Zur Vermählung des Königs Wên.2

[65] Ein Entenpaar ruft Wechsellaut,3

Auf Stromes Insel hat's gebaut.

Still, sittsam ist die reine Maid,

Des hohen Fürsten würd'ge Braut.


Seerosen schwimmen mannigfalt,

Und links und rechts durchfährt man sie.

Still, züchtig ist die reine Maid;

Wach und im Schlaf begehrt' er sie.

Und fand er nicht, die sein Begehr,

Wach und im Schlaf gedacht' er der,

Ach wie so sehr, ach wie so sehr!

Und wälzt' und wand sich hin und her.[65]

Seerosen schwimmen mannigfalt,

Und links und rechts wir langen sie.

Still, sittsam ist die reine Maid,

Und Laut' und Hars' empfangen sie.4

Seerosen schwimmen mannigfalt,

Und links und rechts wir pflücken sie.

Still, sittsam ist die reine Maid,

Und Glock' und Pauk' entzücken sie.5

2

Über König Wên (Wên-wâng) siehe die Einleitung. Seine Gemahlin heißt Thái-tse.

3

»Entenpaar« = thsiū kiēu, nach Tschū-hī entenartige Wasservögel, die sich paarweis unzertrennlich halten. In China kommt zur Vermählung die Braut zu dem Bräutigam. In unserm Liede spielt alles darauf an, daß Thái-ssè diese Fahrt zu Wasser gemacht habe. Bei ihrer Ankunft wird sie mit Musik empfangen.

4

Khîn, »Laute«, ein Saiteninstrument mit 5, später mit 7, – sĕ, »Harfe«, ein solches mit 25 Saiten.

5

Glocken und Pauken dienten in China von Alters her als musikalische Instrumente.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 65-66.
Lizenz: