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[537] An die Schmelzbutter. Das Lied, obwol spätern Ursprungs, enthält doch manche schöne Züge und sei hier metrisch wiedergegeben. In Vers 2 und 3 scheint ein Schmelzgefäss mit vier Henkeln und drei Füssen gemeint.


1. Dort aus dem Meer entsprang die süsse Welle,

durch Somasaft drang sie zu' ew'gem Dasein;

Der Butter Wesen, das geheimnissvolle,

ist Götterzunge, ist des Ew'gen Nabel.[537]

2. Wir wollen nun der Butter Wesen preisen,

bei diesem Opfer demuthsvoll es hegen;

Der Priester höre das von uns gepries'ne;

der Büffel mit vier Hörnern spie hervor es.

3. Vier Hörner hat er, auf drei Füssen steht er,

zwei Köpfe sind ihm und der Hände sieben;

Dreifach gebunden brüllt der Stier gewaltig,

der grosse Gott begab sich zu den Menschen.

4. Die dreigetheilt versteckt war von den Pani's,

die Butter fanden in der Kuh die Götter;

Die eine zeugte Indra, Surja eine,

und eine schufen selbst sie aus Verlangen.

5. Es triefen diese aus dem lieben Luftmeer

in hundert Scharen, nicht dem Feinde sichtbar,

Der Butter Ströme blick' ich an mit Staunen;

in ihrer Mitte steht der goldne Rohrstab.A1

6. Zusammen strömen Flüssen gleich die Tränke,

gereinigt innen durch Gebet von Herzen;

Es rieseln diese Wellen reiner Butter,

wie Waldes Thiere fliehend vor Geschossen.

7. Die schnellen fliegen wie im Sturz des Stromes,

hinschiessend rascher als des Windes Wehen,

Der Butter Ströme wie ein feur'ges Rennpferd,

die Bahn durchschneidend, schwellend durch die Wogen.

8. Sie eilten hin, wie Bräute zur Umarmung,

zulächelnd hold dem Agni, sie, die Schönen,

Der Butter Tropfen küssten traut die Flammen,

und liebend nimmt sie auf der Wesenkenner.

9. Ich sehe sie wie Mädchen, die mit Salben

sich schminken, um zur Hochzeit hinzugehen;

Wo Soma, wo das Opfer wird bereitet,

da rieseln hin der Butter helle Tropfen.

10. Rinnt bin zum Loblied, zu der Kühe Wettlauf

und uns verleihet reiche Güterfülle;

Dies unser Opfer führet zu den Göttern;

der Butter Ströme rieseln süsse Labung.

11. An deine Stätte schmiegt die ganze Welt sich an,

im Meer, im Herzen, und in allem, was da lebt;

Erlangen mögen deine süsse Welle wir,

die hingetragne zur Vermischung mit der Flut.

Fußnoten

A1 Agni.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 537-538.
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