Fußnoten

1 Frau von Chenonceaux.


2 Die erste Erziehung ist am wichtigsten, und diese erste Erziehung gebührt unstreitig den Frauen. Wenn der Schöpfer der Natur gewollt hätte, daß sie den Männern zukäme, würde er ihnen Milch zur Ernährung der Kinder gegeben haben. Redet deshalb in euren Abhandlungen über Erziehung immer vorzugsweise zu den Frauen; denn außer daß sie Gelegenheit haben, die Kinder aus größerer Nähe als die Männer zu überwachen und daß sie auf diese stets einen größeren Einfluß ausüben, so ist auch der Erfolg für dieselben von ungleich größerer Wichtigkeit, da fast der größte Teil der Witwen von dem guten Willen ihrer Kinder abhängig ist und deshalb im Guten oder im Schlechten von der Wirkung ihrer Erziehungsweise am empfindlichsten berührt wird. Die Gesetze, die sich beständig in so hohem Grade mit dem äußeren Besitzstand und so wenig mit den Personen befassen, weil sie den Frieden und nicht die Tugend bezwecken, räumen den Müttern nicht die gebührende Gewalt ein. Gleichwohl ist die Mutterschaft unbestrittener als die Vaterschaft; die Pflichten der Mutter sind mühseliger, ihre Sorgen und Mühwaltungen sind von höherem Gewicht für den geordneten Zustand der Familie; überhaupt haben sie mehr Zuneigung zu den Kindern. Es gibt Umstände, um derentwillen ein Sohn, der es an Ehrfurcht vor seinem Vater fehlen läßt, einigermaßen zu entschuldigen ist; wenn aber ein Kind, aus was für Veranlassung auch immer, so entartet wäre, seiner Mutter gegenüber die Ehrfurcht zu verleugnen, ihr, die es unter ihrem Herzen getragen, die es mit ihrer Milch genährt, die sich jahrelang in aufopfernder Fürsorge selbst vergessen hat: ein solches verworfenes Wesen sollte man schleunigst ersticken wie ein Ungeheuer, unwürdig das Tageslicht zu sehen. Die Mütter verziehen, wie man sagt, ihre Kinder. Darin haben sie ohne Zweifel unrecht, aber vielleicht in nicht so hohem Grad als ihr, die ihr sie verderbt. Die Mutter will ihr Kind glücklich sehen, will es sogleich glücklich sehen. Darin hat sie recht; wenn sie sich in der Wahl der Mittel irrt, muß man sie belehren. Der Ehrgeiz, die Habsucht, die Tyrannei, die falsche Vorsorge der Väter, ihre Nachlässigkeit, ihre harte Gefühllosigkeit sind den Kindern hundertmal unheilvoller als die blinde Zärtlichkeit der Mutter. Uebrigens bleibt mir noch zu erläutern übrig, welchen Sinn ich dem Namen Mutter beilege; und das soll weiter unten geschehen.


3 Man versichert mir, Herr Formey habe sich eingebildet, ich wollte hier von meiner Mutter reden, und habe dies in einem seiner Werke ausgesprochen. Das heißt denn doch mit Herrn Formey oder mir einen grausamen Scherz treiben.


4 Aeußerlich ihnen gleich, und der Sprache sowie der Ideen, welche dieselbe ausdrückt, beraubt, würde er außerstande sein, ihnen das Bedürfnis ihrer Hilfe verständlich zu machen, und nichts an ihm würde ihnen Bedürfnis kundtun.


5 Herr Petitain bemerkt, daß sich diese Idee einer dreifachen Erziehung im Plutarch »Ueber die Erziehung der Kinder«, Kap. 4 wiederfindet.


6 Herr Formey versichert uns, daß man dies nicht mit solcher Bestimmtheit behauptet. Trotzdem scheint es mir in dem folgenden Verse, auf welchem ich mir zu antworten vornahm, auf das allerbestimmteste ausgesprochen:

»Natur glaub' mir, ist lediglich Gewohnheit.«

Herr Formey, welcher seine Mitmenschen nicht stolz machen will, gibt uns bescheidenerweise den Maßstab seines Gehirns statt dessen der menschlichen Vernunft.


7 Deswegen sind auch die Kriege der Republiken grausamer als die der Monarchien. Wenn aber der Krieg der Könige gemäßigt ist, so ist ihr Friede schrecklich: es ist besser ihr Feind als ihr Untertan zu sein.


8 Plut. dict. not. des Lacéd. § 60.


9 Id. ibid. § 5.


10 Es gibt mehrere Schulen, und namentlich an der Pariser Universität Professoren, welche ich liebe, welche ich hochachte und welche ich für sehr befähigt halte, der Jugend einen vortrefflichen Unterricht zu erteilen, wenn sie nicht genötigt würden, sich dem leidigen Herkommen anzuschließen. Ich fordere einen von ihnen hiermit auf, das Reformprojekt, welches er verfaßt hat, zu veröffentlichen. Man wird sich doch vielleicht endlich versucht fühlen, dem Uebel abzuhelfen, wenn man erst zur Einsicht gelangt ist, daß es Heilmittel gibt.


11 Qui se totam ad vitam instruxit, non desiderat particulatim admoneri, doctus in totum, non quomodo cum uxore aut cum filiis viveret, sed quomodo bene viveret. Senec. ep. 94.


12 Cic. Tuscul. V. cap. 6.


13 Non, Marcell.


14 Longa est vita, si plena est. Impletur autem cum animus sibi bonum suum reddidit, et ad se potestatem sui transtulit. Quid illum octoginta anni iuvant per inertiam exacti? Non vixit ille, sed in vita moratus est.... Actu illam metiamur, non tempore Seneca, Ep. 93.


15 Buffons Histor. natur. Bd. IV.


16 Vgl. die 2. Anmerkung auf S. 58.


17 Der eigentümliche Bund der Frauen und Aerzte ist mir immer als eine der auffallendsten Sonderbarkeiten von Paris vorgekommen. Den Frauen verdanken die Aerzte ihren Ruf, und durch die Aerzte setzen die Frauen ihrerseits ihre Wünsche durch. Es läßt sich daraus leicht schließen, was für eine Art Geschicklichkeit ein Pariser Arzt bedarf, um seinen Ruhm zu begründen.


18 Hierbei muß bemerkt werden, daß ein Jahr vor Veröffentlichung des »Emil« ein berühmter Arzt, Desessarts, eine Abhandlung über die körperliche Erziehung der Kinder in den ersten Lebensjahren in Paris bei Th. Hérissaut hatte erscheinen lassen, in welcher er mit großem Nachdruck und sogar mit glänzender Beredsamkeit auf die Gefahren des Einwindelns für die Kinder, sowie auf die der übertriebenen Vorsichtsmaßregeln, welche man trifft, um dieselben auch vor dem geringsten Schmerz zu bewahren, und überhaupt auf alle die traurigen Folgen einer verweichlichenden Stubenerziehung hinweist. Er stützt sich ungefähr auf die nämlichen Tatsachen und Beobachtungen, die Rousseau im »Emil« anführt. Noch früher hatte schon Büffon, sowohl über das Stillen seitens der Mütter als auch über die schädlichen Folgen des Einwindelns durchaus dieselben Ideen entwickelt. Kurz, dieses ganze System der ersten Erziehungsweise ist nicht weniger genau festgestellt und hat sogar in einem ziemlich hervorragenden dichterischen Werke Ausdruck gefunden, nämlich in einem lateinischen Gedichte des Heil. Saint-Marthe, welches im Jahre 1689 erschien und den Titel Paidotrophia führte. Aber, wie Büffon selbst sagte: »Es ist wahr, gesagt haben wir das alles, aber Rousseau allein befiehlt es und erzwingt sich Gehorsam.«

Uebrigens scheinen zu der Zeit, in welcher Rousseau seinen »Emil« schrieb, alle Fragen, welche mit der Erziehung im ersten Kindesalter in Verbindung stehen, die besten Geister beschäftigt und zu demselben Ergebnis ihres Nachdenkens geführt zu haben. Die Haarlemer Akademie der Wissenschaften hatte auf die Lösung dieser Fragen einen Preis ausgesetzt, der einem Genfer namens Ballexed zuerkannt wurde, dessen Werk unter dem Titel »Dissertation über die physische Erziehung der Kinder« in Paris veröffentlicht wurde und im nämlichen Jahre wie der »Emil« erschien. Die völlige Uebereinstimmung der Ansichten und Grundsätzen ließ in Rousseau den Verdacht entstehen, daß man es hier lediglich mit einem Plagiat seines eigenen Werkes zu tun hätte, und er scheute sich nicht, ihn in dem elften Buche seiner Bekenntnisse (Bd. I. S. 304) unumwunden auszusprechen. Wir haben die Richtigkeit dieser Vermutung durchaus nicht bestätigen können, denn mag die Uebereinstimmung auch noch so groß sein, so läßt sie sich doch auch noch anders als durch ein Plagiat erklären, da auch sonst schon andere Werke zuvor durchaus die nämlichen Ideen verfochten.

Anm. des H. Petitain.


19 Wenn man im Plutarch liest, daß der Censor Cato, der Rom mit so großem Ruhm regierte, seinen Sohn von der Wiege an selbst erzog und zwar mit einer solchen Sorgfalt, daß er alles verließ, um zugegen sein zu können, wenn die Amme, das heißt die Mutter, ihn wickelte und badete; wenn man im Sueton liest, daß Augustus, der Herr der Welt, die er erobert hatte und selbst regierte, seine Enkel selbst schreiben, schwimmen und die Elemente der Wissenschaften lehrte und sie beständig um sich hatte, so beschleicht einen die Lust, über die guten Leutchen jener Zeit, die sich in dergleichen Possen gefielen, herzlich zu lachen; selbstverständlich waren sie viel zu beschränkt, um sich mit den großen Angelegenheiten der großen Männer unserer Tage befassen zu können.


