Zweites Kapitel.

[40] 1. Den achtjährigen Brâhmaṇa soll er (beim Lehrer) einführen, oder im achten Jahre nach der Empfängniss.

2. Den eilfjährigen Königlichen.

3. Den zwölfjährigen Vaiçya.

4. Oder wie es in jeder Familie Gebrauch ist.13

5. Er speise die Brâhmaṇas und den Knaben; nachdem sein Haupt geschoren und er geschmückt ist, führen sie ihn herbei.

6. Er lässt ihn westlich vom Feuer hintreten und ihn sprechen: »Ich bin zum Brahmacarya gekommen«, und: »Ich will Brahmacârin sein.«14

7. Dann lässt er ihn ein Kleid15 umlegen, indem er spricht: »In welcher Weise16 Bṛĭhaspati dem Indra das unsterbliche Kleid umlegte, in der Weise lege ich dir es um, zum Leben, zum langen Leben, zur Kraft, zum Ruhme.«

8. Er bindet ihm den Gürtel um17 (indem der Knabe[41] spricht18: »Dieser Gürtel, welcher böse Rede19 fern hält und meine reine Farbe20 klar macht, ist herbeigekommen, dem Aus- und Einathmen Stärke verleihend, schwesterlich, leuchtend, beglückend.«

9. Oder: »Jung, schön gekleidet und unumwunden kam er; seit er geboren, wird er immer schöner. Ihn richten auf geschickte weise Männer, andächtig mit dem Geist die Götter ehrend.«21

10. Oder stillschweigend.22

11. Er gibt ihm den Stab.

12. Den nimmt er und spricht: »Der Stab, der mir entfallen war23 im Freien auf den Boden, hin, den nehme ich wieder zum Leben, zur Andacht, zum göttlichen Glanze.«[42]

13. Nach einigen (nimmt er ihn) wie bei der Weihe, weil es heisst: »zum langen Opfer geht er.«24

14. Dann füllt der Lehrer mit seiner Hand die Hand des Schülers mit Wasser und spricht die drei Verse: »Ihr, o Wasser.«25

15. Dann heisst er ihn zur Sonne aufblicken mit dem Spruche: »Das Auge.«26

16. Dann berührt er über die rechte Schulter sein Herz und spricht: »In meinen Willen lege ich dein Herz.«27

17. Dann fasst er seine rechte Hand und spricht: »Wer bist du mit Namen?«28

18. Er antwortet: »Ich bin N.N., Verehrter!«

19. Dann spricht er zu ihm: »Wessen Schüler bist du?«

20. »Deiner.« Nachdem der Knabe so gesagt, spricht der Lehrer: »Indra's Schüler bist du, Agni ist dein Lehrer, N.N[43]

21. Dann übergibt er ihn den Wesen mit den Worten: »Dem Prajâpati übergebe ich dich, dem Gotte Savitṛĭ übergebe ich dich, den Wassern, den Kräutern übergebe ich dich, dem Himmel und der Erde übergebe ich dich, allen Göttern übergebe ich dich, allen Wesen übergebe ich dich zur Unverletztheit.«

13

Âçv. Gṛĭ 1, 19, 1–4 stimmt in der Angabe des Jahres der Einführung mit Pâraskara überein; kleinere oder grössere Verschiedenheiten finden sich bei Çankh. Gṛĭ. 2, 1, 1 u.f. Gobh. Gṛĭ. 2, 10, 1 u.f. Âpast. Dh. Sû. 1, 1, 19. Gaut. Dh. Ç. 1, 5–7.

14

Zu den folgenden Paragraphen bis zum Ende des Kapitels vgl. Çat. Br. 11, 5, 4, 1–4.

15

Ein reines Tuch um die Lenden (kaupîna). Rk.

16

yena vidhinâ. Jr. Rk.

17

Um die Hüfte (kaṭyâm). Jr. Rk.

18

Rk. sagt, dass nach Jr., Vp., Murârimiçra und Harihara der Schüler den Vers spricht (worauf auch die Worte hindeuten), dass aber Gadâdhara den Lehrer ihn sprechen lässt. Kp. lässt die Wahl. Rk. citirt eine Stelle aus Gadâdhara's bhâshya, nach welcher der Gürtel dreimal rechts um die Hüfte gewunden und nach der Zahl der ṛĭshis im pravara (s.o. 2, 1, 22 Anm.) mit einem, drei, fünf oder sieben (!) Knoten versehen werden soll. Çânkh. Gṛĭ. 2, 2 und Manu 2, 43 gehen nur bis fünf Knoten.

19

Çânkh. und Gobh. haben duruktât, »welcher von böser Rede fern hält«

20

d.h. varṇatvam, Kaste. Jr. Rk.

21

RS. 3, 8, 4. Jr. hat vedayantas = vedârthaṃ jnâpayantas.

22

Nach Jr. und Rk. hängt der Lehrer, nachdem er den Schüler umgürtet, ihm die Opferschnur (yajnopavîta) und das Fell (ajina) um, die erstere mit einem Spruche, der in einer anderen Çâkhâ steht, das Fell stillschweigend (s. krit. Anm.). Beide Commentatoren sagen, dass, obwohl Pâraskara diese Handlungen nicht erwähne, ihre Vollziehung doch vorausgesetzt werde, und verweisen deshalb auf Kâty. Çr. 1, 7, 22–24 und Pârask. 3, 10, 18.

23

Jr. erklärt parâpatat durch abhimukham âgataḥ!

24

Nach Kâty. Çr. 7, 4, 1. 2. nimmt der Opfernde bei der Weihe zum Somaopfer einen Udumbarastab, den ihm der Adhvaryu darreicht, in Empfang und hält ihn in die Höhe, indem er spricht: »richte dich auf!« Jr. und Rk. sagen, der Stab werde beim Somaopfer stillschweigend empfangen. – Der Ausspruch, auf welchen Pâraskara verweist, steht ÇBr. 11, 3, 3, 2: »zum langen Opfer geht derjenige, welcher zum brahmacarya geht.«

25

VS. 11, 50–52.

26

VS. 36, 24. S. oben 1, 8, 7. Nach Jr. spricht der Schüler den Spruch. Vgl. Âçv. Gṛĭ. 1, 20, 7.

27

Der Spruch steht vollständig oben 1, 8, 8. Vgl. krit. Anm.

28

Zu diesem und den folgenden Paragraphen vgl. ÇBr. 11, 5, 4, 1–4.

Quelle:
Indische Hausregeln. In: Abhandlungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 6. Leipzig 1878, S. 40-44.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon