X, 98. [924.] Gebet um Regen.[380] 403

Die ersten vier Verse, welche ein Gespräch zwischen »Brihaspati« (Vers 2 und 4) und »Devapi« (V. 1 und 3), der zu Gunsten des Fürsten Çantanu und durch Hülfe des Brihaspati von den Göttern Regen zu erlangen wünscht, scheinen den Grundstock des Liedes zu bilden, an den dann ein späterer Dichter seine Bitte um Regen anschloss. Schon während des Gesprächs fällt der erste Tropfen (V. 3), dem sich tausend Wagenlasten (V. 4) anschliessen sollen und dann das Dankopfer (V. 4.)


1. »Brihaspati, komm her zu meinem Opfer,

sei's nun als Mitra, Varuna, als Puschan;

Sei's mit den Vasu's, Maruts, den Aditja's;

dem Çantanu lass regnen den Pardschanja.«

2. »Als rascher, weiser Götterbote nahte

von dir gesandt zu mir dein Ruf, Devapi,

Mit Eifer strebend wende dich zu mir her;

ich leg' ein glänzend Lied in deinen Mund dir.«

3. »Leg' du ein glänzend Lied in meinen Mund mir,

Brihaspati, ein fehlerloses, muntres,

Durch das dem Çantanu wir Regen schaffen,

des Himmels süsser Tropfen ist gekommen.«

4. »Des Himmels süsse Tropfen mögen kommen,

o Indra, bring' uns tausend Wagenlasten;

Devapi, setze dich als Priester, opfre

zu rechter Zeit und ehr durch Trank die Götter.«


5. Devapi, Rischtischena's Sohn, der Dichter,

sass nieder und erfuhr die Gunst der Götter;

Des Regens Wasser von dem höchsten Himmel,

das Meer ergoss er nieder auf die Erde.

6. In jenem höchsten Himmelsmeere standen

die Wasser noch von Göttern eingeschlossen;

Die strömten nun ergossen durch Devapi,

des Rischtischena Sohn, auf dürre Felder.

7. Als auserwählt zum Priesteramt des Hauses

von Çantanu Devapi betend, flehte,

Da gab das Lied Brihaspati dem Dichter,

ihm Gott-erhörte Regenbitte schenkend.

8. O Agni, den der treffliche Devapi

des Rischtischena Sohn als Mensch entflammte,

An ihm mit allen Göttern dich erfreuend,

lass regenreich die Wetterwolke strömen.

9. Die alten Dichter nahten dir mit Liedern,

o vielgerufner, alle bei den Festen;

[381] 404Lass zu uns strömen tausend Wagenlasten

und komm zum Opfer her mit Flammenrossen.

10. Dir, Agni, sind ergossen diese Tränke,

in tausend neunundneunzig Wagenlasten,

O Held, mit denen fülle viele Leiber,

vom Himmel schenk uns Regen, du erflehter.

11. O Agni, diese neunzigtausend Lasten

reich dar als seinen Theil dem Stiere Indra;

Den Göttern bring zum Himmel hin die Gabe,

die gottbetretnen Pfade richtig kennend.

12. Zerstreue, Agni, Feinde und Gefahren,

die Krankheit tilge, tilge die Gespenster;

Dort aus dem Meer des hocherhabnen Himmels

ergiesse uns die Fülle der Gewässer.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 380-382.
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