I, 114. An Rudra.[116] 108

1. Dem starken Rudra bringen diese Lieder wir,

dem Männerherrscher mit dem aufgewundnen Haar,

Dass Heil sei dem, was zwei und was vier Füsse hat,

und alles blühe unversehrt in diesem Dorf.

2. Sei hold, o Rudra, und verschaffe Freude uns,

dir Männerherrscher dienen mit Verehrung wir;

Welch Heil und Glück sich Vater Manus opfernd schuf,

das lass erlangen, Rudra, uns durch deine Gunst.

3. Lass deine Gunst erlangen, gnäd'ger Rudra, uns,

des Männerherrschers durch die Götterhuldigung,

Zu unsern Häusern komme her recht hold gesinnt,

lass unverletzt an Männern uns das Opfer weihn.

4. Den prächt'gen Rudra rufen wir zur Hülfe her,

den raschen Seher, der des Opfers Segner ist,

Er treibe weit von uns hinweg der Götter Zorn,

vor allem wünschen wir uns seine Huld herbei.

5. Des Himmels rothen Eber mit geflochtnem Haar,

sein funkelnd Aussehn rufen wir in Demuth her;

Der in der Hand die schönsten Arzeneien trägt,

er mög' uns reichen festen Schutz und Schirm und Schild.

6. Dem Marutvater wird gesungen dieses Lied,

den Rudra labend, süsser noch als Honigseim;

Unsterblicher, verleihe Menschennahrung uns;

sei hold uns selbst, den Kindern und der Enkelschar.[116]

7. Verletze nicht den grossen, noch den kleinen uns,

nicht den erwachsnen, noch auch den, der uns erwächst,

Verwunde unsern Vater, unsre Mutter nicht,

noch füge unsern lieben Leibern Schaden zu.

8. Nicht füge uns an Kind und Enkeln Schaden zu,

an Leuten nicht, an Rindern nicht, an Rossen nicht;

O Rudra, tödte unsre Helden nicht im Zorn,

Dir Opfer bringend rufen immer wir dich an.

9. Zu dir hin trieb ich Lieder wie der Hirt das Vieh;

O Vater du der Maruts, schenk uns deine Huld;

Denn deine Gunst ist heilsam, höchster Gnade voll,

drum flehen wir so recht um deinen Schutz dich an.

(10. 11. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 116-117.
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