20 Vgl. die »Bekenntnisse«, 12. Buch, Bd. I. S. 314.


21 Diese Idee teilte auch der Abbé Fleury, welcher verlangte, daß der Lehrer nach seiner äußeren Erscheinung wohl gebildet sei, gut rede und ein freundliches Gesicht habe.

Anm. des H. Petitain.


22 Bernardin de Saint Pierre erzählt in der Vorrede seines Werkes »Arcadien«, das Rousseau eines Tages zu ihm sagte: »Wenn ich eine neue Ausgabe meiner Werke veranstalten sollte, würde mein Urteil über die Aerzte mildern. Es gibt keinen Stand, welcher so gründliche Studien erfordert wie der ihrige. In jedem Lande werden sie zu den gelehrtesten und gebildetsten Männern gehören.«

Anm. des H. Petitain.


23 Ich kann nicht umhin, hierbei ein englischen Zeitschriften entlehntes Beispiel anzuführen, da es reichliche Gelegenheit darbietet, auf meinen Gegenstand bezügliche Betrachtungen anzustellen:

Ein Privatmann, namens Patrik Oneil, geboren 1647, verheiratete sich 1760 zum siebenten Male. Vom 17. Regierungsjahre Karl II. an diente er bis 1740, wo er verabschiedet wurde, unter den Dragonern, sowie sonst noch in verschiedenen anderen Truppenteilen. Er hat alle Feldzüge des Königs Wilhelm und des Herzog von Marlborough mitgemacht. Dieser Mann hat nie anderes als einfaches Bier getrunken; seine Nahrung bestand ausschließlich aus Vegetabilien und nur bei einigen Festmahlzeiten im Kreise seiner Familie hat er Fleisch gegessen. Er pflegt mit Sonnenaufgang aufzustehen und mit Sonnenuntergang zu Bett zu gehen, falls ihn seine Pflichten nicht daran hinderten. Gegenwärtig steht er in seinem 113. Lebensjahr, hört vortrefflich, befindet sich wohl und geht ohne Stock. Trotz seines hohen Alters ist er keinen Augenblick untätig, und jeden Sonntag geht er in Begleitung seiner Kinder, Enkel und Urenkel nach seiner Pfarrkirche.


24 Die Frauen essen Brot, Gemüse, Milchspeisen: die Hündinnen und Katzen gehen derselben Nahrung nach; sogar die Wölfinnen grasen. Diese Nahrung gibt ihnen die vegetabilischen Säfte zu ihrer Milch. Es bleibt noch die Milch derjenigen Tierarten zu untersuchen übrig, welche einzig und allein auf Fleischnahrung angewiesen sind, falls es, was ich bezweifle, überhaupt solche gibt.


25 Obgleich sich die Säfte, die uns ernähren, in flüssigem Zustand befinden, so müssen sie doch erst aus festen Nahrungsmitteln herausgezogen werden. Ein Arbeiter, der ausschließlich, von Fleischsuppe leben würde, müßte bald zugrunde gehen. Weit besser könnte er sich mit Milch erhalten, weil dieselbe gerinnt.


26 Diejenigen, welche sich noch weiter mit den Vorteilen und Nachteilen der pythagoräischen Lebensweise bekannt zu machen wünschen, mögen sich in den Abhandlungen Rats erholen, welche die Doktoren Cocchi und sein Gegner Bianchi über diesen wichtigen Gegenstand veröffentlicht haben.


27 Man erstickt die Kinder in den Städten dadurch, daß man sie eingesperrt hält und warm anzieht. Diejenigen, welchen ihre erste Leitung anvertraut ist, sollten doch wissen, daß die kalte Luft ihnen nicht schädlich ist, sondern sie im Gegenteil stärkt, und daß die warme Luft sie schwächt, sie in fieberhaften Zustand versetzt und geradezu tötet.


28 Ich bediene mich des Ausdrucks »Wiege«, um anstatt eines anderen ein allgemein übliches Wort zu gebrauchen; denn was die Sache selbst anlangt, bin ich vollkommen überzeugt, daß es ganz unnötig ist, die Kinder zu wiegen, und daß ihnen diese Sitte sogar nachteilig ist.


29 »Die alten Peruaner bedienten sich eines sehr breiten Steckkissens und ließen den Kindern in demselben die Arme frei; sobald sie aber demselben entwachsen waren, so legten die Eltern sie frei in eine mit Decken ausgelegte Grube in der Erde, in welche sie bis zu den Hüften hinabreichten. Auf diese Weise hatten sie die Arme frei und konnten nach Belieben ihren Kopf bewegen und ihren Körper drehen, ohne zu fallen und ohne sich zu beschädigen. Sobald sie imstande waren, einen Schritt zu tun, bot man ihnen in einiger Entfernung die Brust, um sie durch dieses Lockmittel zum Gehen zu bewegen. Die kleinen Neger befinden sich bisweilen, wenn sie die Brust nehmen wollen, in einer noch viel beschwerlicheren Stellung. Sie umklammern nämlich eine der Hüften ihrer Mutter mit ihren Knien und Füßen und schmiegen sich so fest an, daß sie sich ohne Hilfe der Mutter in dieser Lage erhalten. Sie ergreifen die Brust mit ihren Händen und saugen beständig, ohne sich, trotz der verschiedenen Bewegungen der Mutter, die inzwischen ihre gewöhnliche Arbeit verrichtet, stören zu lassen und ohne zu fallen. Diese Kinder beginnen schon vom zweiten Monat an zu laufen, oder vielmehr auf Knien und Händen zu rutschen. Diese Uebung verleiht ihnen für die Zukunft die Gewandheit, in dieser Stellung sich fast ebenso schnell wie auf ihren eigenen Füßen fortzubewegen.« Büffon, Allgem. Naturgesch. IV, S. 192.

Diesen Beispielen hätte Büffon noch das hinzufügen können, welches uns jetzt England liefert, wo die lächerliche und barbarische Sitte des Einwindeln von Tag zu Tage mehr außer Gebrauch kommt. Man vergleiche auch Loubères Reise nach Siam, le Beaus Reise nach Kanada, etc. Ich könnte zwanzig Seiten mit Zitaten anfüllen, wenn es noch der Bestätigung durch Tatsachen bedürfte.


30 Unter allen Sinnen entwickelt sich bei den Kindern der des Geruchs am spätesten. Bis zum Alter von zwei oder drei Jahren scheinen sie gegen angenehme wie unangenehme Gerüche gleich unempfindlich zu sein. In dieser Hinsicht besitzen sie die Indifferenz oder vielmehr die Unempfindlichkeit, welche man bei verschiedenen Tieren bemerkt.


31 Magnitudo cum mansuetudine; omnis enim ex infirmitate feritas est. Seneca, de vita beata, cap. 3.


32 Das gilt freilich nicht ohne Ausnahme, und oft machen gerade die Kinder, welche zuerst am stillsten waren, später, wenn sie einmal anfangen, ihre Stimme zu erheben, den meisten Lärm. Wollte ich aber auf alle diese Einzelheiten näher eingehen, würde ich kein Ende finden. Jeder verständige Leser muß einsehen, daß jedem Zuviel wie jedem Zuwenig, die sich ja beide von demselben Fehler herleiten, durch meine Methode in gleicher Weise abgeholfen wird. Ich betrachte die beiden Grundsätze »Immer genug« und »Niemals zuviel« für untrennbar. Wird der erstere richtig angewandt, so ergibt der andere daraus mit Notwendigkeit.


33 Es gibt nichts Lächerlicheres und Unsichereres als den Gang solcher Leute, welche man zu lange am Gängelband geführt hat. Dies ist ebenfalls eine von den, gerade wegen ihrer allgemein anerkannten Richtigkeit, als trivial bezeichneten Beobachtungen, welche aber trotzdem in mehr als einem Sinn richtig sind.


34 Noct. Attic. Lib. IX, cap. 8.


35 Man wird begreifen, daß ich hier nur von solchen Menschen, die Ueberlegung haben, nicht aber von allen Menschen rede.


36 Dieser kleine Knabe, den ihr dort seht, sagte Themistokles zu seinen Freunden, ist der Gebieter Griechenlands, denn er regiert seine Mutter, seine Mutter regiert mich, ich regiere die Athener, und die Athener regieren die Griechen. O welche kleinliche und unbedeutende Staatslenker würde man oft in den größten Reichen nachweisen können, wenn man vom Fürsten stufenweise bis zur ersten Hand hinabsteigen wollte, welche die Staatsmaschine in Bewegung setzt.


37 In meinen Grundsätzen des politischen Rechts habe ich nachgewiesen, daß in der Ordnung der Einzelwille irgendwelcher Persönlichkeit niemals zur Geltung kommen darf.


38 Es ist leicht einzusehen, daß wie der Schmerz oft eine Notwendigkeit, so das Vergnügen bisweilen ein Bedürfnis ist. Deshalb gibt es eigentlich nur ein einziges Verlangen der Kinder, dem man entgegentreten muß, nämlich das, sich Gehorsam zu verschaffen. Daraus folgt denn, daß man bei allen ihren Forderungen vor allem auf den Beweggrund, der sie zu ihren Wünschen getrieben hat, achten muß. Bewilligt ihnen, soweit es irgend möglich ist, alles was ihnen ein wirkliches Vergnügen gewähren kann; schlagt ihnen jedoch stets das ab, was sie nur aus launischen Gelüsten, oder um ihren Willen durchzusetzen verlangen.


39 Man darf sicher sein, daß das Kind jeden Willen, der mit dem seinigen nicht übereinstimmt und dessen Grund es nicht erkennt, als Laune betrachten wird. Ein Kind wird aber nie den Grund von etwas begreifen, das seinen Einbildungen zuwiderläuft.


40 Fenelon hat in seiner Abhandlung über die Erziehung der Töchter sich dahin geäußert: »Wenn man ein Werk in der Absicht schreibt, eine bessere Erziehung anzubahnen, so geschieht es natürlich nicht, um wieder nur unvollkommene Regeln zu geben. Wahr ist es zwar, daß in der Praxis nicht jeder wird so weit gehen können als unsere Gedanken auf dem Papiere. Indes wenn man auch das Vollkommene nicht zu erreichen vermag, so ist es dennoch nicht unnütz, es kennen gelernt und sich Mühe gegeben zu haben, es zu erreichen. Das ist das beste Mittel, sich ihm zu nähern.« Kap. 13.

