22. Sorge für das Alter

[189] Mong Dsï sprach: »Be-I war von Dschou-Sin gewichen und weilte am Strand des Nordmeers. Als er hörte, daß König Wen seine Wirksamkeit begonnen, erhob er sich und sprach: ›Warum nicht hingehen und ihm mich anschließen? Der Markgraf des Westens verstehe es ja, für die Alten zu sorgen.‹

Tai Gung war von Dschou-Sin gewichen und weilte am Strand des Ostmeers. Als er hörte, daß König Wen seine Wirksamkeit begonnen, erhob er sich und sprach: ›Warum nicht hingehen und ihm mich anschließen? Der Markgraf des Westens verstehe es ja, für die Alten zu sorgen.‹

Wenn auf Erden es jemand versteht, für das Alter zu sorgen, so sind alle gütigen Männer bereit, ihm zuzufallen. Wenn bei jedem Hof von fünf Morgen an den Mauern Maulbeerbäume gepflanzt sind, auf denen die Bäuerin Seidenzucht treibt, so reicht es für die Alten, seidengefütterte Kleider zu tragen. Wenn fünf Hühner und zwei Mutterschweine da sind, denen man ihre Zeit läßt, so reicht es für die Alten, daß sie des Fleisches nicht entbehren. Ein Feld von hundert Morgen, das der Bauer pflügt, reicht aus, daß eine Familie von acht Köpfen nicht zu hungern braucht.

Wenn es hieß, der Markgraf des Westens verstehe es, die Alten zu pflegen, so war damit gemeint, daß er Feld und Hof seiner Leute in Ordnung brachte, daß er sie unterwies im Pflanzen und in der Viehzucht, daß er die Frauen und Kinder anhielt, für die Alten in ihrer Familie zu sorgen. Ein Fünfziger wird nicht warm, wenn er keine seidengefütterten Kleider hat, ein Siebziger wird nicht satt, wenn er kein Fleisch hat. Nicht warm und nicht satt sein heißt man frieren und hungern. Unter dem Volk des Königs Wen gab es keine frierenden und hungernden Greise.«9

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 189.
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