|
[475] Das beiderseitige Lied ist das Lied der beiden Sänger, welche abwechselnd den ersten und zweiten Vers jeder Strophe vortragen.
1. Es höre Indra nahe hier
dies unser beiderseit'ges Lied;
Der reiche, stärkste komme her zum Somatrunk
durch das vereinigte Gebet.
2. Denn ihn, den starken Selbstgebieter, haben ja
zur Kraft die Welten beid' erzeugt,
Und als der höchsten erster setzest du dich hin;
denn somaliebend ist dein Sinn.
3. O reicher Indra, schlürfe du
den ausgepressten Soma ein,
Als unbesiegter, kühner Sieger in der Schlacht
bist du bekannt uns, Rosseherr.
4.472 O ewig wahrer, mächtiger, so soll es sein,
wie es dein Sinn, o Indra, will;
Wir mögen Gut erlangen, Held, durch deine Gunst
in schnellem Lauf, o Schleuderer.
5. O sei du hülfreich, Herr der Kraft,
mit allen Hülfen, Indra, uns;
Denn wie zum reichen Geber, welcher Güter schenkt,
so streben wir zu dir, o Held.
6. Du spendest Rosse, du vermehrst der Rinder Zahl,
o Gott, des Goldes Quelle du;
Denn nie erschöpfet deiner Gaben Fülle sich;
was ich auch bitte, bring' herbei.
[475]
7. So komm denn zu dem opfernden,
verleih ihm Gut als reichen Lohn;
Ergiesse dich, o reicher, dem der Rinder wünscht,
o Indra, und der Rosse wünscht.
8.473 Du gibst uns viele tausend Heerden zum Geschenk,
und gibst uns viele hunderte,
Den Burgzerstörer stimmten wir durch weises Lied
zur Huld, den Indra durch Gesang.
9.474 Mag nun das Wort, o Indra, dir
Nichtdichter oder Dichter weihn,
Wird er dich doch, vielwirkender, dadurch erfreun,
vordringender, gewinnender!
10. Falls meinen Ruf der Armgewaltige vernimmt
der Burgzerbrecher, der vertilgt,
So rufen preisend Indra wir, der vieles wirkt,
den Güterherrn mit Güterlust.
11. Nicht zeigen wir als schlechte uns,
als gabenlos und blöden Sinns;
Den starken Indra wollen wir beim Somasaft
recht zum Genossen machen uns.
12. Den Sieger in den Schlachten spornten wir zur That,
der Frevel rächt, den niemand täuscht;
Er merkt Versehn auch, nimmt als bester Wagenheld
den Streiter fest, den er ereilt.
13. Was uns, o Indra, Furcht erregt,
davor verschaff uns Sicherheit;
Gewähr, o starker, uns durch deine Hülfen das,
den Feind zerschmettre, der uns hasst.
14.475 Für den Verehrer bist du grosser Gaben Herr,
und Schützer seiner Wohnungen,
Drum rufen wir, o reicher, liederfreuter, dich,
o Indra, Soma bringend an.
15. Er ist's, der späht und Feinde schlägt,
und Indra, der uns herrlich schirmt;
Er schütze unsern letzten, unsern mittelsten,
behüte hinten uns und vorn.
16. Von hinten, unten, oben, vorne schütze du,
von allen Seiten, Indra, uns;
Der Götter Schrecken schaffe weit von uns hinweg,
der Götterfeinde Lanzen auch.
17. Uns Sänger schütz, o Indra, heut
und morgen und in Zukunft auch,[476]
Und alle Tage schirme uns, o starker Held,
bei Tag, bei Nacht behüte uns.
18. Der stark du bist, ein Held zerschmetternd, reich an Macht,
verbündet uns zur Heldenthat,
Vielwirkender, gewaltig sind die Arme dir,
die niederschleuderten den Blitz.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro