|
1478 | 7. Februar: Thomas Morus wird in London als Sohn des John More, Richter am Oberhofgericht, geboren. Bis zu seinem 13. Jahr besucht er die Latein-Schule St. Anthony und lernt anschließend bei dem bedeutenden Staatsmann Kardinal-Erzbischof von Canterbury, Sir John Morton, dem Kanzler Heinrichs VII. |
1492 | Auf Mortons Veranlassung bezieht Morus die hohe Schule von Oxford und treibt dort humanistische, theologische und juristische Studien. Schon hier verfaßt er lateinische Gedichte und Epigramme und überträgt griechische Dialoge Lukians ins Lateinische. |
um 1499 | Er macht Bekanntschaft mit Erasmus von Rotterdam, der zu Besuch in London weilt; es entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft. |
1501 | Morus wird als Rechtsanwalt tätig. |
1504 | Für viele Jahre wird Morus Mitglied des Unterhauses. Bei Heinrich VII. fällt er in Ungnade, weil er dessen Steuergesetzgebung kritisiert. Morus besucht Frankreich und die Niederlande. |
1505 | Vermählung mit Jane Colt, der Tochter eines Landedelmanns. Nach deren Tod heiratet er Alice Middleton. |
1509 | Heinrich VII. stirbt und Heinrich VIII. besteigt den Thron. Thomas Morus wird sein Ratgeber. |
1510 | Morus wird zum Zivilrichter ernannt. |
1515 | Als Vertreter der Londoner Kaufleute wohnt Morus dem Abschluß eines Handelsvertrages in Brügge bei. Hier entwirft er das Werk, das ihn berühmt gemacht hat, »Utopia«. |
1516 | Es erscheint »De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia« (Vom besten Staatszustand und von der unbekannten Insel Utopia). Darin wird seiner für verwerflich gehaltenen politischen und sozialen Gegenwart die Vision eines Vernunftstaates entgegengestellt, in dem Gütergemeinschaft und allgemeine Mäßigung herrschen. Es ist eine neuzeitliche Version der platonischen Staatsidee. |
1518 | Morus findet Aufnahme in den Geheimen Rat. |
1521 | Der Philosoph wird in den Ritterstand erhoben. Er tritt als Mitautor der unter dem Namen Heinrichs VIII. erschienenen »Verteidigung der sieben Sakramente« auf. |
1523 | Er verteidigt diese Schrift gegen die Angriffe Martin Luthers. Im selben Jahr wird Morus zum Sprecher des Unterhauses gewählt. |
1527 | Zum Abschluß eines Friedens- und Freundschaftsbündnisses zwischen Frankreich und England wird Morus nach Amiens und nach Chambray geschickt. |
1529 | Er wird Nachfolger von Wolsey als Lordkanzler und unterstützt die sich gegen den Protestantismus richtende Kirchenpolitik des Königs. Kritik übt er jedoch an der Errichtung einer Staatskirche. |
1532 | Morus erklärt seinen Rücktritt vom Amt, nachdem Heinrich VIII. die Unterwerfung der Priesterschaft gefordert hatte. Er weigert sich, den König als Oberhaupt der anglikanischen Kirche anzuerkennen. |
1534 | Wegen Hochverrats wird er in den Tower geworfen und nach einem Prozeß zum Tode verurteilt. |
1535 | 6. Juli: Thomas Morus wird in London enthauptet. |
T. Nipperdey, Thomas Morus, in: Klassiker des politischen Denkens, hg. v. H. Maier u.a., Bd. 1, München 1968.
Buchempfehlung
Drei Erzählungen aus den »Neuen Dorf- und Schloßgeschichten«, die 1886 erschienen.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro