X, 39. [865.] Lied der Ghoscha an die Ritter.[325] 332

Als Dichterin dieses und des folgenden Liedes erscheint Ghoscha, die Tochter eines Königs (nach der Sage des Kakschivat.) Sie nennt sich als solche im fünften Vers des folgenden Liedes; aber auch in unserm Liede macht es Vers 3 (verglichen mit 117, 7) und besonders V. 6 wahrscheinlich, dass die Dichterin desselben gleichfalls jene Ghoscha ist. In Betreff der verschiedenen Züge in diesem Liede ist Lied 339 und vor allem 112. 116-119 zu vergleichen. In V. 9 wird dem Saptavadhri dasselbe Schicksal zugeschrieben wie dem Atri, sonst wird jener als in den Spalt eines Baumes eingeklemmt geschildert.


1. Wir rufen jetzt auch wieder euren Wagen an,

der früh und spät begrüsst wird von dem opfernden,

Der schnell, o Ritter, hinrollt um das Erdenrund,

den man so gerne wie des Vaters Namen ruft.

2. Erweckt die Lieder, segnet die Gebete uns,

lasst Reichthums Fülle uns erstehn, das wünschen wir;

Macht herrlich, Ritter, uns das Theil, das ihr bescheert,

und macht den Fürsten werth uns wie den Somasaft.

3. Der alten Jungfrau auch verleiht ihr Liebesglück,

dem trägen auch, und wär's der letzte, helft ihr fort;

Man nennt, o treue, als die guten Aerzte euch

für jeden blinden, siechen und zerschlagenen.

4. Tschjavana auch, der da lag wie ein alter Karrn,

den habt zum Gehn ihr Ritter wieder jung gemacht,

Den Sohn des Tugra zogt ihr aus der Wasserflut;

das alles muss man rühmen euch bei jedem Fest.

5.333 Nun künd' ich eure alten Thaten vor dem Volk,

denn immer wart ihr Aerzte, welche Heil verleihn,

Drum schaffen wir aufs neue euch zur Hülfe her,

damit, o treue, fest der fromme euch vertrau.

6. Ich fleh' euch an, o Ritter, höret meinen Ruf,

und seid mir hold, so wie die Aeltern ihrem Kind;

Ich bin verwaist, Verwandten hab' ich nicht, noch Freund,

so helfet mir, der armen, doch aus solcher Noth.

7.334 Auf eurem Wagen fuhret ihr dem Vimada

als Gattin zu des Purumitra schmucke Maid;

Zur Frau des Schwächlings kamt ihr hin auf ihr Gebet

und schenktet der Purandhi glückliche Geburt.

8. Dem Sänger Kali, da er alt geworden war,

verschafftet ihr aufs neue frische Jugendkraft,

Ihr zoget aus der tiefen Gruft den Vandana,

schnell machtet gehend ihr die lahme Viçpala.

9. Ihr Helden hobt den Rebha, der im Wasser lag,

hervor, o Ritter, als er fast gestorben war;[326]

Dem Atri auch und Saptavadhri machtet ihr

den heissen Schlund der Erde kühl und angenehm.

10. Dem Pedu schenktet, Ritter, ihr das weisse Ross,

das kraftbegabt durch neunundneunzig Kräfte ist,

Das werth des Rühmens rasch den Reiter vorwärts trägt,

das Männer anflehn wie den reichen güt'gen Herrn.

11. Von keiner Seite trifft Gefahr, o Könige,

noch Ungemach und Noth den Mann, o Aditi,

Den, Ritter, ihr nebst seinem Weibe vorwärts bringt,

ihr, die ihr fahrt auf lichter Bahn und gern erhört.

12.335 Mit eurem Wagen, den die Ribhu zimmerten,

der schneller als Gedanken ist, o Ritter, kommt,

Bei dessen Nahn des Himmels Tochter schnell erscheint,

und Tag und Nacht sich scheiden bei Vivasvats Licht.

13. Zur Stätte drangt ihr siegreich durch das Felsgeklüft,

dem Çaju fülltet, Ritter, ihr mit Milch die Kuh;

Die Wachtel habt ihr aus des Wolfes Rachen einst

durch eure Kraft errettet, die verschlungene.

14. Dies Preislied haben wir gemacht euch Rittern,

gezimmert wie die Künstler einen Wagen,

Und ausgeschmückt so wie die Braut dem Freier,

und bringen's euch wie eignen Sohn des Leibes.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 325-327.
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