Erster Khaṇḍa.

[204] 1. »Von wem gesandt, fliegt ausgesandt das Manas hin?

Von wem zuerst geschirrt, streicht hin der Odem?

Wer schickt die Rede aus, die wir hier reden?

Wer ist der Gott, der anschirrt Ohr und Auge?«
[204]

2. Des Hörens Hören2 und des Denkens Denken,

Der Rede Reden – sie ist Hauch des Hauchs nur,

Des Auges Seh'n, – der Weise lässt sie fahren;

Und wird, hinscheidend aus der Welt, unsterblich.


3. »Das, bis zu dem kein Aug' vordringt,

Nicht Rede und Gedanke nicht,

Bleibt unbekannt, und nicht sehn wir,

Wie einer es uns lehren mag!«


3b. Verschieden ist's vom Wissbaren,

Und doch darum nicht unbewusst! –

So haben von den Altvordern

Die Lehre überkommen wir.3


4. Was unaussprechbar durch Rede,

Wodurch Rede aussprechbar wird,

Das sollst du wissen als Brahman,

Nicht jenes, was man dort verehrt


5. Was durch das Denken undenkbar,

Wodurch das Denken wird gedacht,

Das sollst du wissen als Brahman,

Nicht jenes, was man dort verehrt.


6. Was durch das Auge unsehbar,

Wodurch man auch das Auge sieht,

Das sollst du wissen als Brahman,

Nicht jenes, was man dort verehrt.


7. Was durch die Ohren unhörbar,

Wodurch man auch das Ohr vernimmt,

Das sollst du wissen als Brahman,

Nicht jenes, was man dort verehrt.


8. Was man durch Riechen nicht wahrnimmt,

Wodurch das Riechen wird gewirkt,

Das sollst du wissen als Brahman,

Nicht jenes, was man dort verehrt.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 204-205.
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