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[859] 16. Das Bráhman erschuf in einer Lotosblume den Brahmán. Dieser Brahmán, nachdem er erschaffen war, kam auf den Gedanken: »Welches ist die eine Silbe, durch die ich alle Wünsche, alle Welten, alle Götter, alle Veden, alle Opfer, alle Reden, alle Belohnungen und alle Wesen, die unbeweglichen und die beweglichen, erlangen kann?« – Und er übte Brahmanwandel. Da sah er jene Silbe »Om«, welche aus zwei Schriftzeichen und vier Moren besteht, welche allbefassend, allbeherrschend, allezeit neu, das Brahman, der Brahman bezeichnende Ausruf, das Brahman als Gottheit habend ist. Damit erlangte er alle Wünsche, alle Welten, alle Götter, alle Veden, alle Opfer, alle Reden, alle Belohnungen und alle Wesen, die unbeweglichen und die beweglichen.
Durch ihr erstes Schriftzeichen erlangte er das Wasser und das Feuchte [lies: apas snehañca]; durch ihr zweites Schriftzeichen erlangte er das Feuer und die Lichter.
17. Durch ihre erste Laut-Mora erlangte er die Erde, das Feuer, die Kräuter und Bäume, den Ṛigveda, den Ausruf [lies: vyâhṛitim] bhûr, das Gâyatrî-Metrum, den Stoma Trivṛit, die östliche[859] Himmelsgegend, die Jahreszeit des Frühlings, und in bezug auf das Selbst die Rede, die Zunge und den Geschmack, diese Organe.
18. Durch ihre zweite Laut-Mora erlangte er den Luft raum, den Wind, den Yajurveda, den Ausruf bhuvar, das Trishṭubh-Metrum, den fünfzehnfachen Stoma, die westliche Himmelsgegend, die Jahreszeit des Sommers, und in bezug auf das Selbst den Odem, die Nase und das Riechen des Geruchs, diese Organe.
19. Durch ihre dritte Laut-Mora erlangte er den Himmel, die Sonne, den Sâmaveda, den Ausruf svar, das Jâgatî-Metrum, den siebzehnfachen Stoma, die nördliche Himmelsgegend, die Jahreszeit des Regens, und in bezug auf das Selbst das Licht, die Augen und das Sehen, diese Organe.
20. Durch ihre va-Laut-Mora (?) erlangte er das Wasser, den Mond, den Atharvaveda, die Sterne, als den Laut Om ihr eigenes Selbst, als den Laut janar das der A giras', das Anushṭubh-Metrum, den einundzwanzigfachen Stoma, die südliche Himmelsgegend, die Jahreszeit des Herbstes, und in bezug auf das Selbst das Manas, das Wissen und das Gewusste, diese Organe.
21. Durch das Hören ihres ma-Lautes erlangte er die epischen und mythologischen Gedichte, die Vedagespräche, die Naraçaṅsa-Lieder, die Upanishad's, [den Inhalt] der Vedavorschriften, die[860] [sieben] Ausrufe vṛidhat, karat, guhat, mahat, tat, çam und om, die mannigfachen, durch ihre Töne heilbringenden Saitenspiele, die [sieben] Töne, Tanz, Gesang und Musik, ferner erlangte er das Götterlied des Citraratha, das Blitzeslicht, das Bṛihatî-Metrum, den dreimal neunfachen und dreiunddreissigfachen Stoma, die feste obere Himmelsgegend, die Jahreszeiten des Winters und des Nachwinters, und in bezug auf das Selbst das Ohr, die Töne und das Hören, diese Organe.
22. Dieser aus nur einer Silbe bestehende Ṛigvers ist vor dem Brahmán und dem Tapas entstanden als das Brahman, als der Atharva-Same des Veda; aus diesem sind die Mantra's entsprungen. Dieser [Praṇava] aber, fürwahr, wenn man die Mantra's ohne Tapas, ungehorsamerweise zu verbotener Zeit studierend, etwas mangelhaft, beschädigt oder unbrauchbar vollbringt, dann bringt er sie durch die Energie der Atharvans wieder zu Kraft; die Mantra's könnten sich [feindlich] gegen mich wenden, wie Embryos die Mutter zu töten suchen könnten [lies: abhijighâṅseyus], [so denkt er] und wendet vorher den Om-Laut an, dann bringt er es durch diese Ṛic wieder zu Kräften; sie also wird vor dem Opfer verwendet und sie hinterher, so wird durch sie das Opfer allseitig ausgebreitet.
[861] Eben dieses wird durch einen Vers gesagt:
»Sie, welche vorher verwendet wird,
Auf dieser Ṛic Laut im höchsten Himmelsraume« ...
(Atharvav. 9,10,18 = Ṛigv. 1,164,39).
Diese Silbe soll ein Brahmane, wenn er einen Wunsch hat, nachdem er drei Nächte Enthaltsamkeit geübt und nach Osten gerichtet schweigend sich auf die Streu gesetzt hat, tausendmal bei sich wiederholen; dann gehen seine Wünsche in Erfüllung und alle seine Opferwerke. – So lautet das Brâhmaṇam.