a. Die träge Materie
§ 263

[64] Die Materie hat zunächst als bloß allgemein und unmittelbar nur einen quantitativen Unterschied und ist besondert in verschiedene Quanta, – Massen, welche in der oberflächlichen Bestimmung eines Ganzen oder Eins Körper sind. Gleichfalls unmittelbar ist der Körper von seiner Idealität unterschieden und ist zwar wesentlich räumlich und zeitlich, aber als im Räume und in der Zeit, und erscheint als deren gegen diese Form gleichgültiger Inhalt.


§ 264

Nach der Raumbestimmung, in welcher die Zeit aufgehoben ist, ist der Körper dauernd, nach der Zeitbestimmung, in der das gleichgültige räumliche Bestehen aufgehoben ist, vergänglich, überhaupt ein ganz zufälliges Eins. Er ist zwar die beide Momente in ihrer Entgegensetzung bindende Einheit, Bewegung, aber als gegen Raum und Zeit (vorh. §), so gegen deren Beziehung (§ 261), die Bewegung, gleichgültig, ist sie ihm äußerlich, wie seine Negation derselben, die Ruhe, – er ist träge.

Die Endlichkeit des Körpers, seinem Begriffe nicht gemäß zu sein, besteht in dieser Sphäre darin, daß er als Materie nur die abstrakte unmittelbare Einheit der Zeit und des Raums, nicht aber in einem deren entwickelte, unruhige Einheit, die Bewegung als immanent an ihm gesetzt ist. – In dieser Bestimmung wird der Körper in der physikalischen Mechanik überhaupt genommen, so daß es Axiom[64] derselben ist, daß der Körper schlechthin nur durch eine äußerliche Ursache in Bewegung als in einen Zustand und ebenso in Ruhe versetzt werde. Es schweben der Vorstellung dabei nur die selbstlosen Körper der Erde vor, von welchen jene Bestimmungen allerdings gelten. Aber dies ist nur die unmittelbare und eben damit abstrakte und endliche Körperlichkeit. Der Körper qua Körper heißt dies Abstraktum des Körpers. Aber die Unwahrheit dieser abstrakten Existenz ist im konkret existierenden Körper aufgehoben, und dies Aufheben beginnt schon am selbstlosen Körper gesetzt zu sein. Unstatthafterweise werden die Bestimmungen der Trägheit, Stoß, Druck, Anziehen, Fall usf., aus der gemeinen Mechanik, der Sphäre der endlichen Körperlichkeit und der damit endlichen Bewegung, in die absolute übergetragen, in welcher die Körperlichkeit und die Bewegung vielmehr in ihrem freien Begriffe existiert.[65]

Quelle:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke. Band 9, Frankfurt a. M. 1979, S. 64-66.
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