Eilftes Kapitel.

[22] 1. In der vierten Nacht, gegen das Ende derselben, legt der Mann im Innern des Hauses das Feuer an, lässt südlich den Brahman sich setzen, stellt nördlich ein Wassergefäss hin, kocht eine Topfspeise, bringt die beiden Buttertheile und opfert dann (folgende fünf) Spenden:[22]

2. »O Agni, Sündentilger! Du bist der Götter Sündentilger. Ein Brâhmaṇa eile ich zu dir schutzbegierig. Wenn diese Frau einen Körper hat, der den Gatten verderben könnte, den vertilge an ihr. Svâhâ!«

»O Vâyu, Sündentilger! Du u.s.w. (wie oben) Wenn diese Frau einen Körper hat, der ihre Kinder verderben könnte, den vertilge an ihr. Svâhâ!«

»O Sûrya ... (wie oben) ... der das Vieh verderben könnte ... Svâhâ!«

»O Candra ... der das Haus verderben könnte ... Svâhâ!«

»O Gandharva ... der den Ruhm verderben könnte ... Svâhâ!«

3. Dann opfert er von der Topfspeise: »Dem Prajâpati Svâhâ!«

4. Nach jedem Opfer thut er die Neigen dieser Spenden in das Wassergefäss und benetzt dann aus demselben die Frau auf dem Haupte, indem er spricht: »Wenn du einen bösen Körper hast, der den Gatten, die Kinder, das Vieh, das Haus, den Ruhm verderben könnte, so mache ich ihn hierdurch zu einem solchen, der den Buhlen verderbe. Du werde alt mit mir, o N.N.«

5. Dann gibt er ihr die Topfspeise zu essen, indem er spricht: »Mit meinem Athem vereinige ich deinen Athem, mit meinen Knochen deine Knochen, mit meinem Fleische dein Fleisch, mit meiner Haut deine Haut.«

6. Darum soll man nicht mit der Frau eines Vedakenners, der dies weiss, Scherz zu treiben suchen; denn wer dies weiss, der ist überlegen.107[23]

7. Nachdem er sie heimgeführt, soll er ihr beiwohnen in jeder Periode.

8. Oder nach Lust, weil es heisst: »Mögen wir zusammenkommen nach Lust, bis zur Geburt.«108

9. Dann berührt er über die rechte Schulter ihr Herz und spricht: »Dein Herz, o Schöngescheitelte, welches am Himmel am Monde haftet, das kenne ich; möge es mich kennen, mögen wir hundert Jahre sehen, hundert Jahre leben, hundert Jahre hören.«109

10. Ebenso später.

107

Dieser Paragraph ist aus Bṛĭ. Âr. 6, 4, 12 genommen. (Die Londoner Handschriften haben auch dort dâreṇa, nicht dvâreṇa wie die Ausgabe in der Bibl. Ind. hat. In der entsprechenden Stelle Ç. Br. 14, 9, 4, 11 steht dafür jâyâyâḥ). Dort wird vorher gelehrt, durch welche Art der Verfluchung ein Brâhmaṇa demjenigen schaden kann, der seine Frau verführt hat. Man soll sich also hüten, mit der Frau eines Brâhmaṇa, der diese Verfluchung kennt, auch nur Scherz zu treiben, da der Wann die Macht hat, ihm Schaden zuzufügen. – Jr. bezieht evaṃvid auf den Verführer und erklärt paro bhavati durch parâbhavaṃ gacchati, »er erleidet Demüthigung« oder çatrur bhavati,« er wird ein Feind des Brâhmaṇa.« Ebenso Rkr.

108

TS. 2, 5, 1, 5.

109

Vgl. Kaushît. Up. 2, 8. 10.

Quelle:
Indische Hausregeln. In: Abhandlungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 6. Leipzig 1878, S. 22-24.
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