Âruṇeya-Upanishad.

[691] Âruṇi befragt den Prajâpati darum, wie er die Werke, ohne dass ein Rest bliebe, und (so müssen wir ergänzen) die auf den Werken beruhende Wanderung der Seele loswerden könne? Prajâpati verweist ihn auf das Leben als Sannyâsin, welcher hier im strengsten Sinne gefasst und nicht nur vom Brahmacârin und Gṛihastha, sondern auch vom Vânaprastha und vom Kuṭîcara (dem »Hüttenbesucher«, vgl. über diesen Âçrama-Up. 4, unten S. 712. 715) unterschieden wird. Die Regeln, die hier für sein Leben aufgestellt werden, lassen zwar die systematische Ordnung sowie auch die völlige Zusammenstimmung vermissen, geben aber nichtsdestoweniger, namentlich, wenn man die nächstverwandten Upanishad's zur Ergänzung mit heranzieht, ein anschauliches und im wesentlichen gewiss richtiges Bild jener merkwürdigen Kulturerscheinung des Asketentums, die sich nicht gebildet und bis auf den heutigen Tag erhalten haben würde, wäre nicht die Anlage zu ihr tief in der menschlichen Natur begründet. Wer aber den Menschen voll und ganz erkennen will, der wird keine Seite desselben, die sich im Laufe der Geschichte hervorgetan hat, ausser acht lassen dürfen. Unserm Zeitalter und Weltteil ist die Askese freilich sehr fremd geworden, aber es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass man noch einmal auf dieselbe zurückkommen wird, denn was sie hervorbrachte, liegt im Menschen, liegt in uns allen.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 691-692.
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