Anm. des H. Petitain.


41 Man darf nie dulden, daß ein Kind an erwachsenen Personen wie an Untergebenen oder auch nur wie an seinesgleichen vergreife. Wenn es wagen sollte, jemanden im Ernst zu schlagen, wäre es auch nur sei nen Diener, ja wäre es selbst der Henker, so sorgt, daß man ihm seine Schläge regelmäßig mit Wucher uns zwar dergestalt wiedergebe, daß man ihm die Lust zu einem neuen Versuch vergeht. Ich habe gesehen, wie unverständige Wärterinnen ein Kind erst eigensinnig machten, es zum Schlagen reizten, sich selbst von ihm schlagen ließen und dann über sein schwachen Schläge lachten, ohne daran zu denken, daß der kleine Wüterich eigentlich damit Totschläge beabsichtigte, und daß derjenige, welcher als Kind schlagen will, als Erwachsener wird töten wollen.


42 Aus diesem Grunde wollen die meisten Kinder das, was sie erst verschenkt haben, wieder bekommen und weinen, wenn man es ihnen nicht zurückgeben will. Das lassen sie sich aber nicht mehr einfallen, sobald sie recht begriffen haben, was ein Geschenk ist; alsdann sind sie beim Verschenken nur bedachtsamer.


43 Sollte übrigens die Pflicht, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen, in der Seele des Kindes auch nicht durch das Gewicht des dadurch erzielten Nutzens befestigt sein, so würde doch bald das innere Gefühl, das nun zu erwachen beginnt, sie ihm als ein Gesetz des Gewissens, als eine angeborene Grundwahrheit auferlegen, die zu ihrer Entwicklung nur die Kenntnisse erwartet, an welche die Anwendung desselben geknüpft ist. Dieser ursprüngliche Zug ist in unsere Herzen nicht durch Menschenhand gezeichnet, sondern den Vater aller Gerechtigkeit eingegraben. Hebt das ursprüngliche Gesetz der Verträge und die Verbindlichkeit auf, welche es Auferlegt, und alles in der menschlichen Gesellschaft ist dann illusorisch und eitel. Wer sein Versprechen nur um seines Vorteils willen hält, ist nicht viel mehr gebunden, als wenn er gar nichts versprochen hätte; oder höchstens wird es sich mit der Möglichkeit, es zu verletzen, ebenso verhalten wie mit dem Vorgaben einiger Points seitens der guten Spieler, welche nur darum zögern, ihre Ueberlegenheit an den Tag zu legen, um den richtigen Moment abzuwarten, wo sie daraus einen größeren Vorteil erzielen können. Dieser Grundsatz ist von der äußersten Wichtigkeit und verdient gründlich untersucht zu werden; denn gerade hier beginnt der Mensch, sich mit sich selbst in Widerspruch zu setzen.


44 Wenn zum Beispiel der einer schlechten Tat mit Recht Beschuldigte sich damit verteidigt, daß er sich für einen rechtschaffenen Mann ausgibt. Er lügt sodann sowohl in betreff der Tatsache als auch in betreff der nun für die Zukunft übernommenen Verpflichtung.


45 Nichts ist unbesonnener als eine solche Frage, besonders wenn das Kind wirklich schuldig ist. Wenn es alsdann glaubt, ihr wüßtet schon, was es getan hat, wird es dieselbe nur für eine ihm gestellte Falle halten, und diese Ansicht wird nicht verfehlen, es mit Bitterkeit gegen euch zu erfüllen. Glaubt es dies jedoch nicht, wird es sich sagen: Weshalb soll ich meinen Fehler entdecken? Und mithin liegt die erste Anreizung zur Lüge in eurer unvorsichtig gestellten Frage.


46 Selbstverständlich antworte ich auf seine Fragen nicht, wenn es ihm, sondern wenn es mir beliebt; sonst würde ich mich seinem Willen unterwerfen und in die gefährliche Abhängigkeit geraten, in welche ein Erzieher seinem Zögling gegenüber kommen kann.


47 Die Vorschrift, nie jemanden zu schaden, schließt die andere in sich, sich so wenig als möglich zur menschlichen Gesellschaft zu halten denn in der gegenwärtigen sozialen Lage bringt das Glück des einen notwendig das Unglück des andern hervor. Dies beruht im Wesen der Sache und nichts läßt sich daran ändern. Nach diesem Prinzip möge man beurteilen, wer der bessere Mensch ist, der sich in der Gesellschaft bewegt, oder der der Einsamkeit den Vorzug gibt. En berühmter Schriftsteller behauptet nur der Böse sucht die Einsamkeit auf; ich dagegen stelle den Satz auf: nur der Gute lebe für sich allein. Wenn dieser Satz auch weniger geistreich klingt, so ist er dafür desto wahrer und vernünftiger als der erstere. Welches Böse könnte der Schlechte in der Einsamkeit anstiften? In der Gesellschaft schmiedet er seine schädlichen Pläne. Will man etwa dieses Argument auf den Guten anwenden, so antworte ich darauf mit der Erörterung, der ich diese Anmerkung beigefügt habe.


48 Der Abbé de Condillac.


49 Nihil liberos suos docebant, quod discendum esset iacentibus. Epist. 88.


50 Ich habe beim Schreiben hundertmal die Bemerkung gemacht, daß es bei einem größeren Werk unmöglich ist, mit denselben Worten auch stets denselben Sinn zu verbinden. Es existiert keine Sprache, die eine solche Fülle von Ausdrücken, Wendungen und Redensarten besäße, als die Ideen Modifikationen erleiden können. Die Methode, alle Ausdrücke zu definieren und unaufhörlich die Definition an die Stelle des Definierten zu setzen, ist schön, aber unausführbar. Denn wie ist es möglich, den Kreislauf zu vermeiden? Die Definitionen hätten schon ihr Gutes, wenn man sich zu ihrer Bestimmung nur nicht der Worte bedienen müßte. Trotzdem bin ich überzeugt, daß man sich bei aller Armut unserer Sprache doch klar ausdrücken kann, freilich nicht dadurch, daß man den nämlichen Worten auch immer den nämlichen Sinn beilegt, sondern in der Weise, daß bei jeder Anwendung eines Wortes die damit verbundene Bedeutung durch die Ideen, welche sich darauf beziehen, zur Genüge bestimmt wird, und daß demnach jeder Satz, in welchem sich das in Rede stehende Wort vorfindet, gleichsam die Definition bildet. Bald sage ich, den Kindern fehle die Urteilskraft, und bald lasse ich sie wieder mit ziemlicher Schärfe urteilen. Ich glaube mich hierbei in bezug auf meine Ideen keines Widerspruchs schuldig zu machen; allein ich kann nicht in Abrede stellen, daß meine Ausdrücke oftmals den Schein des Widerspruchs annehmen.


51 Quintus Curtius. lib. III. cap. 6. Alexander a Parmenione litteras accipit, quibus denunciabat, ne salutem suam Philippo committeret: mille talentis a Dario et spe nuptiarum sororis eius euse corruptum. Ingentem animo sollicitudinem litterae incusserant. – – – Et ille cum poculo, in quo medicamentum diluerat, intravit. Quo viso, Alexander, levato corpore in cubitum, epistolam a Parmenione missam sinistra manu tenens, accipit poculum et haurit interritus.


52 Ce prince, dit Montaigne à ce sujet, est le souverain patron des actes hazardeux; mais je ne sçay s'il y a traict en sa vie qui ait plus de fermeté que cettuy-ci, n'y une beauté illustre par tant de visages. Liv. I, chap. 23.


53 Der größte Teil der Gelehrten unterscheidet sich hierin wenig von den Kindern. Ihre umfassende Gelehrsamkeit ist weniger das Ergebnis einer Menge von Ideen, als einer Menge von Bildern, Daten, Eigennamen, Orte, alle für sich allein bestehenden Gegenstände, an die sich keine Ideen knüpfen, behält das Gedächtnis durch die Erinnerung ihre Bezeichnungen, und selten erinnert man sich eines dieser Dinge, ohne sich gleichzeitig die Vorder- oder Rückseite des Blattes, auf welchem man es gelesen, oder auch die Gestalt, unter welcher man es zum erstenmal gesehen hat, mit vor die Seele zu rufen. Diese Richtung ungefähr herrschte in der Wissenschaft der letzten Jahrhunderte. In unserem Jahrhundert hat sie eine andere Richtung eingeschlagen. Man studiert nicht mehr, man beobachtet nicht mehr, man träumt und bietet uns die Träume einiger Nächte in vollem Ernst als Philosophie an. Man wird mir einwenden, daß ich ebenfalls träume. Ich will es einräumen. Aber wovor die übrigen sich hüten, das tue ich: ich gebe meine Träume als Träume, indem ich es dem Leser überlasse, selbst zu untersuchen, ob sie für Wachende etwas Nützliches enthalten.


54 Es ist jedoch, wie Herr Formey sehr richtig bemerkt, die zweite und nicht die erste.


55 Quintil. lib. I. cap. 1.


56 Das Kind war der Sohn der Frau Dupin. Vergl. die »Bekenntnisse«, 7. Buch.

Anmerkung des Herrn Petitain.


57 In einem solchen Falle kann man von einem Kinde ohne Gefahr die Wahrheit erlangen; denn alsdann weiß es sehr wohl, daß es diese nicht verhehlen kann, und daß es, wenn es eine Lüge zu sagen wagte, augenblicklich überführt werden würde.


58 Brief an Herrn d'Alembert über die Schauspiele.


59 Als ob die Bauernkinder sich zum Setzen oder Hinlegen auch stets trockene Stellen aussuchten, und als ob man gehört hätte, daß die Feuchtigkeit des Bodens einem von ihnen geschadet hätte! Hört man die Aerzte darüber reden, so sollte man freilich die Wilden sämtlich für mit Rheumatismus behaftet halten.


