853

[468] 7-9. 11-14. Der Kern des Liedes ist oben übersetzt; das übrige, wie es scheint später angefügte, ist voll absichtlicher Dunkelheiten und Räthsel, und die Auslegung sehr zweifelhaft. Die meisten Verse stehen isolirt und ohne Beziehung auf Indra. Es scheinen hier Fragmente zusammengehäuft, die nichts gemeinsam haben als ihre Dunkelheit.


7. Du [Indra] erstandest, wuchsest und erreichtest dein volles Alter; nun muss [vor Indra's Anwachsen] die östliche und die westliche Welthälfte sich auseinander thun; denn die beiden Welthälften können den nicht umfassen, der jenseit dieses Raumes gedrungen ist.

8. Des frommen umherschweifende Kühe haben die Gerste verzehrt; ich sah sie, von Hirten behütet, wandern, von allen Seiten kamen sie rauschend zusammen [nach Sāy. sind die dem Soma beigemischten Milchtränke gemeint]; wie sehr wird an ihnen der unumschränkte Gebieter [Indra] sich ergötzen?[468]

9. »Wenn wir [Rinder] das Gras der Menschen verzehren, dann verzehre ich das Getreide auf dem weiten Felde; dann verlange der angespannte den, der ihn ausspannt, dann schirre der Gebieter den noch nicht angeschirrten an.« [Dieser Vers, von Sāyaṇa nicht er klärt, scheint später eingeschoben.]

11. Wessen Tochter jemals augenlos war, wer möchte diese, sie als blind erkennend, jemals begehren? Welcher von diesen beiden wird auf jenen [den Vater?] das Schleudergeschoss abschiessen, der, welcher sie heimführt, oder der, welcher um sie wirbt?

12. Was ist das für ein Mädchen, das durch das kostbare Geschenk des Liebhabers unter den Freiern gewonnen wird? Glücklich ist die Braut, wenn die schöne sich selbst unter den Männern den Freund erwählt.

13. Von den Füssen an verzehrte er [etwa Agni?] den ihm zugewandten [Todten?], mit dem Haupte das Haupt und nimmt seine Rüstung, der sitzende vertilgt in seinem Schoosse die aufrecht stehende [Morgenröthe??]; niedergewandt folgt er der ausgestreckten in die Erde (?).

14. Hoch ist das Ross [Agni], doch ohne Schatten, ohne Laub; es steht die Mutter [die Morgenröthe], abgelöst frisst das Kalb [Agni]; der andern Mutter [der Nacht] Kalb leckend brüllte sie, in welcher Welt legt die Kuh ihr Euter hin. [Zu vergleichen sind die zwei ersten Zeilen von 289, 13, mit denen die letzten zwei Zeilen unseres Verses identisch sind.]


15-19. Diese Verse scheinen zusammenzugehören und Werke der Angirasen zu schildern.


15. Sieben Männer kamen von Süden herauf, acht von Norden her vereinigten sich mit ihnen; neun kamen von Westen mit Getreide beladen, zehn durchdringen im Osten den Gipfel des Felsens.

16. Den einen bräunlichen [die Sonne?], welcher der Schar der zehne gemeinsam ist, den regen sie an zu erfolgreicher Kraft; die Mutter [die Nacht?] trägt als Leibesfrucht ihn, der schön in ihren Leib gesetzt ist, dem noch unbewussten Huld erweisend.

17. Einen fetten Widder brieten sich die Männer, zum Spiele dienten ihnen die niedergeworfenen Würfel; zwei von ihnen gehen hin zu der Wolkeninsel, der hoch hervorragenden mitten unter den Gewässern, reinigend mit Reinigungsmitteln versehen (?).

18. Schreiend liefen sie alle nach verschiedenen Seiten auseinander »der eine Theil derselben soll kochen, der andere soll nicht kochen«. Dies sagte mir dieser Gott Savitar; der Holz verzehrende, Butter geniessende [Agni] möge hold sein.

19. Ich sah die Schar aus der Ferne herfahren, die ohne Rad durch eigne Kraft sich bewegt; der gütige [Sonnengott, oder Savitar?] geht voran den Geschlechtern der Menschen, in einem Tage sich erneuend, Dämonen [çiçnâ hier gleich çiçnádevān] vertilgend.


20-22. 23. 24. Vers 20-22 beziehen sich auf den drohenden Tod.


20. »Diese meine beiden Stiere des Todes sind angeschirrt«; lasse sie nicht vorschreiten, halte schnell inne; die Wasser auch erreichen das Ziel, was er ihnen setzte; auch der Sonne Verfinsterung ist später eingetreten [nachdem sie ihr Ziel erreicht?].[469]

21. Dieser Donnerkeil, der vielfach nach verschiedenen Seiten sich bewegt, befindet sich unter dem Dunstkreis der hohen Sonne; eine andere Herrlichkeit ist jenseit dieses [Dunstkreises]; dahin dringt auf sicherm Wege das Alter der Greise.

22. An jedem Baume angebunden brüllt die Kuh [des Todes, vgl. Vers 20], von dort her fliegen vor die den Menschen verzehrenden Vögel; darum ist diese ganze Welt voll Furcht, jeder braue dem Indra Soma, und beschenke den Sänger [um dem Tode zu entgehen].

23. In der Wohnung der Götter standen die ersten, aus ihrem Abfall entsprangen die spätern, drei wasserreiche wärmen die Erde, zwei führen den [zu Regen] verdichteten Nebel herbei.

24. Dies ist dein Leben, und darauf achte, nicht mögest du solches vergessen [oder verbergen] in dem Kampfe; er macht den Himmelsglanz offenbar, verbirgt das Dunkel; sein Fuss wird des Schmuckes nicht entkleidet.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 468-470.
Lizenz: