Wechselkurs mit Asien

[591] Die folgenden Punkte sind wichtig, einerseits weil sie zeigen, wie England, wenn sein Wechselkurs mit Asien ungünstig ist, sich bei andern Ländern erholen muß, deren Import aus Asien durch englische Vermittlung bezahlt wird. Zweitens aber, weil Herr Wilson hier wieder den törichten Versuch macht, die Wirkung einer Ausfuhr von Edelmetall auf die Wechselkurse zu identifizieren mit der Wirkung eines Exports von Kapital überhaupt auf diese Kurse; beides im Fall, wo es sich handelt um Export, nicht als Zahlungs- oder Kaufmittel, sondern für Kapitalanlage. Zunächst ist es selbstverständlich, daß, ob soundso viel Millionen Pfd. St. in Edelmetall oder in Eisenschienen nach Indien geschickt werden, um sie dort in Eisenbahnen anzulegen, dies beides nur verschiedne Form ist, denselben Kapitalbelauf von einem Land auf ein andres zu übertragen; und zwar eine Übertragung, die nicht in die Rechnung der gewöhnlichen merkantilen Geschäfte eingeht,[591] und wofür das exportierende Land keinen andern Rückfluß erwartet als spätre jährliche Revenue aus den Einkünften dieser Eisenbahnen. Geschieht dieser Export in Form von Edelmetall, so wird er, weil Edelmetall, und als solches unmittelbar leihbares Geldkapital und Basis des ganzen Geldsystems, nicht notwendig unter allen Umständen, aber unter früher entwickelten, direkt auf den Geldmarkt, und damit auf den Zinsfuß, des dies Edelmetall exportierenden Landes wirken. Er wirkt auch ebenso direkt auf den Wechselkurs. Es wird nämlich nur deshalb Edelmetall versandt, weil und soweit die Wechsel, z.B. auf Indien, die im Londoner Geldmarkt angeboten werden, nicht hinreichen, um diese Extrarimessen zu machen. Es findet also eine das Angebot übersteigende Nachfrage für Wechsel auf Indien statt, und so wendet sich der Kurs momentan gegen England, nicht weil es an Indien verschuldet ist, sondern weil es außerordentliche Summen nach Indien zu schicken hat. Auf die Dauer muß eine solche Versendung von Edelmetall nach Indien dahin wirken, die indische Nachfrage nach englischen Waren zu vermehren, weil sie indirekt die Konsumtionsfähigkeit Indiens für europäische Waren steigert. Wird dagegen das Kapital in der Form von Schienen usw. verschickt, so kann es gar keinen Einfluß auf den Wechselkurs haben, da Indien keine Rückzahlung dafür zu machen hat. Ebendeshalb braucht es auch keinen Einfluß auf den Geldmarkt zu haben. Einen solchen Einfluß sucht Wilson dadurch herauszubringen, daß solche Extraauslage eine Extranachfrage nach Geldakkommodation hervorbringe und so auf den Zinsfuß wirken werde. Dies kann der Fall sein; aber zu behaupten, daß es unter allen Umständen stattfinden müsse, ist total verkehrt. Wo immer die Schienen hingeschickt und festgelegt werden, ob auf englischem Boden oder indischem, sie stellen nichts vor, als eine bestimmte Ausdehnung englischer Produktion in einer bestimmten Sphäre. Zu behaupten, daß eine Ausdehnung der Produktion, selbst innerhalb sehr weiter Grenzen, nicht stattfinden könne ohne Herauftreibung des Zinsfußes, ist Torheit. Die Geldakkommodation mag wachsen, d.h. die Summe der Geschäfte, worin Kreditoperationen eingehn; aber diese Operationen können zunehmen bei gleichbleibendem gegebnem Zinsfuß. Dies war wirklich der Fall während der Eisenbahnmanie in England in den 40er Jahren. Der Zinsfuß stieg nicht. Und es ist augenscheinlich, daß, soweit wirkliches Kapital, d.h. hier Waren, in Betracht kommt, die Wirkung auf den Geldmarkt ganz dieselbe ist, ob diese Waren fürs Ausland bestimmt sind oder für innern Verbrauch. Es könnte nur dann einen Unterschied machen, wenn Englands Kapitalanlagen im Ausland beschränkend auf seinen kommerziellen Export wirkten – den Export, der bezahlt werden muß,[592] also einen Rückfluß bringt – oder soweit diese Kapitalanlagen überhaupt schon Symptom von Überanspannung des Kredits und beginnender Schwindeloperationen wären.

Im folgenden fragt Wilson und antwortet Newmarch.

1786. »Sie sagten früher, mit Bezug auf die Silbernachfrage für Ostasien, daß nach Ihrer Ansicht die Wechselkurse mit Indien zugunsten Englands seien, trotz der fortwährend nach Ostasien gesandten bedeutenden Metallschätze; haben Sie Gründe hierfür? – Allerdings... Ich finde, daß der wirkliche Wert der Ausfuhren des Vereinigten Königreichs nach Indien 1851 sich auf 7420000 Pfd. St. belief; hierzu ist zu addieren der Betrag der Wechsel des India House, d.h. der Fonds, die die Ostindische Kompanie von Indien zieht zur Bestreitung ihrer eignen Ausgaben. Diese Tratten betrugen in jenem Jahr 3200000 Pfd. St.; so daß die Gesamtausfuhr des Vereinigten Königreichs nach Indien 10620000 Pfd. St. betrug. 1855... war der wirkliche Wert des Warenexports gestiegen auf 10350000 Pfd. St.; die Tratten des India House waren 3700000 Pfd. St.; die Totalausfuhr also 14050000 Pfd. St. Für 1851, glaube ich, haben wir kein Mittel, den wirklichen Wert der Wareneinfuhr von Indien nach England festzustellen; wohl aber für 1854 und 1855. 1855 war der gesamte wirkliche Wert der Wareneinfuhr von Indien nach England 12670000 Pfd. St., und diese Summe, verglichen mit den 14050000 Pfd. St., läßt eine Bilanz zugunsten Englands im direkten Handel zwischen beiden Ländern von 1380000 Pfd. St.«

Hierauf bemerkt Wilson, daß die Wechselkurse auch durch den indirekten Handel berührt werden. So werden z.B. die Ausfuhren von Indien nach Australien und Nordamerika durch Tratten auf London gedeckt und wirken daher auf den Wechselkurs ganz so, als ob die Waren direkt von Indien nach England gingen. Ferner, wenn Indien und China zusammengenommen werden, so sei die Bilanz gegen England, da China fortwährend bedeutende Zahlungen für Opium an Indien und England Zahlungen an China zu machen hat und die Beträge auf diesem Umweg nach Indien gehn. (1787, 1788.)

1791 fragt nun Wilson, ob der Effekt auf die Wechselkurse nicht derselbe sein werde, einerlei ob das Kapital »in Form von Eisenschienen und Lokomotiven, oder in Form von Metallgeld hinausginge«. Hierauf antwortet Newmarch ganz richtig: die 12 Mill. Pfd. St., die in den letzten Jahren für Eisenbahnbau nach Indien gesandt, hätten gedient zum Ankauf einer Jahresrente, die Indien in regelmäßigen Terminen an England zu zahlen habe.

»Soweit unmittelbare Wirkung auf den Edelmetallmarkt in Betracht kommt, kann die Anlage der 12 Mill. Pfd. St. eine solche nur ausüben, soweit Metall hinausgesandt werden mußte für wirkliche Anlage in Geld.«

[593] 1797. (Weguelin fragt:) »Wenn kein Rückfluß erfolgt für dies Eisen« (die Schienen), »wie kann man sagen, daß es auf den Wechselkurs wirkt? – Ich glaube nicht, daß der Teil der Auslage, der in Form von Waren hinausgeschickt wird, den Stand des Wechselkurses affiziert... der Stand des Kurses zwischen zwei Ländern wird, man kann sagen ausschließlich, affiziert durch die Quantität der Obligationen oder Wechsel, die in dem einen Land angeboten werden, verglichen mit der Quantität, die im andern Land dagegen angeboten wird; das ist die rationelle Theorie des Wechselkurses. Was die Übersendung der 12 Millionen betrifft, so sind diese 12 Millionen zunächst hier gezeichnet worden; wäre nun das Geschäft derart, daß diese gesamten 12 Mill. in Kalkutta, Bombay und Madras in Hartgeld niedergelegt werden..., so würde diese plötzliche Nachfrage gewaltsam auf den Silberpreis und den Wechselkurs wirken, gradesogut als wenn die Ostindische Kompanie morgen ankündigte, daß sie ihre Tratten von 3 auf 12 Mill. erhöhe. Aber die Hälfte dieser 12 Mill. wird ausgelegt... im Ankauf von Waren in England... Eisenschienen und Holz und andre Stoffe... es ist eine Auslage von englischem Kapital in England selbst, für eine gewisse Warensorte, die nach Indien geschickt wird, und damit hat die Sache ein Ende.« – 1798. (Weguelin:) »Aber die Produktion dieser für die Eisenbahnen nötigen Waren von Eisen und Holz produziert eine starke Konsumtion auswärtiger Waren, und diese könnte doch den Wechselkurs affizieren? – Sicherlich.«

Wilson meint nun, das Eisen repräsentiere zum großen Teil Arbeit, und der für diese Arbeit gezahlte Lohn repräsentiere großenteils importierte Waren (1799), und fragt dann weiter:

1801. »Aber ganz allgemein gesprochen: wenn man die Waren, die produziert worden sind vermittelst der Konsumtion dieser importierten Waren, derart hinausschickt, daß wir keine Retour dafür erhalten, sei es in Produkten oder sonstwie; würde dies nicht die Wirkung haben, die Kurse ungünstig für uns zu machen? – Dieses Prinzip ist genau, was stattfand in England während der Zeit der großen Eisenbahnanlagen« 〈1845}. »Drei oder vier oder fünf Jahre hintereinander haben Sie auf Eisenbahnen 30 Mill. Pfd. St. ausgelegt und fast das ganze in Arbeitslohn. Sie haben während drei Jahren im Bau von Eisenbahnen, Lokomotiven, Wagen und Bahnhöfen eine stärkre Volkszahl unterhalten als in allen Fabrikdistrikten zusammen. Diese Leute... legten ihren Lohn aus im Ankauf von Tee, Zucker, Spirituosen und andren auswärtigen Waren; diese Waren mußten importiert werden; aber es steht fest, daß während der Zeit, wo diese große Auslage vor sich ging, die Wechselkurse zwischen England und andren Ländern nicht wesentlich gestört wurden. Es fand kein Abfluß von Edelmetall statt, im Gegenteil, eher ein Zufluß.«

1802. Wilson besteht darauf, daß bei ausgeglichener Handelsbilanz und Parikurs zwischen England und Indien die Extrasendung des Eisens und der Lokomotiven »den Wechselkurs mit Indien affizieren müsse«. Newmarch kann dies nicht einsehn, solange die Schienen als Kapitalanlage[594] hinausgeschickt werden und Indien sie nicht in dieser oder jener Form zu bezahlen hat; er fügt hinzu:

»Ich stimme mit dem Prinzip überein, daß kein Land auf die Dauer einen ungünstigen Wechselkurs haben kann mit allen Ländern, womit es handelt; ein ungünstiger Wechselkurs mit einem Land produziert notwendig einen günstigen mit einem andern.«

Hierauf wirft ihm Wilson die Trivialität ein:

1803. »Würde aber nicht eine Kapitalübertragung dieselbe sein, ob das Kapital in dieser oder jener Form geschickt wird? – Soweit die Schuldverpflichtung in Betracht kommt, jawohl.« – 1804. »Ob Sie also Edelmetall herausschicken oder Waren, die Wirkung des Eisenbahnbaus in Indien auf den Kapitalmarkt hier würde also dieselbe sein und würde den Wert des Kapitals ebenso erhöhen, als ob das Ganze in Edelmetall hinausgesandt wäre?«

Wenn die Eisenpreise nicht stiegen, so war das jedenfalls ein Beweis, daß der »Wert« des in Schienen steckenden »Kapitals« nicht vermehrt war. Worum es sich handelt, ist der Wert des Geldkapitals, der Zinsfuß. Wilson möchte Geldkapital und Kapital überhaupt identifizieren. Die einfache Tatsache ist zunächst die, daß in England 12 Mill. für indische Eisenbahnen gezeichnet waren. Dies ist eine Sache, die direkt nichts mit den Wechselkursen zu tun hat, und die Bestimmung der 12 Mill. ist für den Geldmarkt ebenfalls gleichgültig. Ist der Geldmarkt in günstiger Lage, so braucht dies überhaupt keine Wirkung zu produzieren, wie die englischen Eisenbahnzeichnungen 1844 und 1845 den Geldmarkt ebenfalls unberührt ließen. Ist der Geldmarkt schon einigermaßen schwierig, so könnte der Zinsfuß allerdings dadurch betroffen werden, aber doch nur in der Richtung der Steigerung, und dies müßte ja nach Wilsons Theorie günstig auf die Kurse für England wirken, d.h. die Tendenz zur Ausfuhr von Edelmetall hemmen; wenn nicht nach Indien, so doch woandershin. Herr Wilson springt von einem zum andern. In Frage 1802 sollten die Wechselkurse affiziert werden; in Nr. 1804 der »Wert des Kapitals«, zwei sehr verschiedne Dinge. Der Zinsfuß mag auf die Wechselkurse, und die Kurse mögen auf den Zinsfuß wirken, aber bei wechselnden Kursen kann der Zinsfuß, und bei wechselndem Zinsfuß können die Kurse konstant sein. Es will Wilson nicht in den Kopf, daß bei der Kapitalversendung ins Ausland, die bloße Form, in der es versandt wird, einen solchen Unterschied in der Wirkung macht, d.h. daß die Formverschiedenheit des Kapitals diese Wichtigkeit hat, und nun gar erst seine Geldform, was der ökonomischen Aufklärung gar sehr widerspricht. Newmarch antwortet dem Wilson sofern einseitig, als er ihn gar nicht aufmerksam macht, daß er so plötzlich und ohne Grund vom Wechselkurs[595] auf den Zinsfuß übergesprungen ist. Newmarch antwortet auf jene Frage 1804 unsicher und schwankend:

»Kein Zweifel, wenn 12 Mill. aufgebracht werden sollen, so ist es unwesentlich, soweit der allgemeine Zinsfuß in Betracht kommt, ob diese 12 Mill. in Edelmetall oder in Materialien herausgeschickt werden sollen. Ich glaube jedoch« (schöner Übergang dies jedoch, um nun das direkte Gegenteil zu sagen), »dies ist nicht ganz unwesentlich« (es ist unwesentlich, aber jedoch ist es nicht unwesentlich), »weil in dem einen Fall die 6 Mill. Pfd. St. sofort zurückfließen würden; in dem andern Fall würden sie nicht so rasch zurückfließen. Deshalb würde es einigen« (welche Bestimmtheit!) »Unterschied machen, ob die 6 Mill. hier im Lande ausgelegt werden oder ob sie ganz herausgeschickt werden.«