60 Man darf nicht außer acht lassen, daß Rousseau hier nicht die heutigestags übliche Kuhpockenimpfung meint, sondern die zu seiner Zeit vielfach angewandte Einimpfung der Menschenblattern.

Der Uebersetzer


61 Jedenfalls nur um den allgemeinen Gedanken noch eindrücklicher hervorzuheben, scheint Rousseau hier die uralte volkstümliche Meinung zu teilen, daß der Salamander im Feuer zu leben vermöchte. In der Enzyklopädie ist im Artikel Salamander dargetan, was zu dieser Annahme führen konnte, die gar keinen vernünftigen Grund für sich hat.

Anmerk. des H. Petitain


62 Dieser Schrecken zeigt sich schon bei totalen Sonnenfinsternissen.


63 Ich erlaube mir hier noch eine andere Ursache anzuführen, die von einem Philosophen, dessen Werk ich öfter zitierte und dessen großartige Anschauungen mich noch häufiger belehren, vortrefflich auseinandergesetzt ist.

»Wenn wir infolge besonderer Verhältnisse und keine rechte Vorstellung von der Entfernung bilden und deshalb die Gegenstände nur nach der Größe des Sehwinkels oder vielmehr des Bildes, welches sie in unseren Augen hervorbringen, beurteilen können, so täuschen wir uns notwendigerweise über die Größe dieser Gegenstände. Jeder hat wohl schon auf Reisen die Erfahrung gemacht, daß man nachts einen Strauch, in dessen Nähe man sich befindet, für einen großen Baum in der Ferne oder auch umgekehrt einen großen entfernten Baum für einen nahen Strauch hält. Mit gleicher Notwendigkeit täuscht man sich, wenn man die Gestalt der Gegenstände nicht zu erkennen vermag und man sich folglich auch keine Vorstellung von der Entfernung bilden kann. Eine Fliege, die nur einige Zoll weit in raschem Flug an unseren Augen vorüberschwebt, wird uns wie ein Vogel in großer Entfernung vorkommen. Ein Pferd, welches mitten auf einem Felde regungslos dastände und vielleicht zufällig eine Stellung einnähme, die den Schafen eigentümlich ist, würde uns bis zu dem Augenblick, wo wir wirklich erkannt hätten, daß es ein Pferd ist, nur so groß wie ein Schaf erscheinen; sobald wir es einmal als ein Pferd erkannt haben, wird es uns auch sofort so groß wie ein solches erscheinen und wir werden augenblicklich unser erstes Urteil berichtigen.

So oft man sich nachts an unbekannten Orten befindet, wo man die Entfernung nicht zu beurteilen und der Dunkelheit wegen die Gestalt der Dinge nicht zu erkennen vermag, läuft man Gefahr, bei der Beurteilung der sich darbietenden Gegenstände unaufhörlich in Irrtümer zu verfallen. Daher entspringt der Schrecken und jene innere Furcht, welche die nächtliche Finsternis fast alle Menschen einjagt. Hierauf gründet sich auch die Erscheinung von Gespenstern und riesenhaften, grauenerregenden Gestalten, welche so viele Leute gesehen haben wollen. Man pflegt ihnen zu erwidern, daß diese Gestalten nur in ihrer Einbildung beständen; sie könnten aber sehr wohl in ihren Augen wirklich vorhanden gewesen sein, und es ist leicht möglich, daß sie in der Tat gesehen haben, was sie gesehen zu haben behaupten; denn so oft man einen Gegenstand nur nach dem Sehwinkel abzuschätzen vermag, muß dieser unbekannte Gegenstand sich selbstverständlich ausdehnen und vergrößern, je mehr man sich nähert. Ist dem Beobachter, welcher den erblickten Gegenstand weder zu erkennen noch seine Entfernung zu beurteilen vermag, derselbe anfangs, als er noch zwanzig oder dreißig Schritte entfernt war, nur einige Fuß hoch erschienen, so muß er ihm folglich, sobald er sich demselben bis auf einige Fuß genähert hat, mehrere Klafter hoch erscheinen. Dies muß ihn doch fürwahr in Erstaunen und Schrecken versetzen, bis es ihm endlich gelingt, den Gegenstand zu berühren oder zu erkennen, denn in demselben Augenblick, wo ihm klar wird, mit wem er es zu tun hat, wird der Gegenstand, der ihm zuerst so riesenhaft erschien, sich plötzlich bis zu seiner natürlichen Größe verkleinern. Ergreift man jedoch die Flucht oder wagt sich nicht zu nähern, so wird man sich von dem Gegenstand gewiß keine andere Vorstellung machen, als die das Bild in unserem Auge hervorruft, und man wird tatsächlich eine riesenhafte oder durch ihre Größe und Figur grauenerweckende Gestalt gesehen haben. Der Glaube an Gespenster ist folglich in der Natur begründet, und Gespenstererscheinungen hängen nicht, wie die Philosophen annehmen, ausschließlich von der Einbildungskraft ab.« (Buffon, Hist. nat. tome VI, page 22, in 12.)

Ich habe mich im Texte nachzuweisen bemüht, daß der Gespensterglaube doch immer teilweise von derselben abhängt; und was die in dieser Stelle entwickelte Ursache betrifft, so ist klar, daß die Gewohnheit, des Nachts zu gehen, uns lehren muß, die Erscheinungen richtig zu unterscheiden, welche die Aehnlichkeit der Gestalten und die Verschiedenheit der Entfernungen in der Finsternis von den Gegenständen in unseren Augen hervorbringen; denn selbst wenn die Luft noch hell genug ist, um uns die Umrisse der Gegenstände erkennen zu lassen, so müssen wir, da sich bei einer größeren Entfernung auch eine größere Luftschicht dazwischen befindet, diese Umrisse doch immer weniger deutlich wahrnehmen, wenn uns eine weitere Entfernung von dem Gegenstande trennt. Und dieser Umstand allein schon ist, infolge der erlangten Gewohnheit, ausreichend, uns vor dem Irrtum zu bewahren, den Herr von Buffon hier erörtert hat. Welcher Erklärung man aber auch den Vorzug geben möge, so ist meine Methode jedenfalls stets erfolgreich, was die Erfahrung vollständig bestätigt.


64 Um sie in der Aufmerksamkeit zu üben, dürft ihr nur solche Dinge mit ihnen besprechen, für deren richtiges Verständnis sie ein fühlbares und augenblickliches Interesse haben. Vor allem vermeidet jede Weitschweifigkeit; nie komme ein überflüssiges Wort über eure Lippen! Ebensowenig darf in euren Reden etwas Dunkles oder Zweideutiges vorkommen.


65 Ein berühmter Tanzlehrer zu Paris, welcher, da er seine Leute sehr gut kannte, sich in seiner Kunst aus Schlauheit wie ein Ueberspannter gebärdete und ihr eine Wichtigkeit beilegte, die man vorgeblich lächerlich fand, trotzdem man ihm gerade wegen derselben in Wahrheit die höchste Ehrfurcht bewies. In einer anderen nicht minder frivolen Kunst sieht man noch heute einen gewöhnlichen Marktschreier in der Rolle eines einflußreichen Mannes und zugleich Narren erscheinen, und ebenfalls mit nicht geringerem Erfolg. In Frankreich wird diese Methode stets sichere Erfolge erzielen. Das wahre und deshalb anspruchslosere und weniger aufschneiderische Talent macht dort kein Glück. Die Bescheidenheit ist daselbst die Tugend der Dummköpfe.


66 Einem ländlichen Spaziergang, wie man sogleich sehen wird. Die öffentlichen Promenaden in den Städten sind für die Kinder beiderlei Geschlechts gefährlich. Hier bildet sich ihnen der Keim zur Eitelkeit und die Sucht, sich bemerkbar zu machen. Im Luxembourg, in den Tuilerien, vorzüglich aber im Palais royal gewöhnt sich die Pariser Jugend jenes unverschämte und läppische Wesen an, welches sie dem Gelächter preisgibt und dem Spotte und der Verachtung von ganz Europa aussetzt.


67 Man nennt solche Figuren isoperimetrisch, die einen gleich großen Umfang haben. Es hat sich herausgestellt, daß unter all diesen Figuren der Kreis die größte Oberfläche enthält. Das Kind hat demnach Waffeln von kreisrunder Gestalt wählen müssen.

Anmerkung des Herrn Petitain.


68 Ein kleiner siebenjähriger Knabe hat später in derselben Kunst noch Erstaunlicheres geleistet.


69 Man vergleiche das Arkadien des Pausanias, sowie die weiter unten angeführte Stelle des Plutarch.


70 Hor., lib. I. en 2


71 Dieser Gebrauch hat sich bei den Majorkanern schon seit vielen Jahrhunderten verloren; er stammt aus jenen Zeiten, wo sie als Schleuderer im Rufe standen.


72 Ich weiß sehr wohl, daß die Engländer ihre Humanität und den gutmütigen Charakter ihrer Nation, die sie good natured people nennen, in hohem Grade rühmen. Aber mögen sie es auch, soviel sie wollen, ausschreien, so findet diese Behauptung doch nirgends einen Widerhall.


73 Die Bantanen, welche sich noch strenger als die Gebern jeglicher Fleischspeise enthalten, sind fast ebenso sanft als diese; da indes ihre Moral weniger rein und ihr Kultus weniger vernünftig ist, so können sie sich mit jenen an Rechtschaffenheit nicht messen.


74 Einer der beiden englischen Uebersetzer dieses Buches hat mir hier einen Irrtum nachgewiesen, und beiden haben ihn verbessert. Schlächter und Wunderärzte werden als Zeugen angenommen; aber erstere werden nicht als Geschworene oder Pairs bei Kriminalfällen zugelassen; letztere dagegen haben auch diese Berechtigung.


