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[236] Ajito:
Was ist es, was die Welt verhüllt,
Was ist es, was sie düster läßt,
Wo qualmt der Nebel, sag' mir, her,
Was ist es nur, ihr arges Weh'?
Der Herr:
Unwissen hält die Welt verhüllt,
Die Zwiefalt läßt sie düster sein,
Aus Seufzern qualmt der Nebel her,
Das Leiden ist ihr arges Weh'.
Ajito:
Die Fluten fließen überall,
Was kann den Fluten Stauwerk sein,
Das Wehr der Fluten, gib es an,
Die Fluten, wie man ein sie dämmt.
Der Herr:
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Soviel der Fluten fließen je,
Die Einsicht ist ihr Stauwerk da:
Das Wehr der Fluten geb' ich an,
Die Weisheit ist es, die sie dämmt.
[237] Ajito:
Die Weisheit aber, Einsicht auch,
Begriff und Bild, o Großer du:
Die Frage sollst du lösen mir,
Wo das wohl aufgeht ohne Rest.
Der Herr:
Der solcher Kunde lauschen will,
Ajito, sei es dir gesagt:
Wo kein Begriff und Bild erscheint,
Vollkommen wo das untergeht,
Wo kein Bewußtsein leuchtet auf,
Auf geht es also ohne Rest.
Ajito:
Der Satzung Ende, wer es merkt,
Und wer bei sich da weiterkämpft:
O sag' mir, der so hell du siehst,
In was für Bahnen solche ziehn.
Der Herr:
Dem Reich der Wünsche gern entrückt,
Im Geiste wird er nicht mehr trüb:
Der kundig aller Dinge ward,
Gewärtig zieh' er hin, der Mönch.
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