Das Khilakâṇḍam.

[487] (Bṛihadâraṇyaka-Upanishad 5-6).


Dieser letzte Teil unsrer Upanishad trägt seinen Namen Khilakâṇḍam »Nachtragteil« gewiss mit Recht, sofern derselbe zunächst in Adhyâya 5 fünfzehn, oft ganz kleine Abschnitte enthält, welche, meist ohne innern Zusammenhang und, wie es scheint, von sehr verschiedenem Alter, deutlich den Charakter von Nachträgen zeigen. Hingegen bietet Adhyâya 6 als Hauptbestandteil einen grossen und wichtigen Text über die Seelenwanderungslehre, denselben, welchem wir schon Chând. 5,3-10 begegnet sind. Aber die eschatologischen Anschauungen dieses Stückes weichen so erheblich von denen des Yâjñavalkya ab, dass wir den Ursprung dieses Textes wohl in einer andern Vedaschule suchen müssen, von welcher er, um seiner besondern Bedeutung willen, entlehnt und unsrer Upanishad äusserlich angehängt worden zu sein scheint.

Während sonach, wie wir oben, S. 378, sahen, das Madhukâṇḍam und das Yâjñavalkîyam Kâṇḍam wahrscheinlich zwei, vor ihrer Vereinigung selbständig bestehende, Upanishad's bildeten, so scheint das Khilakâṇḍam aus einer erst nach deren Verknüpfung zu einem Ganzen veranstalteten Nachlese, vielleicht nach und nach, erwachsen zu sein und sich an jene beiden ersten Kâṇḍa's in ähnlicher Weise äusserlich angeschlossen zu haben, wie an die einzelnen Prapâṭhaka's der Chândogya-Upanishad die ihnen beigefügten Nachträge (oben S. 64 fg.). Daher auch das Khilakâṇḍam nicht wie die beiden vorhergehenden Kâṇḍa's mit einem Vaṅça schliesst; – denn die beiden am Schlusse desselben stehenden Lehrerlisten (6,5,1-3 und 4) beziehen sich (oben S. 376) nicht auf das Khilakâṇḍam, sondern auf die ganze Çâkhâ (Samhitâ und Brâhmaṇam) der Vâjasaneyin's.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 487-488.
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