109.
An Paul Rée

[1130] [Sorrent, den 17. April 1877]


Ich war bis Freitag allein in der Villa Rubinacci. Da endlich kam Frl. v. Meysenbug zurück. – Mehrere Tage zu Bett gelegen, immer schlecht, bis heute. Nichts ist öder als Ihr Zimmer ohne Rée. Wir sprechen und schweigen viel von dem Abwesenden; gestern wurde konstatiert, daß mir Ihre »Erscheinung« abhanden gekommen sei. Abends spielen wir Mühle. Lesen gibt es nicht. Seydlitz liegt zu Bett; wir konnten gegenseitig einer des andern »humaner Krankenwärter« sein, insofern wir mit Bettliegen abwechselten. Liebster Freund, wie viel verdanke ich Ihnen! Sie sollen mir nie wieder verloren gehn!

In herzlicher Treue

Ihr F N


Für Telegramm und Brief Dank und wieder Dank.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 1130.
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Briefwechsel, Kritische Gesamtausgabe, Abt.1, Bd.1, Briefe von Nietzsche, Juni 1850 - September 1864. Briefe an Nietzsche Oktober 1849 - September 1864.
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Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden.
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