[617] Die Götter und Ṛishi's richten an den (persönlichen) Brahmán zwei Fragen:
1) Wie können die Toten, da sie doch ohne Bewusstsein (acetasaḥ) sind, den dargebrachten Mehlkloss (piṇḍa) entgegennehmen?
2) Wenn beim Tode der Leib in die fünf Elemente zerfällt, wo bleibt dann die Seele (haṅsa)?
Zuerst erfolgt (v. 3) die Antwort auf die zweite Frage. Nach dem Tode weilt die Seele drei Tage (tryaham überall mit der Punaer Ausgabe zu lesen) im Wasser, drei im Feuer, drei im Äther und einen im Wind, der sie dann (so müssen wir wohl verstehen) am Ende des zehnten Tages als ψυχοπομπός, ähnlich wie Bṛih. 3,3,2, an ihren Bestimmungsort bringt.
Als Antwort auf die erste Frage schildert Brahman weiter, wie dem Toten durch Darbringung von zehn Mehlklössen nach und nach die Organe und Funktionen des Körpers wiedergegeben werden. Nach dem Scholiasten und einer von ihm zitierten verwandten Stelle aus dem Garuḍapurâṇam erfolgt diese Darbringung der zehn Piṇḍa's an zehn aufeinanderfolgenden Tagen, sei es die zehn, von denen in der zweiten Antwort die Rede war, sei es zehn ihnen folgende.
Die ganze Zeremonie kann sich, die Richtigkeit dieser Angaben vorausgesetzt, natürlich nicht auf das Çrâddha-Opfer beziehen (bei welchem an jedem Neumondstage in drei handbreitgrosse Erdgruben Wasser gegossen und drei Mehlklösse für Vater, Grossvater und Urgrossvater gelegt wurden), sondern muss von einer demselben vorhergehenden Handlung verstanden werden, durch welche der einzelne Tote erst die Fähigkeit erhält, weiterhin an dem allneumondlich den Manen dargebrachten Piṇḍa-Opfer teilnehmen zu können.
1. Die Götter alle und Weisen
Zum Brahmán sprachen dieses Wort:
»Wie können ihren Kloss Tote
Ohne Bewusstsein nehmen hin?« –
2. Und wenn in die fünf Grundstoffe
Der Leib zerfallend kehrt zurück,[618]
Und die Seele (haṅsa) aus ihm auszieht,
An welchem Orte weilt sie dann?« –
Brahmán sprach:
3. »Im Wasser weilt sie drei Tage,
Drei Tage weilt im Feuer sie,
Geht durch den Äther drei Tage
Und einen Tag dann mit dem Wind.
4. Dann bei dem ersten Mehlklosse
Versammeln die Atome sich;
Und bei dem zweiten Mehlklosse
Entstehen neu Fleisch, Haut und Blut;
5. Und bei dem dritten Mehlklosse
Entsteht ihm das Bewusstsein (mati) neu;
Und bei dem vierten Mehlklosse
Entstehn die Knochen und das Mark;
6. Und bei dem fünften Mehlklosse
Hände und Finger, Haupt und Mund;
Und bei dem sechsten Mehlklosse
Bilden Herz, Hals und Gaumen sich;
7. Bei dem siebenten Mehlklosse
Für lange Dauer Lebenskraft;
Und bei dem achten Mehlklosse
Erlangt die Macht der Rede er;
8. Und bei dem neunten Mehlklosse
Spannen alle Organe sich,
Und bei dem zehnten Mehlklosse
Kommen die Kräfte neu in Fluss.
9. So bildet durch die Klossspende
Von Kloss zu Kloss sich neu der Leib.«
Buchempfehlung
Zwei weise Athener sind die Streitsucht in ihrer Stadt leid und wollen sich von einem Wiedehopf den Weg in die Emigration zu einem friedlichen Ort weisen lassen, doch keiner der Vorschläge findet ihr Gefallen. So entsteht die Idee eines Vogelstaates zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Götter. Uraufgeführt während der Dionysien des Jahres 414 v. Chr. gelten »Die Vögel« aufgrund ihrer Geschlossenheit und der konsequenten Konzentration auf das Motiv der Suche nach einer besseren als dieser Welt als das kompositorisch herausragende Werk des attischen Komikers. »Eulen nach Athen tragen« und »Wolkenkuckucksheim« sind heute noch geläufige Redewendungen aus Aristophanes' Vögeln.
78 Seiten, 4.80 Euro