Was soll das heißen, daß die 6 Mill. sofort zurückfließen würden? Soweit die 6 Mill. Pfd. St. in England verausgabt sind, existieren sie in Schienen, Lokomotiven etc., die nach Indien geschickt werden, von wo sie nicht zurückkehren, und ihr Wert erst durch Amortisation, also sehr langsam, während die 6 Mill. Edelmetall vielleicht sehr rasch in natura retournieren. Soweit die 6 Mill. in Arbeitslohn verausgabt sind, sind sie aufgegessen; aber das Geld, worin sie vorgeschossen waren, zirkuliert nach wie vor im Lande oder bildet Reserve. Dasselbe gilt von den Profiten der Schienenproduzenten und dem Teil der 6 Mill., der ihr konstantes Kapital ersetzt. Die zweideutige Phrase vom Rückfluß wird also von Newmarch nur gebraucht, um nicht direkt zu sagen: Das Geld ist im Lande geblieben, und soweit es als leihbares Geldkapital fungiert, ist der Unterschied für den Geldmarkt (abgesehn davon, daß etwa die Zirkulation mehr Hartgeld verschluckt haben könnte) nur der, daß es für Rechnung von A statt von B verausgabt wird. Anlage dieser Art, wo das Kapital in Waren, nicht in Edelmetall in fremde Länder übertragen wird, kann nur auf die Wechselkurse wirken (und zwar nicht mit dem Land, worin angelegt wird), soweit die Produktion dieser exportierten Waren Extraimport andrer auswärtiger Waren erheischt. Diese Produktion ist dann nicht bestimmt, diesen Extraimport zu liquidieren. Dasselbe findet aber bei jedem Export auf Kredit statt, einerlei, ob als Kapitalanlage oder für gewöhnliche Handelszwecke. Außerdem kann dieser Extraimport auch rückwirkend Extranachfrage nach englischen Waren z.B. auf seiten der Kolonien oder der Vereinigten Staaten hervorrufen.


Vorher [1786] sagte Newmarch, infolge der Tratten der Ostindischen Kompanie seien die Ausfuhren von England nach Indien größer als die Einfuhren. Sir Charles Wood nimmt ihn über diesen Punkt ins Kreuzverhör.[596] Dieser Überschuß englischer Ausfuhr nach, über die Einfuhr von, Indien wird tatsächlich zustande gebracht durch eine Einfuhr von Indien, wofür England kein Äquivalent zahlt: die Tratten der Ostindischen Kompanie (jetzt der ostindischen Regierung) lösen sich auf in einen Tribut, der von Indien erhoben wird. Z.B. 1855: die Einfuhr von Indien nach England von 12670000 Pfd. St.; die englischen Ausfuhren nach Indien 10350000 Pfd. St. Bilanz zugunsten Indiens 2250000 Pfd. St.

»Wenn hiermit die Sachlage erschöpft wäre, so würden diese 2250000 Pfd. St. in irgendeiner Form nach Indien zu remittieren sein. Aber dann kommen die Aufforderungen vom India House. Das India House annonciert, daß es in der Lage ist, Tratten auf die verschiednen Präsidentschaften in Indien auszugeben zum Betrage von 3250000 Pfd. St.« (Dieser Betrag wurde erhoben für die Londoner Unkosten der Ostindischen Kompanie und für die an die Aktionäre zu zahlenden Dividenden.) »Und dies liquidiert nicht nur die Bilanz von 2250000 Pfd. St., die im Handelsweg entstand, sondern ergibt noch eine Million Überschuß.« (1917.)

1922. (Wood:) »Dann ist also die Wirkung dieser Tratten des India House, nicht die Ausfuhren nach Indien zu vermehren, sondern sie pro tanto zu vermindern?«

(Soll heißen, die Notwendigkeit zu vermindern, die Einfuhr von Indien durch Ausfuhr ebendorthin zu diesem Betrag zu decken.) Dies erklärt Herr Newmarch dadurch, daß die Engländer für diese 3700000 Pfd. St. »gute Regierung« nach Indien importieren. (1925.) Richtig und ironisch sagt Wood, der als Minister für Indien die von den Engländern importierte Sorte »guter Regierung« sehr gut kannte, 1926:

»Dann ist die Ausfuhr, die, wie Sie sagen, durch die India-House-Tratten verursacht wird, eine Ausfuhr von guter Regierung und nicht von Waren.«

Da England viel exportiert »in dieser Weise« für »gute Regierung« und für Kapitalanlagen in auswärtigen Ländern – also Einfuhren erhält, die ganz unabhängig sind vom gewöhnlichen Gang des Geschäfts, Tribute, teils für exportierte »gute Regierung«, teils als Revenue von in den Kolonien und anderswo angelegtem Kapital, Tribute, wofür es kein Äquivalent zu zahlen hat –, so ist klar, daß die Wechselkurse nicht affiziert werden, wenn England diese Tribute einfach aufißt, ohne Gegenexport; es ist also auch klar, daß die Kurse nicht affiziert werden, wenn es diese Tribute wieder anlegt, nicht in England, sondern produktiv oder unproduktiv im Ausland; wenn es z.B. Munition dafür nach der Krim schickt. Zudem, soweit die Einfuhren vom Ausland in die Revenue von England eingehn – bezahlt müssen sie natürlich sein, entweder als Tribut, wo kein Äquivalent nötig, oder durch Austausch gegen diese nicht bezahlten Tribute oder im gewöhnlichen Gang des Handels –, kann England sie entweder konsumieren oder[597] sie als Kapital wieder neu anlegen. Weder das eine noch das andre berührt die Wechselkurse, und dies übersieht der weise Wilson. Ob einheimisches oder fremdes Produkt einen Teil der Revenue bildet, wo der letztere Fall nur Austausch heimischer Produkte gegen auswärtige voraussetzt, – der Konsum dieser Revenue, produktiv oder unproduktiv, ändert nichts an den Wechselkursen, wenn auch an der Stufenleiter der Produktion. Danach ist das Folgende zu beurteilen.

1934. Wood fragt ihn, wie die Sendung von Kriegsvorräten nach der Krim den Wechselkurs mit der Türkei affizieren würde. Newmarch antwortet:

»Ich sehe nicht ein, wie die bloße Versendung von Kriegsvorräten den Wechselkurs notwendig affizieren würde, aber die Versendung von Edelmetall würde den Kurs sicherlich affizieren.«

Hier unterscheidet er also Kapital in Geldform von andrem Kapital. Aber nun fragt Wilson:

1935. »Wenn Sie einen Export veranstalten in großer Ausdehnung von irgendeinem Artikel, wofür kein korrespondierender Import stattfindet«,

(Herr Wilson vergißt, daß in Beziehung auf England sehr bedeutender Import stattfindet, wofür nie ein entsprechender Export stattgefunden hat, ausgenommen in der Form von »guter Regierung« oder von früher exportiertem Anlagekapital; jedenfalls kein Import, der in die regelmäßige Handelsbewegung eingeht. Aber dieser Import wird wieder ausgetauscht z.B. mit amerikanischem Produkt, und daß amerikanisches Produkt exportiert wird ohne entsprechenden Import, ändert nichts an der Sache, daß der Wert dieses Imports konsumiert werden kann ohne einen äquivalenten Abfluß nach außen; es ist empfangen worden ohne Gegenexport, und es kann daher auch verbraucht werden, ohne in die Handelsbilanz einzugehn)

»so bezahlen Sie nicht die auswärtige Schuld, die Sie durch ihre Einfuhr kontrahiert haben.«

(Aber wenn Ihr diesen Import schon vorher bezahlt habt, z.B. durch den im Ausland gegebnen Kredit, so wird keine Schuld dadurch kontrahiert, und die Frage hat gar nichts zu tun mit der internationalen Bilanz; sie löst sich auf in produktive oder unproduktive Ausgabe, einerlei ob die so verbrauchten Produkte inländisches oder ausländisches Produkt sind.)

»Und deshalb müssen Sie durch diese Transaktion die Wechselkurse affizieren, indem die ausländische Schuld nicht bezahlt wird, weil Ihr Export keinen korrespondierenden Import hat. – Das ist richtig von Ländern im allgemeinen.«

Der Vortrag des Wilson kommt darauf hinaus, daß jeder Export ohne entsprechenden Import zugleich ein Import ohne entsprechenden Export[598] ist; weil in die Produktion des exportierten Artikels fremde, also importierte Waren eingehn. Die Unterstellung ist, daß jeder solcher Export begründet ist auf einen nicht bezahlten Import oder ihn erzeugt –, also Schuld ans Ausland. Dies ist falsch, selbst abgesehn von den zwei Umständen, daß England 1. Gratisimporte hat, wofür es kein Äquivalent zahlt; z.B. einen Teil seiner indischen Importe. Es kann diese austauschen gegen amerikanische Importe, und letztre exportieren ohne Gegenimport; jedenfalls, was den Wert betrifft, hat es nur exportiert, was ihm nichts gekostet hat. Und 2. es mag Importe bezahlt haben, z.B. amerikanische, die zuschüssiges Kapital bilden; wenn es diese unproduktiv, z.B. in Kriegsmunition konsumiert, so bildet dies keine Schuld gegen Amerika und affiziert nicht den Wechselkurs mit Amerika. Newmarch widerspricht sich 1934 und 1935 und wird hierauf aufmerksam gemacht durch Wood, 1938:

»Wenn kein Teil der Waren, angewandt in der Anfertigung der Artikel, die wir ausführen, ohne daß Rückfluß erfolgt« (Kriegsausgabe), »herkommt von dem Lande, wohin diese Artikel geschickt werden, wie berührt dies den Wechselkurs mit diesem Lande? Angenommen, der Handel mit der Türkei sei im gewöhnlichen Zustand des Gleichgewichts; wie wird der Wechselkurs zwischen England und der Türkei affiziert durch die Ausfuhr von Kriegsvorräten nach der Krim?«

Hier verliert Newmarch seinen Gleichmut; er vergißt, daß er dieselbe einfache Frage unter Nr. 1934 bereits richtig beantwortet hat, und sagt:

»Wir haben, scheint mir, die praktische Frage erschöpft und kommen jetzt in eine sehr erhabne Region metaphysischer Diskussion.«


〈Wilson hat noch eine andre Fassung seiner Behauptung, daß der Wechselkurs affiziert werde durch jede Kapitalübertragung von einem Land auf ein andres, gleichviel ob diese stattfinde in Form von Edelmetall oder von Waren. Wilson weiß natürlich, daß der Wechselkurs affiziert wird durch den Zinsfuß, speziell durch das Verhältnis der in den beiden Ländern, deren gegenseitiger Wechselkurs in Frage ist, geltenden Zinsraten. Kann er nun nachweisen, daß Überschuß an Kapital überhaupt, also zunächst an Waren aller Art, mit Einschluß von Edelmetall, eine mitbestimmende Wirkung auf den Zinsfuß ausübt, so kommt er seinem Ziel schon einen Schritt näher; Übertragung eines bedeutenden Teils dieses Kapitals auf ein andres Land muß dann in beiden Ländern den Zinsfuß ändern, und zwar in entgegengesetzter Richtung und damit in zweiter Instanz auch den Wechselkurs zwischen beiden Ländern. – F.E.}[599]


Er sagt nun in dem, damals von ihm redigierten »Economist« 1847, p. 574:

»Es ist klar, daß ein solcher Überschuß von Kapital, angezeigt durch große Vorräte aller Art, Edelmetall eingeschlossen, notwendig führen muß nicht allein zu niedrigen Preisen der Waren überhaupt, sondern zu einem niedrigeren Zinsfuß für den Gebrauch von Kapital (1). Wenn wir einen Vorrat von Waren zur Hand haben, hinreichend, dem Land für zwei kommende Jahre zu dienen, so wird Kommando über diese Waren für eine gegebne Periode zu viel niedrigerer Rate erhalten, als wenn der Vorrat kaum für zwei Monate ausreicht (2). Alle Anleihen von Geld, in welcher Form immer gemacht, sind nur Übertragung des Kommandos über Waren von dem einen auf den andern. Sind Waren daher überflüssig vorhanden, so muß der Geldzins niedrig, sind sie selten, so muß er hoch sein (3). Wenn die Waren reichlicher zufließen, wird die Zahl der Verkäufer im Vergleich mit der Zahl der Käufer zunehmen, und im Maß, wie die Quantität die Bedürfnisse der unmittelbaren Konsumtion übersteigt, muß ein stets größerer Teil für spätern Gebrauch aufbewahrt werden. Unter diesen Umständen wird ein Warenbesitzer zu niedrigeren Bedingungen auf künftige Zahlung oder auf Kredit verkaufen, als wenn er sicher wäre, daß sein ganzer Vorrat in wenigen Wochen zum Verkauf käme«(4).

Zu dem Satz ad (1) ist zu bemerken, daß ein starker Zufluß von Edelmetall stattfinden kann gleichzeitig mit einer Einschränkung der Produktion, wie dies stets der Fall ist in der Zeit nach einer Krise. In der folgenden Phase mag Edelmetall zufließen von Ländern, die vorwiegend Edelmetall produzieren; die Einfuhr der andern Waren wird in dieser Periode gewöhnlich durch die Ausfuhr ausgeglichen. In diesen beiden Phasen ist der Zinsfuß niedrig und nur langsam steigend; warum, haben wir gesehn. Dieser niedrige Zinsfuß ließ sich überall erklären ohne irgend welche Einwirkung irgendwelcher »großen Vorräte aller Art«. Und wie soll diese Einwirkung stattfinden? Der niedrige Preis von Baumwolle z.B. ermöglicht hohe Profite der Spinner usw. Warum ist nun der Zinsfuß niedrig? Sicher nicht, weil der Profit, der mit geliehenem Kapital gemacht werden kann, hoch ist. Sondern einzig und allein, weil unter den bestehenden Umständen die Nachfrage nach Leihkapital nicht wächst im Verhältnis zu diesem Profit; also das Leihkapital andre Bewegung hat als das industrielle Kapital. Was der »Economist« beweisen will, ist gerade das Umgekehrte: daß seine Bewegung identisch sei mit der Bewegung des industriellen Kapitals.

Der Satz ad (2), wenn wir die absurde Voraussetzung eines Vorrats für zwei Jahre im voraus bis zur Ermöglichung eines Sinns herabmindern, unterstellt eine Überführung des Warenmarkts. Dies würde ein Sinken der Preise verursachen. Es wäre weniger zu zahlen für einen Ballen Baumwolle. Daraus folgt keineswegs, daß das Geld, um einen Ballen Baumwolle zu kaufen, wohlfeiler aufzunehmen wäre. Dies hängt ab vom Stand des Geldmarkts.[600] Wenn es wohlfeiler aufzunehmen ist, dann nur, weil der kommerzielle Kredit in solcher Lage ist, daß er den Bankkredit weniger in Anspruch zu nehmen genötigt ist als gewöhnlich. Die den Markt überführenden Waren sind Lebensmittel oder Produktionsmittel. Der niedrige Preis beider erhöht den Profit des industriellen Kapitalisten. Warum soll er den Zins erniedrigen, außer durch den Gegensatz, statt der Identität, zwischen Reichlichkeit von industriellem Kapital und Nachfrage nach Geldakkommodation? Die Umstände liegen so, daß der Kaufmann und der Industrielle einander leichter Kredit geben können; wegen dieser Erleichterung des kommerziellen Kredits braucht der Industrielle wie der Kaufmann weniger Bankkredit; daher kann der Zinsfuß niedrig sein. Dieser niedrige Zinsfuß hat nichts zu tun mit dem Zufluß von Edelmetall, obgleich beide nebeneinander gehn können, und dieselben Ursachen, die die niedrigen Preise der Einfuhrartikel, auch den Überschuß des zugeführten Edelmetalls produzieren mögen. Wäre der Importmarkt wirklich überführt, so bewiese dies Abnahme der Nachfrage für Importwaren, die bei niedrigen Preisen unerklärlich wäre, außer als Folge von Einschränkung der heimischen industriellen Produktion; dies aber wäre wieder unerklärlich bei übergroßen Einfuhren zu niedrigen Preisen. Lauter Absurditäten, um zu beweisen, daß Fallen der Preise = Fallen des Zinses. Beides mag gleichzeitig nebeneinander bestehn. Dann aber als Ausdruck des Gegensatzes der Richtungen, worin die Bewegung von industriellem Kapital und die Bewegung von leihbarem Geldkapital erfolgt, nicht als Ausdruck ihrer Identität.

Warum, ad (3), der Geldzins niedrig sein soll, wenn Waren im Überfluß vorhanden, ist auch nach dieser weiteren Ausführung nicht abzusehn. Sind Waren wohlfeil, so brauche ich, um ein bestimmtes Quantum zu kaufen, sage 1000 Pfd. St. statt früher 2000. Vielleicht aber lege ich auch jetzt 2000 Pfd. St. an und kaufe dafür das Doppelte der Waren gegen früher und erweitre mein Geschäft durch Vorschuß desselben Kapitals, das ich vielleicht aufnehmen muß. Ich kaufe jetzt wie früher für 2000 Pfd. St. Meine Nachfrage auf dem Geldmarkt bleibt also dieselbe, wenn auch meine Nachfrage auf dem Warenmarkt mit dem Sinken der Warenpreise steigt. Fällt aber diese letztre, d.h. erweitert sich die Produktion nicht mit dem Sinken der Warenpreise, was allen Gesetzen des »Economist« widersprechen würde, so nähme die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital ab, obgleich der Profit zunähme; dieser zunehmende Profit würde aber Nachfrage nach Leihkapital schaffen. Übrigens mag die Niedrigkeit der Warenpreise aus drei Ursachen herrühren. Erstens aus Mangel an Nachfrage. Dann ist der Zinsfuß niedrig, weil die Produktion gelähmt, nicht weil die Waren wohlfeil, da diese[601] Wohlfeilheit bloß Ausdruck jener Lähmung. Oder weil die Zufuhr übergroß im Verhältnis zur Nachfrage. Dies mag der Fall sein infolge von Überführung der Märkte etc., die zur Krise führt, und mag in der Krise selbst zusammenfallen mit hohem Zinsfuß; oder es mag der Fall sein, weil der Wert der Waren gesunken, also dieselbe Nachfrage zu niedrigerem Preis befriedigt werden kann. Warum soll im letzten Fall der Zinsfuß sinken? Weil der Profit wächst? Wenn, weil weniger Geldkapital nötig, um dasselbe produktive oder Warenkapital zu erhalten, so bewiese dies nur, daß Profit und Zins in umgekehrtem Verhältnis zueinander stehn. Jedenfalls ist der allgemeine Satz des »Economist« falsch. Niedrige Geldpreise der Waren und niedriger Zinsfuß gehören nicht notwendig zusammen. Sonst müßte in den ärmsten Ländern, wo die Geldpreise der Produkte am niedrigsten, auch der Zinsfuß am niedrigsten, und in den reichsten Ländern, wo die Geldpreise der Agrikulturprodukte am höchsten, auch der Zinsfuß am höchsten stehn. Im allgemeinen gibt der »Economist« zu: fällt der Wert des Geldes, so übt das keinen Einfluß auf den Zinsfuß. 100 Pfd. St. bringt nach wie vor 105 Pfd. St.; sind die 100 weniger wert, so auch die 5 Zins. Das Verhältnis wird nicht affiziert durch Wertsteigerung oder Entwertung der Originalsumme. Als Wert betrachtet, ist ein bestimmtes Warenquantum gleich einer gewissen Geldsumme. Steigt sein Wert, so ist er gleich einer größern Geldsumme; umgekehrt, wenn er fällt. Ist er = 2000, so 5% = 100; ist er = 1000, so 5% = 50. Dies ändert aber nichts am Zinssatz. Das Rationale an der Sache ist nur, daß mehr Geldakkommodation erheischt, wenn 2000 Pfd. St. nötig, um dasselbe Quantum Waren zu verkaufen, als wenn nur 1000 Pfd. St. nötig. Aber dies zeigt hier nur umgekehrtes Verhältnis zwischen Profit und Zins. Denn der Profit wächst mit der Wohlfeilheit der Elemente des konstanten und variablen Kapitals, und der Zins fällt. Aber das Umgekehrte kann auch der Fall sein und ist häufig der Fall. Baumwolle z.B. kann wohlfeil sein, weil keine Nachfrage für Garn und Gewebe besteht; sie kann relativ teuer sein, weil großer Profit in der Baumwollindustrie große Nachfrage für sie erzeugt. Andrerseits kann der Profit der Industriellen hoch sein, grade weil der Preis von Baumwolle niedrig ist. Die Liste von Hubbard beweist, daß der Zinsfuß und die Warenpreise durchaus voneinander unabhängige Bewegungen vollführen; während die Bewegungen des Zinsfußes sich genau den Bewegungen des Metallschatzes und der Wechselkurse anpassen.

»Sind Waren daher im Überfluß vorhanden, so muß der Geldzins niedrig sein«,

sagt der »Economist«. Grade das Umgekehrte findet statt in den Krisen; die Waren sind überschüssig, inkonvertibel in Geld, und daher der Zinsfuß[602] hoch; in einer andren Phase des Zyklus herrscht große Nachfrage nach Waren, daher leichte Rückflüsse, aber zugleich Steigen der Warenpreise, und wegen der leichten Rückflüsse niedriger Zinsfuß. »Sind sie« (die Waren) »selten, so muß er hoch sein.« Wieder findet das Umgekehrte statt in Zeiten der Abspannung nach der Krise. Waren sind selten, absolut gesprochen, nicht mit Rücksicht auf die Nachfrage; und der Zinsfuß ist niedrig.

Daß, ad (4), bei überführtem Markt ein Warenbesitzer wohlfeiler losschlagen wird – wenn er überhaupt verkaufen kann – als bei voraussichtlich rascher Erschöpfung der vorhandnen Vorräte, ist ziemlich klar. Weniger aber, weshalb deswegen der Zinsfuß fallen soll.

Ist der Markt mit der importierten Ware überführt, so mag der Zinsfuß steigen infolge gesteigerter Nachfrage nach Leihkapital von seiten der Eigner, um die Waren nicht auf den Markt werfen zu müssen. Er mag fallen, weil die Flüssigkeit des kommerziellen Kredits die Nachfrage für Bankkredit noch relativ niedrig hält.


Der »Economist« erwähnt die rasche Wirkung auf die Kurse 1847 infolge der Erhöhung des Zinsfußes und andern Drucks auf den Geldmarkt. Aber es ist nicht zu vergessen, daß trotz der Wendung der Kurse das Gold fortfuhr abzufließen bis Ende April; die Wendung tritt hier erst ein mit Anfang Mai.

Am 1. Januar 1847 war der Metallschatz der Bank 15066691 Pfd. St.; Zinsfuß 31/2%; Dreimonatskurs auf Paris 25.75; auf Hamburg 13.10; auf Amsterdam 12.31/4. Am 5. März war der Metallschatz gefallen auf 11595535 Pfd. St.; Diskonto gestiegen auf 4%; der Wechselkurs fiel auf Paris 25.671/2, Hamburg 13.91/4, Amsterdam 12.21/2. Goldabfluß dauert fort; s. folgende Tabelle:


Datum Edelmetallschatz der Bank Geldmarkt Höchste Dreimonatskurse
1847 von England Pfd. St. Paris Hamburg Amsterdam
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März 20. 11.231.630 Bankdiskont 4% 25.67 1/2 13.09 3/4 12.2 1/2
April 3. 10.246.410 " 5% 25.80 13.10 12.3 1/2
" 10. 9.867.053 Geld sehr rar 25.90 13.101/3 12.4 1/2
" 17. 9.329.841* Bankdiskont 5 1/2% 26.02 1/2 13.103/4 12.5 1/2
" 24. 9.213.890 Druck 26.05 13.12** 12.6
Mai 1. 9.337.716 Steigender Druck 26.15 13.12 3/4 12.6 1/2
" 8. 9.588.759 Größter Druck 26.27 1/2 13.15 1/2} 12.7 3/4
* 1. Auflage: 9329941
** 1. Auflage: 13.13

[603] Im Jahr 1847 betrug der Gesamtexport von Edelmetall aus England 8602597 Pfd. St.


Davon ging nach den Vereinigten Staaten 3.226.411 Pfd. St.
" " " Frankreich . . . . . 2.479.892 "
" " " " Hansestädten . . . . . 958.781 "
" " " Holland . . . . . . . 247.743 "

Trotz der Wendung der Kurse Ende März dauert der Goldabfluß noch einen vollen Monat fort; wahrscheinlich nach den Vereinigten Staaten.

»Wir sehn hier«, (sagt der »Economist«, 1847, p. 954) »wie schnell und schlagend die Wirkung eines gesteigerten Zinsfußes und der darauffolgenden Geldklemme war in der Korrektion eines ungünstigen Kurses und in der Wendung der Goldflut, so daß sie wieder nach England floß. Die Wirkung wurde hervorgebracht ganz unabhängig von der Zahlungsbilanz. Ein höherer Zinsfuß erzeugte einen niedrigern Preis der Wertpapiere, englischer wie auswärtiger, und veranlaßte große Einkäufe davon für ausländische Rechnung. Dies vermehrte die Summe der von England ausgezogenen Wechsel, während andrerseits bei hohem Zinsfuß die Schwierigkeit, Geld zu erhalten, so groß war, daß die Nachfrage nach diesen Wechseln fiel, während ihre Summe stieg. Es geschah aus derselben Ursache, daß Aufträge für fremde Waren annulliert und englische Kapitalanlagen in auswärtigen Wertpapieren realisiert und das Geld nach England zur Anlage gebracht wurde. So lesen wir z.B. im ›Rio de Janeiro Price Current‹ vom 10. Mai: ›Der Wechselkurs‹ 〈auf England} ›hat einen neuen Rückgang erfahren, verursacht hauptsächlich durch einen Druck auf den Markt für Rimessen gegen den Erlös bedeutender Verkäufe von‹ (brasilischen) ›Staatsfonds für englische Rechnung.‹ Englisches Kapital, das im Ausland in verschiednen Wertpapieren angelegt worden, als der Zinsfuß hier sehr niedrig, wurde so zurückgebracht, als der Zinsfuß gestiegen war.«

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1964, Band 25, S. 591-604.
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