17. Rettung der Welt

[119] Schun-Yü Kun18 sprach: »Ist es wahr, daß es die Sitte verlangt, daß ein Mann und eine Frau, wenn sie sich etwas reichen, sich nicht mit der Hand berühren dürfen?«

Mong Dsï sprach: »So ist es Sitte.«

Jener sprach: »Wenn die Schwägerin am Ertrinken ist, darf man sie dann an der Hand herausziehen?«

Mong Dsï sprach: »Wer seine Schwägerin, die am Ertrinken ist, nicht rettet, der ist ein Wolf. Daß ein Mann und eine Frau sich nicht berühren, das ist die Regel; daß einer seine Schwägerin, die am Ertrinken ist, an der Hand herauszieht, das ist die Ausnahme.«

Jener sprach: »Heutzutage ist die Welt am Ertrinken; was ist der Grund, daß Ihr, Meister, sie nicht rettet?«

Mong Dsï sprach: »Ist die Welt am Ertrinken, so muß man sie retten durch Verkündigung der Wahrheit. Eine Schwägerin, die am Ertrinken ist, kann man an der Hand herausziehen. Wollt ihr denn, daß ich die Welt an der Hand herausziehe?«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 119-120.
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