VIII, 56. [676.] An die Aditja's.

[482] 1. Wir flehen jene Herrscher nun

um Hülfe, die Aditja's, an,

Sie, die zum Beistand gnädig sind.

2. Uns führe Mitra-Varuna

und Arjaman durch Ungemach,

Wie die Aditja's es verstehn.

3. Denn herrlich ist und preisenswerth

ihr Schutz und Schirm dem frommen Mann,

Der den Aditja's eifrig dient.


4. Eur Schutz ist gross, die gross ihr seid,

Varuna, Mitra, Arjaman

Wir wünschen eure Hülfen her.[482]

5. Erhaltet, o Aditja's, uns

am Leben, wenn uns Mord bedroht;

Seid ihr's nicht die ihr Ruf erhört?

6. Welch Schutz euch ist und welcher Schirm

für den, der emsig Soma presst,

Mit dem seid freundlich uns zur Hand.


7. Bei euch ist Rettung aus der Noth,

o Götter, und dem Reinen Glück,

Aditja's, unbefleckte ihr.

8. Nicht fessle diese Fessel uns,

sie löse sich zu unserm Heil;

denn Indra wird als stark gerühmt.

9. Nicht packt uns, die ihr gerne helft,

o Götter, durch Beschäd'gung an

der Feinde, die voll Tücke sind.


10. Und dich, o grosse Aditi,

o Göttin, rufe ich herbei,

Die gnadenreiche mir zum Schutz.

11. Wo's flach, wo's tief ist, rette uns,

o Göttermutter, von dem Feind,

Vor Leid bewahr die Kinder uns.

12. Weitschreitende, weitreichende,

schaff unsern Kindern sichern Schutz,

Dass lebend sie verbreiten sich.


13. Die aller Menschen Häupter sind,

untrüglich, herrlich durch sich selbst

Und treu bewachen das Gesetz,

14. Als solche macht, Aditja's ihr,

uns aus der Wölfe Rachen los,

Aditi, wie gebundnen Dieb.

15. Hinweg von uns geh' dieser Pfeil,

hinweg das Unheil das uns droht,

Aditja's, nicht verletz' es uns.


16. Denn stets, Aditja's, haben wir

genossen eure Hülfen, jetzt

Und früher, reichlich gebende.

17. Denn jedem schafft, o weise, ihr,

wenn er vom Unrecht sich bekehrt,

O Götter, dass er lebend sei.

18. Zum alten fügt dies neue ihr,

Aditja's, was, o Aditi,

Uns löst wie Sklaven von dem Strick,
[483]

19. Nicht soll man je beseitigen,

Aditja's, diese unsre Kraft,

Ihr möget holdgesinnt uns sein.

20. Nicht möge des Vivasvat Spiess,

Aditja's, sein gespitzter Pfeil,

Uns treffen, eh' wir Greise sind.

21. Treibt weg die Feindschaft, weg die Noth,

Aditja's, weg der Rotten Plan,

Weit weg von uns Beschädigung.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 482-484.
Lizenz:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Nachkommenschaften

Nachkommenschaften

Stifters späte Erzählung ist stark autobiografisch geprägt. Anhand der Geschichte des jungen Malers Roderer, der in seiner fanatischen Arbeitswut sich vom Leben abwendet und erst durch die Liebe zu Susanna zu einem befriedigenden Dasein findet, parodiert Stifter seinen eigenen Umgang mit dem problematischen Verhältnis von Kunst und bürgerlicher Existenz. Ein heiterer, gelassener Text eines altersweisen Erzählers.

52 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon