über die Ernährg. kleiner Kinder. 8. (16) Prag 1890, Deutscher Verein zur Verbreitg. gemeinnütziger Schriften. –.20

‒ Zur Erziehung in der Familie. 8. (16) Ebda. 1891. –.30

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 431-432.
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