2. Wahre Weisheit

[28] Der Meister sprach: Schun war doch ein großer Weiser! Schun liebte es, zu fragen, und liebte es, dem Sinn einfacher Reden nachzugehen. Er deckte das Schlechte (der Menschen voll Rücksicht) zu und verbreitete das Gute. Er faßte die beiden Enden einer Sache an und handelte den Menschen gegenüber der Mitte entsprechend. Das ist es, warum er der Schun war!

Der Meister sprach: Die Menschen sagen alle: »Ich weiß.« Aber sie stürzen blindlings vorwärts und verwickeln sich in Netze und Stricke, in Fallen und Gruben, und keiner ist, der sie zu meiden wüßte. Die Menschen sagen alle: »Ich weiß.« Aber wenn sie Maß und Mitte erwählt haben, so können sie nicht einen Monat lang daran festhalten.

Der Meister sprach: Hui5 war als Mensch so, daß er Maß und Mitte wählte; und wenn er ein Gutes erlangt hatte, so hielt er es mit beiden Händen in seinem Busen fest und verlor es nie wieder.

Der Meister sprach: Es kann einer ein Reich ins gleiche bringen, es kann einer auf Amt und Würden verzichten, es kann einer auf bloße Messer treten – und Maß und Mitte doch noch nicht beherrschen.

5

der früh verstorbene Lieblingsjünger des Meisters, namens Yen Hui.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 28.
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