17. Reinheit des Wirkens[18] 1

Herrscht ein ganz Großer, so weiß das Volk nur eben, daß er da ist.

Mindere werden geliebt und gelobt,

noch Mindere werden gefürchtet,

noch Mindere werden mißachtet.

Vertraut man nicht genug,

so findet man kein Vertrauen.

Wie überlegt waren jene im Werten ihrer Worte!

Die Werke wurden vollbracht, die Arbeit wurde getan,

und die Leute im Volk dachten alle:

»Wir sind selbständig.«


Erklärung

1 Die Stufenfolge der Fürsten ist sehr bezeichnend. Der Ausdruck: »Vertraut man nicht genug« steht ebenfalls in No. 23. Zum 2. Teil vergleiche das hübsche Volkslied, das unter dem Kaiser Yao gesungen worden sein soll:


Die Sonne geht auf, und ich gehe an die Arbeit;

Die Sonne geht unter, und ich gehe zur Ruhe;

Ich grabe einen Brunnen und trinke;

Ich pflüge ein Feld und esse;

Der Kaiser – was gibt mir der?


(Das alles verdanke ich nicht dem Kaiser, sondern meiner eignen Arbeit.)

Quelle:
Laotse: Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Düsseldorf/Köln 1952, S. 18-19.