75 Die alten Geschichtschreiber enthalten außerordentlich viele Ansichten, von denen man selbst dann Gebrauch machen könnte, wenn die Tatsachen, auf denen sie fußen, falsch sein sollten. Aber leider verstehen wir nicht aus der Geschichte den rechten Vorteil zu ziehen; wir beschäftigen uns zu sehr mit der sogenannten gelehrten Kritik. Wenn man einer Tatsache eine nützliche Lehre entnehmen kann, braucht man auf den Nachweis ihrer Wahrheit doch wahrlich kein zu großen Gewicht zu legen. Verständige Menschen müssen die Geschichte als die Gewebe von Fabeln betrachten, deren Moral für das menschliche Herz vorzüglich geeignet ist.


76 Der Reiz der Gewohnheit entspringt der dem Menschen angeborenen Trägheit, und diese Trägheit steigert sich, sobald man sich ihr überläßt. Was man schon einmal getan hat, geht leichter vonstatten. Auf gebahntem Wege kommt man schneller vorwärts. Auch kann man bemerken, daß die Herrschaft der Gewohnheit über alte und träge Leute ungemein groß ist, während sie über die Jugend und lebhafte Menschen nur eine geringe Macht ausübt. Nur für schwache Seelen eignet sich diese Herrschaft, die sie noch dazu von Tag zu Tag mehr schwächt. Die einzige Gewohnheit, welche den Kindern nützlich ist, besteht darin, daß sie sich ohne Mühe der Vernunft zu unterwerfen lernen. Jede andere Gewohnheit ist ein offenbarer Fehler.


77 Der Graf von Gisors, der einzige Sohn des Marschalls von Belle-Isle.


78 Ich habe mich des Lachens nicht enthalten können, als ich des Herrn Formey feine Kritik über diese kleine Erzählung las. »Dieser Taschenspieler,« sagt er, »der die Nacheiferung eines Kindes übelnimmt und seinem Lehrer deshalb in allem Ernst Vorwürfe macht, ist ein Geschöpf aus der Welt des Emil.« Der geistreiche Herr Formey hat sich nicht vorstellen können, daß diese kleine Szene abgekartet und der Taschenspieler über die Rolle, die er zu spielen hatte, unterrichtet war; denn das hatte ich allerdings nicht ausdrücklich hinzugesetzt. Aber wie oft habe ich dagegen nicht schon erklärt, daß ich nicht für Leute schreibe denen man alles sagen muß!


79 Habe ich wohl einen Leser voraussetzen dürfen, der so beschränkt wäre, bei dieser Unterredung nicht zwischen den Zeilen herauszulesen, daß der Erzieher selbst ihm diesen Verweis Wort für Wort und in ganz bestimmter Absicht vorgeschrieben hatte? Hat man Ursache, mich für so beschränkt zu halten, daß ich imstande wäre, einem Taschenspieler diese Sprache als die ihm natürliche in den Mund zu legen? Ich glaubte den Beweis geliefert zu haben, daß mir wenigstens das doch ziemlich dürftige Talent nicht abgeht, die Leute in dem Geist ihres Standes reden zu lassen. Man vergleiche noch das Ende des folgenden Abschnittes. Hieß dies nicht für jeden anderen als Herrn Formey alles sagen?


80 Diese Demütigungen und Unannehmlichkeiten sind also von mir und nicht von dem Taschenspieler ausgegangen. Da Herr Formey sich noch bei meinen Lebzeiten meines Buches bemächtigen und es drucken lassen wollte, wobei er ohne weiteres meinen Namen wegnahm und den seinigen an dessen Stelle setzte, so hätte er sich doch wenigstens die Mühe nehmen sollen, ich will nicht gerade sagen es selbst zu verfassen, aber doch es zu lesen.


81 Ich habe häufig bemerkt, daß man bei dem gelehrten Unterricht, den man den Kindern erteilt, weniger daran denkt, sich diesen verständlich zu machen, als vielmehr darauf ausgeht, sich den Beifall der anwesenden Erwachsenen zu erwerben. Ich bin von der Richtigkeit dieser Behauptung vollkommen überzeugt, denn ich habe die Beobachtung an mir selbst gemacht.


82 Bei jeder Erläuterung, welche man dem Schüler geben will, dient eine vorausgehende etwas umständliche Vorbereitung in hohem Grade dazu, seine Aufmerksamkeit zu erregen.


83 Obgleich nicht alle Weine, welche man flaschenweise bei den Weinhändlern in Paris kauft, mit Glätte versetzt sind, so sind sie dessenungeachtet selten ganz von Blei frei, weil die Gefäße dieser Kaufleute mit diesem Metall belegt sind, und weil der in einem solchen Maß gegossene Wein dadurch, daß er über das Blei hinwegläuft oder sogar längere Zeit über demselben stehenbleibt, stets einen Teil davon auflöst. Auffallend ist es, daß ein so offenbarer und so gefährlicher Mißbrauch von der Polizei geduldet wird. Aber freilich ist es ja wahr, daß die wohlhabenden Leute, die solche Weinsorten nicht leicht trinken, nur in geringem Grade der Gefahr ausgesetzt sind, vergiftet zu werden.


84 Die vegetabilische Säure übt eine schwache Wirkung aus, Wenn es mineralische und dazu noch wenig verdünnte Säure wäre, so würde die Vereinigung nicht ohne Aufbrausen vor sich gehen.


85 Die Zeit verliert für uns ihr Maß, wenn unsere Leidenschaften ihren Lauf willkürlich regeln wollen. Die Uhr des Weisen ist sein Gleichmut und sein Seelenfrieden. Jede Stunde ist für ihn die rechte, und er kennt diese stets.


86 Die Vorliebe für das Landleben, die ich bei meinem Zögling voraussetze, ist eine natürliche Frucht seiner Erziehung. Da er übrigens von diesem albernen und gezierten Wesen, welches den Frauen in so hohem Grade gefällt, auch keine Spur an sich hat, so wird er von ihnen auch weniger verhätschelt. Selbstverständlich wird er sich deshalb auch unter ihnen weniger gefallen und in ihrer Gesellschaft, deren Reiz er noch nicht zu würdigen imstande ist, weniger verdorben werden. Ich habe mich ernstlich gehütet, ihn dazu anzuhalten, ihnen die Hände zu küsse und fade Schmeicheleien zu sagen, ja ich habe ihn nicht einmal gelehrt, ihnen die rücksichtsvollen Aufmerksamkeiten zu beweisen, die ihnen von den Männern allgemein zugestanden werden. Ich habe es mir zum unverbrüchlichen Gesetz gemacht, nichts von ihm zu verlangen, dessen Grund über seinen Gesichtskreis hinausgeht; und für ein Kind gibt es keinen vernünftigen Grund, das eine Geschlecht anders als das andere zu behandeln.


87 In der Abhandlung über die Ungleichheit.


88 Ich halte es für eine Unmöglichkeit, daß die großen Monarchien Europas noch lange bestehen können. Alle haben schon ihre Glanzepoche gehabt, und jeder Staat, welcher glänzt, geht seinem Untergang entgegen. Ich kann mich für meine Ansicht freilich auch noch auf speziellere Gründe als bloß auf diese allgemeine Wahrheit berufen, aber es ist hier nicht der Ort, davon zu reden, und jeder kennt sie auch nur allzugut.


89 Der Prinz Karl Eduard, der sogenannte Prätendent, Enkel Jakobs II., Königs von England, entthront im Jahre 1688.

Anmerkung des Herrn Petitain.


90 Aber, wird man mir entgegnen, du bist doch selbst ein Schriftsteller! Zu meinem eigenen Unglück bin ich es, ich gestehe es. Indes sind doch meine Fehler, für die ich genug habe büßen müssen, für andere noch kein Grund, in ähnliche zu verfallen. Ich schreibe ja nicht, um sie zu entschuldigen, sondern im Gegenteil, um meine Leser abzuhalten, sich an ihnen ein Vorbild zu nehmen.


91 Der Abbé de St. Pierre.


92 Bei den alten gab es keine Schneider; die Kleider der Männer wurden von den Frauen im Hause selbst angefertigt.


93 Juv. Sat. II. v. 53.


94 Ich halte es für eine Unmöglichkeit, daß uns unsere Sinne täuschen, denn es ist unter allen Umständen wahr, daß wir das wahrnehmen, was wir wahrnehmen; und in dieser Beziehung hatten die Epikuräer recht. Nur die Urteile, die es uns beliebt mit den Sinneswahrnehmungen in bezug auf ihre ersten Ursachen, oder in bezug auf ihre gegenseitigen Beziehungen, oder in bezug auf die Natur der Gegenstände, deren Wahrnehmung sie uns ermöglichen, in Verbindung zu setzen, tragen die Schuld des Irrtums. Und gerade hierin verfielen die Epikuräer in einen großen Irrtum, indem sie die Behauptung aufstellten, daß die Urteile, die wir über unsere Sinneswahrnehmungen fällten, niemals falsch wären. Wir nehmen lediglich die sinnlichen Eindrücke, nicht aber unsere Urteile wahr; diese bilden wir selbst. – Dieser Abschnitt, welcher zum erstenmal in der von Didot im Jahre 1801 veranstalteten Ausgabe abgedruckt wurde, befindet sich in der Tat in dem Manuskript des Verfassers, in der Form einer Randnote zum Text, wobei jedoch zu beachten ist, daß in demselben die beiden vorhergehenden Absätze fehlen.

Anmerk. des Herrn Petitain.


95 Ich habe mich seitdem durch eine genauere Untersuchung vom Gegenteil überzeugt. Die Strahlenbrechung wirkt kreisförmig, und der Stock erscheint an dem im Wasser befindlichen Ende dicker als an dem anderen; allein dies vermag nichts an der Beweiskraft meiner Folgerung zu ändern, und der Schluß ist deshalb nicht weniger richtig.


96 In den Städten und bei wohlhabenden Familien erreichen nach Büffons Behauptungen die Kinder, weil sie an reichliche und kräftige Kost gewöhnt sind, diesen Zustand eher, während sie auf dem Lande und bei armen Leuten infolge der schlechten und unzureichenden Nahrung erst später dazu gelangen. Ihre Entwicklung nimmt nach seiner Berechnung zwei oder drei Jahre länger in Anspruch. (Hist. nat. IV. pag. 238.) Ich will zwar die Richtigkeit der Beobachtung, aber keineswegs die der Erklärung zugeben, weil in Ländern, wo sich der Landmann sehr gut nährt und viel zu sich nimmt, wie in Wallis und selbst in gewissen Gebirgsgegenden Italiens, zum Beispiel in Friaul, gleichfalls bei beiden Geschlechtern das Alter der Pubertät später eintritt als in den Städten, wo man sich oft, um die Mittel zur Befriedigung der Eitelkeit übrigzubehalten, bei dem Essen der größten Sparsamkeit befleißigt, und wo die meisten, wie das Sprichwort sagt, alles auf, aber nichts im Leibe haben. Man muß erstaunen, erblickt man in diesen Gebirgen große Burschen, die stark wie Männer sind, aber trotzdem noch eine Knabenstimme und ein bartloses Kinn haben, oder große, in allem übrigen völlig ausgebildete Mädchen, ohne irgendein periodisches Zeichen ihres Geschlechts. Dieser Unterschied scheint mir lediglich daher zu kommen, daß bei der Einfachheit ihrer Sitten ihre Einbildungskraft, welcher länger in stiller Ruhe verharrt, ihr Blut erst später in Gärung bringt und ihr Temperament nicht so frühzeitig wachruft.


97 Wenn es solche gibt. So lautet in der Tat die Lesart in dem Manuskripte. Es läßt sich annehmen, daß sich der Verfasser durch äußere Einflüsse bestimmen ließ, dafür in den ersten Ausgaben die Worte »wenn sie solche haben« zu substituieren. Da sich letztere Lesart jedoch auch in der Genfer Ausgabe vorfindet, so hat er sich wahrscheinlich für Beibehaltung derselben im Texte entschieden.

Anmerk. des Herrn Petitain.


98 Omnis in imbecillitate est gratia et caritas. Cic., de nat. Deor., I. 44.


99 Hierin scheint gegenwärtig eine geringe Aenderung einzutreten. Die Stände scheinen sich mehr zu befestigen, und die Menschen werden weniger teilnahmsvoll.


100 Die Zuneigung kann der Erwiderung entbehren, nie aber die Freundschaft. Letztere ist ein gegenseitiger Austausch, ein Vertrag wie jeder andere, aber der heiligste von allen. Für das Wort Freund gibt es kein anderes Korrelativ. Ein jeder Mensch, der nicht der Freund seines Freundes ist, ist sicherlich ein Schurke, da man Freundschaft nur durch Erweisung oder Erheuchelung von Freundschaft erlangen kann.


101 Multos experimur ingratos, plures facimus, quia graves exprobratores exactoresque sumus... Ita gratiam omnem corrumpimus, non tantum postquam dedimus beneficia, sed dum damus. Seneca, de benef. lib I, cap. 1.


102 Sogar das Gebot, gegen andere so zu handeln, wie wir wünschen, daß man gegen uns handele, findet seinen wahren Grund nur in dem Gewissen und in dem Gefühl, denn welcher unanfechtbare Grund könnte mich wohl bestimmen, daß ich, obwohl ich eben ich bin, so handeln soll, als ob ich ein anderer wäre, vor allen Dingen, wenn ich moralisch überzeugt bin, daß ich mich niemals in dem nämlichen Falle befinden werde? Und wer will mir dafür Bürgschaft ablegen, daß selbst bei der treuesten Befolgung dieses Grundsatzes meinerseits ihn auch andere mir gegenüber zur Geltung bringen werden? Der Böse zieht aus der Rechtschaffenheit des Gerechten sowie aus seiner eigenen Unredlichkeit Vorteil. Er würde damit ganz zufrieden sein, wenn alle Welt, mit Ausnahme seiner selbst, rechtschaffen wäre. Was man auch immer darüber sagen möge, so steht doch so viel fest, daß dieser Vertrag für die Guten nicht eben sehr vorteilhaft ist. Wenn jedoch die Kraft meiner sich mitteilenden Seele mich mit meinem Nebenmenschen identifiziert und ich mich gleichsam in ihm fühle, so will ich von ihm alles Leid fern wissen, um eben nicht selbst zu leiden. Ich nehme aus Liebe zu mir Anteil an ihm, und der Grund des Gebots liegt in der Natur selbst, die mir den Wunsch nach Wohlbefinden einflößt, welches an keinem bestimmten Ort gebunden sein darf. Hieraus ziehe ich den Schluß, daß es nicht wahr ist, daß die Vorschrift des Naturgesetzes allein auf die Vernunft gegründet seien. Sie haben einen festeren und sicherern Grund. Die aus der Selbstliebe stammende Menschenliebe ist das Prinzip der menschlichen Gerechtigkeit. Die Summe aller Moral ist im Evangelium gegeben.


103 Der allgemeine Geist der Gesetze aller Länder hat sich unverkennbar die Aufgabe gestellt, stets den Starken gegen den Schwachen und den Besitzenden gegen den Nichtbesitzenden zu begünstigen. Dieser Uebelstand ist unvermeidlich und ohne Ausnahme.


104 Dies kann man recht augenscheinlich bei Davila, Guicciardin, Strada, Salis, Machiavel und hier und da sogar bei de Thou wahrnehmen. Bertot ist fast der einzige, welcher zu malen verstand, ohne Porträte zu liefern.


105 Buch II, Kap. 10.


106 Ein einziger unter unseren Historikern, welcher den Tacitus in großen Zügen nachgeahmt hat, nämlich Duclos, Verfasser der Biographie Ludwigs XI., hat sich auch Sueton nachzuahmen und bisweilen in kleineren Zügen Comines zu kopieren bemüht. Aber gerade das, was den Wert seines Werkes wesentlich erhöht, hat ihm die Ungunst unserer heutigen Kritik zugezogen.


107 Regelmäßig ist es das Vorurteil, welches die Heftigkeit der Leidenschaften in unseren Herzen unterhält. Wer nur das sieht, was wirklich ist, und nur das schätzt, was er genau kennt, wird nicht leicht leidenschaftlich werden. Die Irrtümer in unseren Urteilen fachen die Glut unserer Begierden an.


108 Ich glaube die Gesundheit und die guten Körperkonstitution dreist in die Zahl der durch seine Erziehung erworbenen Vorteile oder vielmehr in die Zahl der Naturgaben rechnen zu dürfen, welche ihm seine Erziehung bewahrt hat.


109 Uebrigens wird unser Zögling, der sich von so vielfachen Zerstreuungen umgeben sieht und sich bisher noch nie in seinem Leben gelangweilt hat, ja der kaum weiß, wozu das Geld dient, nicht leicht in diese Schlinge fallen. Macht man aber Eigennutz und Eitelkeit zu den einzigen Triebfedern, die man zur Leitung der Kinder in Anwendung bringt, so werden sich späterhin auch die Buhlerinnen und Gauner, um sie in ihre Gewalt zu bringen, dieser nämlichen beiden Triebfedern bedienen. Wenn ihr die Habgier der Kinder durch Preise und Belohnungen anfachen seht, wenn ihr Zeuge seid, wie man sie bei öffentlichen Schulakten schon in ihrem Lebensjahren mit Lob überhäuft, so verkündigt euch dieser Anblick schon im voraus, wie man ihnen im zwanzigsten Jahre im Spielhaus ihre Börse und in liederlichen Häusern ihre Gesundheit rauben wird. Man kann stets eine Wette darauf eingehen, daß der gelehrteste Schüler seiner Klasse dereinst auch der größte Spieler und größte Wüstling werden wird. Freilich läßt sich mit Mitteln, von denen man in der Kindheit keinen Gebrauch machte, auch im Jünglingsalter nicht in demselben Umfang Mißbrauch treiben. Indes man muß eingedenk bleiben, daß es bei dergleichen Angelegenheiten mein beständiger Grundsatz ist, überall den schlimmsten Fall anzunehmen. Zunächst bemühe ich mich, dem Laster vorzubeugen, und dann setze ich es als vorhanden voraus, um gegen dasselbe einschreiten zu können.


110 Ich befand mich im Irrtum; ich habe doch einen entdeckt, den Herrn Formey.


111 Wie wird er sich jedoch selbst benehmen, wenn man mit ihm absichtlich Händel sucht? Ich erwidere darauf, daß er niemals Händel haben und sich nie in solche verwickeln lassen wird. Indes, werdet ihr ferner einwenden, wer kann denn am Ende vor einer tätlichen oder wörtlichen Beleidigung völlig sicher sein, wenn ein brutaler Mensch, ein Trunkenbold oder ein Raufer darauf ausgeht, uns zuerst zu beschimpfen, um nachher noch das Vergnügen zu haben, uns zu töten? Das ist eine andere Sache; keineswegs darf die Ehre oder das Leben eines Bürgers der Willkür eines rohen Burschen, eines Trunkenbolds oder Raufers preisgegeben sein, und trotzdem vermag man sich gegen ein solches unangenehmes Vorkommnis nicht mehr als gegen das Herabfallen eines Dachziegels zu sichern. Erlittene, tätliche oder wörtliche Beleidigungen bringen im bürgerlichen Leben Folgen hervor, welchen keine Weisheit vorbeugen und für welche kein Gerichtshof dem Beleidigten volle Genugtuung gewähren kann. Die Unzulänglichkeit der Gesetze gibt ihm folglich in diesem Punkte seine Unabhängigkeit zurück; er ist von nun an alleiniger Schiedsmann, alleiniger Richter zwischen dem Beleidiger und sich, er ist der alleinige Ausleger und Vollzieher des Naturgesetzes. Er ist sich Gerechtigkeit schuldig und kann sie sich allein widerfahren lassen, und es findet sich sicherlich keine Regierung auf Erden, die so unverständig wäre, ihn dafür zu bestrafen, daß er sie sich in einem solchen Falle selbst verschafft hat. Damit verlange ich nicht, daß er sich schlagen soll; eine solche Handlungsweise ist Narrheit; ich sage nur, daß er sich Gerechtigkeit schuldig ist und daß es nur von ihm allein abhängt, sie sich zu verschaffen. Wäre ich Monarch, so bürge ich dafür, daß ich meinen Staaten, ohne daß ich dieser Menge vergeblicher Gesetze gegen die Quelle nötig hätte, keine Beleidigungen vorkommen sollten, und zwar durch ein höchst einfaches Mittel, bei dem alle Einmischungen der Gerichte vermieden wären. Wie dem jedoch auch immer sei, Emil weiß in einem solchen Falle, welche Gerechtigkeit er sich selbst schuldig ist, und welches Beispiel er zur Sicherstellung aller Leute von Ehre aufstellen muß. Selbst der entschlossenste Mann hat es nicht in seiner Gewalt, jede Beleidigung von sich fernzuhalten, so viel vermag er aber zu verhindern, daß man sich lange rühme, ihn beschimpft zu haben.

(Diese Anmerkung hat eine gewisse Berühmtheit erlangt. Sie hat der Kritik einen Stoff gegeben, von dem sich Bosheit und Falschheit eifrig bemüht haben, Vorteil zu ziehen. Die Idee, welche Rousseau nur ahnen läßt, und über welche sich offener zu erklären er scheint vermeiden zu wollen, ist übrigens in einem seiner Briefe an den Abeè M... , datiert den 14. März 1770, deutlich ausgesprochen und sogar entwickelt. Er fügt daselbst die Erzählung einer sehr auffallenden Anekdote bei, welche die Veranlassung war, daß sich jene Idee in seinem Geiste bildete.)

Anmerk. des Herrn Petitain.


112 Variante: Dem einen redet man vor, man müsse Mohammed verehren, und es versichert nun auch, es verehre Mohammed. Dem anderen sagt man, man müsse die Jungfrau verehren, und es behauptet, es verehre die Jungfrau. Jedes von beiden würde das getan haben, was das andere getan hat, wenn sie sich in umgekehrter Lage befunden hätten. Können nun wohl diese Ansichten, die sich bei beiden usw.


113 Plutarchs Abhandlung über die Liebe. Mit diesen Worten begann zuerst die Tragödie Menalippus; aber das Geschrei des Volkes von Athen nötigte Euripides, diesen Anfang abzuändern.


114 Man lese über den Naturzustand des menschlichen Geistes und über die Langsamkeit seiner Fortschritte den ersten Teil der Abhandlung über die Ungleichheit nach.


115 Abhandlung über den Aberglauben, § 27.


116

........ Durch Gluten schreit' ich,

Welche mit trüglicher Asch' umhüllt sind.

(Horat. II, Ob. 1, B. 7-8.)


117 Die Berichte des Herrn de la Condamine machen uns mit einem Volke bekannt, das nur bis drei zählen konnte. Trotzdem hatten die Menschen, aus welchen dieses Volk bestand, da ihnen ja die Hände nicht fehlten, oft ihre Finger erblicken müssen, ohne deshalb die Kunst zu lernen, bis fünf zu zählen.


118 Diese Ruhe ist, wenn man will, allerdings nur relativ; da wir aber bei der Bewegung ein Mehr oder Weniger beobachten, so können wir uns von einem ihrer beiden äußersten Endpunkte, nämlich der Ruhe, eine völlig klare Idee machen, und zwar begreifen wir dieselbe so vollkommen, daß wir sogar geneigt sind, die Ruhe, welche nur relativ ist, für absolut zu halten. Es ist deshalb durchaus nicht wahr, daß Bewegung eine wesentliche Eigenschaft der Materie sei, wenn sie sich im Zustande der Ruhe denken läßt.


119 Die Chemiker glauben, daß das Phlogiston oder der Feuerstoff sich in den Mischungen, von denen es einen Teil bildet, so lange zerstreut, unbeweglich und latent befinde, bis davon völlig unabhängige Ursachen es freimachen, vereinigen, in Bewegung setzen und in Feuer verwandeln.


120 Ich habe mich aufrichtig bemüht, mir ein lebendiges Molekül vorzustellen, ohne daß es mir doch gelungen wäre. Die Idee einer empfindenden und doch der Sinne entbehrende Materie scheint mir unfaßlich und sich selbst widersprechend. Um diese Idee anzunehmen oder zu verwerfen, wäre es doch zuerst nötig, daß man sie wenigstens verstände, und ich muß offen bekennen, daß ich nicht so glücklich bin.


121 Sollte man es wohl für möglich halten, wenn man nicht Beweise dafür hätte, daß sich die menschliche Narrheit je so weit verirren könnte? Amatus Lusitanus beteuerte, einen Homunkulus von der Länge eines Zolls, der in einem Glas eingesperrt war, gesehen zu haben. Nach seiner Angabe hätte ihn Julius Camilus wie ein zweiter Prometheus mit Hilfe der alchimistischen Kunst hervorgebracht. Paracelsus lehrt in der Abhandlung »de natura rerum« das Verfahren, solche kleine Menschen auf künstlichem Wege zu erzeugen, und stellt die Behauptung auf, daß die Pygmänen, die Faunen, die Satyren und die Nymphen Erzeugnisse der Chemie wären. Ich sehe in der Tat nicht ein, was nunmehr noch zu tun übrigbleibt, falls man die Möglichkeit solcher chemischen Producte feststellen will, als die Behauptung hinzufügen, daß die organische Materie der Hitze des Feuers widersteht und daß sich ihre Moleküle auch in einem Flammofen erhalten ließen.


122 Variante... König der Natur, wenigstens auf der Erde, ist...


123 Es kommt mir so vor, als habe die neuere Philosophie, weit davon entfernt zu behaupten, daß die Felsen denken, im Gegenteil die Entdeckung gemacht, daß die Menschen nicht denken. Sie erkennt nur noch empfindende Wesen in der Natur, und der ganze Unterschied, den sie zwischen einem Menschen und einem Stein aufzufinden vermag, besteht darin, daß der Mensch ein empfindendes Wesen mit Bewußtsein, der Stein dagegen ein empfindendes Wesen ohne Bewußtsein ist. Wenn es nun aber eine Wahrheit ist, daß die ganze Materie empfindet, wo werde ich dann die empfindende Einheit oder das individuelle Ich zu suchen haben? Wird es sich in jedem Molekül der Materie oder in den zusammengesetzten Körpern vorfinden? Muß ich dieser Einheit ebenso in den flüssigen wie in festen, in zusammengesetzten wie in einfachen Körpern eine Stelle einräumen? Es gibt, wie man sagt, in der Natur nur Individuen. Aber welches sind diese Individuen? Ist dieser Stein ein Individuum oder ein Aggregat von Individuen? Ist er ein einziges empfindendes Wesen, oder ist jedes Sandkörnchen, welches er enthält, ein solches? Ist jedes elementare Atom ein empfindendes Wesen, wie soll ich dann die innige Verbindung verstehen, in welcher sich das eine in dem anderen dergestalt empfindet, daß ihre beiden Ich in ein einziges zusammenfließen? Die Anziehungskraft mag ein Naturgesetz sein, dessen Geheimnis wir noch nicht durchschaut haben; aber wir begreifen wenigstens, daß in ihr, da sie nach Verhältnis der Massen wirkt, nichts liegt, was mit der Ausdehnung und Teilbarkeit im Widerspruch stände. Läßt es sich aber wohl denken, daß dasselbe Verhältnis bei der Empfindung stattfindet? Die empfindenden Teile besitzen eine Ausdehnung, während das empfindende Wesen eine unteilbare Einheit bildet. Es ist untrennbar, es ist entweder ein Ganzes oder nichts. Das empfindende Wesen ist folglich kein Körper. Ich weiß nicht, was unsere Materialisten dazu sagen, mir aber kommt es so vor, als ob dieselben Schwierigkeiten, die sie bewogen haben, das Denken zu verwerfen, sie dazu bewegen müßten, das Empfinden ebenfalls abzuleugnen. Ich sehe nicht ein, weshalb sie nicht, nachdem sie einmal den ersten Schritt getan haben, nun auch den zweiten tun sollten. Weshalb sollte er ihnen sauer werden? Da sie sich völlig überzeugt halten, daß sie nicht denken, wie dürfen sie zu behaupten wagen, daß sie empfinden?


124 Wenn die Alten den höchsten ihrer Götter optimus maximus nannten, so drückten sie sich vollkommen richtig aus; wenn sie aber maximus optimus gesagt hätten, so wäre der Ausdruck noch glücklicher gewesen; da seine Güte seiner Macht entspringt, so ist er gütig, weil er groß ist.


125 Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deine Gnade und Wahrheit. Psalm 115, B.1.


126 Die moderne Philosophie, welche nur das annimmt, was sie zu erklären vermag, nimmt keinen Anstand, jene unerklärliche, Instinkt genannte Fähigkeit anzuerkennen, welche die Tiere, ohne daß sie sich auch nur die geringste Kenntnis erworben hätten, zu einem bestimmten Ziele zu treiben scheint. Der Instinkt ist nach der Definition eines unserer gelehrtesten Philosophen lediglich eine der Reflexion beraubte, aber erst durch Reflexion gewonnene Gewohnheit; und aus der Art und Weise, wie er diesen Fortschritt erklärt, sieht man sich zu dem Schlusse gezwungen, daß die Kinder mehr reflektieren als die Erwachsenen, ein in so hohem Grade seltsames Paradoxon, daß es sich schon der Mühe verlohnt, dasselbe einer näheren Prüfung zu unterziehen. Ohne weiter auf diese Erörterung einzugehen, erlaube ich mir nur die Frage aufzuwerfen, mit welchem Namen ich den Eifer bezeichnen soll, mit dem mein Hund die Maulwürfe bekriegt, die er nicht einmal frißt, die Geduld, mit welcher er ihnen bisweilen stundenlang auflauert, und die Geschicklichkeit, mit welcher er sie packt, sie in dem Augenblicke ihres Aufstoßens aus der Erde wirft und dann tötet, um sie liegen zu lassen, ohne daß ihn jemand zu dieser Jagd dressiert und ihm beigebracht hätte, daß es hier Maulwürfe gibt. Weiter frage ich, und das ist noch von ungleich höherer Wichtigkeit, weshalb sich der nämliche Hund, als ich ihm zum erstenmal drohte, mit dem Rücken auf die Erde warf und sich mit zusammengezogenen Pfötchen in eine so bittende Stellung legte, daß sie ganz geeignet war, mich zu rühren. Sicherlich hätte er sich gehütet, in dieser Stellung zu bleiben, wenn ich, ohne mich erweichen zu lassen, ihn in diesem Zustand geschlagen hätte. Wie! Hatte mein noch ganz kleiner und kaum erst geborener Hund etwa schon moralische Begriffe erworben? Wußte er etwa schon, was Gnade und Großmut war? Vermöge welcher gewonnenen Einsichten gab er sich der Hoffnung hin, mich dadurch zu besänftigen, daß er sich mir ganz auf Gnade oder Ungnade ergab? Alle Hunde der Welt handeln in demselben Falle fast genau ebenso, und ich behaupte hier nichts, wovon sich nicht ein jeder selbst überzeugen könnte. Hätten doch die Philosophen, die den Instinkt in so verächtlicher Weise verwerfen, die Güte, diese Tatsache durch das alleinige Spiel der Sinneseindrücke und der durch sie erworbenen Kenntnisse zu erklären, und zwar so zu erklären, daß es auch einem jedem vernünftigen Menschen verständlich wäre. Dann würde ich nichts mehr zu erwidern haben und nie wieder vom Instinkt reden.


127 In gewisser Beziehung sind die Ideen Empfindungen und die Empfindungen Ideen. Beide Namen passen für jede Wahrnehmung, die uns sowohl mit ihrem Gegenstand als auch mit uns selbst, die wir davon affiziert werden, beschäftigt. Nur die Reihenfolge dieser Affektionen entscheidet darüber, welches der passende Name für sie ist. Wenn wir zuerst mit dem Gegenstande beschäftigt sind und nur infolge einer Reflexion an uns denken, so heißt die Wahrnehmung Idee; wenn dagegen unsere Aufmerksamkeit zuerst durch den empfangenen Eindruck erregt wird, und wir nur infolge der Reflexion an den Gegenstand denken, welcher ihn verursacht, so heißt sie Empfindung.


128 Das, glaube ich, könnte der wackere Vikar auch heute noch dem Publikum sagen.


129 »Alle«, sagt ein ehrlicher und gelehrter Priester, »behaupten, daß sie ihre Lehre nicht von Menschen noch von irgendeinem anderen Geschöpfe, sondern von Gott erhalten haben und deshalb glauben (und alle bedienen sich derselben Ausdrucksweise).

Aber um die Wahrheit zu sagen und ohne Schmeichelei und Heuchelei, so verhält es sich damit nicht also. Man hat die Glaubenslehren, was man auch immer sagen möge, durch menschliche Hände und Mittel erhalten. Der Beweis liegt erstlich in der Art und Weise, in welcher die Religionen in der Welt angenommen worden sind und noch täglich von einzelnen Menschen angenommen werden. Die Nation, das Land, der Ort bestimmt die Religion. Man bekennt sich zu der des Ortes, an welchem man geboren und erzogen wird. Wir werden beschnitten, getauft, sind Juden, Mohamedaner oder Christen, noch bevor wir wissen, daß wir Menschen sind. Die Religion hängt demnach nicht von unserer Wahl oder Prüfung ab. Ein fernerer Beweis liegt darin, daß das Leben und die Sitten so wenig mit der Religion übereinstimmen, und endlich spricht auch das noch dafür, daß man bei menschlichen und ganz geringfügigen Angelegenheiten gegen den Geist seiner Religion handelt.« Charron, Ueber die Weisheit, Buch II, Kap. 5, p. 257, herausgegeben in Bordeaux 1601.

Dem Anscheine nach würde das aufrichtige Glaubensbekenntnis des tugendhaften Stiftlehrers von Condom von dem des savoyischen Vikars nicht sehr abweichend gewesen sein.


130 Das ist aus tausend Stellen der Heiligen Schrift, und unter anderen aus 5. Buch Mosis XIII. ersichtlich, wo es heißt, wenn ein Prophet, der fremde Götter verkündige, seine Rede durch Wunder bestätige, so solle man ihm selbst für den Fall, daß seine Weissagungen in Erfüllung gingen, nicht nur nicht gehorchen, sondern ihn sogar mit dem Tode bestrafen. Wenn nun die Heiden die Apostel, welche ihnen einen fremden Gott verkündigten, töteten, trotzdem sie ihre Sendung durch Weissagungen und Wundertaten erhärteten, so begreife ich nicht, welchen gegründeten Vorwurf man ihnen zu machen vermöchte, den sie uns nicht augenblicklich zurückgeben könnten. Was hat man nun wohl in einem solchen Falle zu tun? Nur eins: zum Ueberlegen zurückzukehren und von den Wundern ganz abzusehen. Am besten wäre es freilich gewesen, man hätte niemals seine Zuflucht zu ihnen genommen. Das lehrt der einfachste gesunde Menschenverstand, den man nur durch die allerspitzfindigsten Distinktionen verdunkeln kann. Spitzfindigkeit, im Christentume? So hat Jesus Christus also wohl unrecht gehabt, den Einfältigen das Himmelreich zu verheißen, wohl unrecht gehabt die schönste seiner Reden mit der Seligpreisung der geistlich Armen zu beginnen, wenn so viel Geist dazu gehört, seine Lehre zu verstehen und an ihn glauben zu lernen? Sobald ihr mir den Beweis geliefert haben werdet, daß ich mich unterwerfen muß, werde ich mich natürlich fügen; um mir jedoch diesen Beweis zu liefern, lasset euch zu meiner Fassungskraft herab; leget bei eurer Beweisführung den Maßstab eines geistlich Armen zugrunde, oder ich erkenne euch nicht mehr für die wahren Jünger eures Meisters, und eure Verkündigung ist nicht seine Lehre.


131 Plutarch berichtet, die Stoiker hätten unter anderen sonderbaren Paradoxien auch behauptet, es wäre bei einem kontradiktorischen Rechtsverfahren unnütz, beide Parteien zu vernehmen; denn, meinten sie, entweder hat die erste die Aussage bewiesen, oder sie hat sie nicht bewiesen. Wenn sie dieselbe bewiesen hat, so ist damit alles gesagt, und die Gegenpartei muß verurteilt werden. Hat sie dagegen nicht den Beweis geliefert, so hat sie unrecht und muß zurückgewiesen werden. Es kommt mir so vor, als ob die Methode aller derjenigen, welche die Offenbarung annehmen, die alle übrigen ausschließt, der stoischen auffallend ähnlich ist. Sobald einmal jeder behauptet, er allein habe recht, so muß man, um unter so vielen Parteien zu wählen, alle anhören, oder man ist ungerecht.


132 Das erwähnte Buch Bossuets ist die »Darlegung der katholischen Glaubenslehre«; es erlebte mehr als zwanzig Auflagen und wurde in allen europäischen Sprachen übersetzt. Die beste Ausgabe ist die des Abbé Lequeux mit Anmerkungen und der lateinischen Uebersetzung des Abbé Fleury (1761).

Anmerk. des Herrn Petitain.


133 »Herab«. Variante: sie kennen unsre Gründe und wir die ihrigen nicht, und...


134 »Begünstigung fände«. Variante: in denen man behauptet, und sich zu beweisen bemühte, daß Jesus Christus nicht der Messias sei.


135 Von tausend bekannten Tatsachen hier nur eine, die keines Kommentars weiter bedarf. Als im sechzehnten Jahrhundert die katholischen Theologen alle Bücher der Juden ohne Unterschied zum Feuer verurteilt hatten, zog sich der berühmte und gelehrte Reuchline den man in dieser Angelegenheit zu Rate gezogen hatte, lediglich um seiner Ansicht willen, man könnte diejenigen dieser Bücher erhalten, welche frei von Angriffen gegen das Christentum wären und nur solche Stoffe behandelten, die die Religion nicht berührten, heftige Verfolgungen zu, die ihn beinahe zugrunde gerichtet hätten.


136 »Jenes weit entlegene Land«. Variante: »Das wunderbare Land, wo die Jungfrauen gebären, die Götter geboren werden, essen, leiden und sterben.« Diese wie die zuletzt angegeben Variante findet sich in der Tat in Rousseaus eigenhändigem Manuskript, ist aber vom Verschaffer selbst ausgestrichen und durch die obige Fassung ersetzt, die in alle Ausgaben bis zum Jahre 1801 aufgenommen worden ist.

Anmerk. des Herrn Petitain


137 Zu den Worten »ähnliche Einwürfe« macht Herr Petitain die Anmerkung, daß sich dieselben weder in Rousseaus eigenhändigem Manuskript noch in irgendeiner vor der in Genf erschienenen Ausgabe finden.


138 »Der Religion des Vaters«. Variante: ... seines Vaters. Wie viele Menschen sind in Rom sehr gute Katholiken, die aus demselben Grunde, wenn sie in Mekka geboren wären, sehr gute Muselmänner sein würden, und wiederum, wie viele brave Leute sind in Asien sehr gute Türken, welche in unserer Mitte sehr gute Christen sein würden.


139 »Zu Herzen spricht«. Variante: Ich lege gern das Geständnis ab, daß die Heiligkeit des Evangeliums ein Beweisgrund ist, der mir zu Herzen spricht, und daß ich es sogar bedauern würde, eine unbestreitbare Widerlegung desselben zu finden. Sehen Sie sich die Bücher...


140 De republ. lib. I.


141 Diese Aehnlichkeit ergibt sich aus den beiden ersten Büchern oder Gesprächen der Abhandlung Platos, welche den Titel »Der Staat« führt. Die in Bezug auf den in Frage stehenden Gegenstand bemerkenswerteste Stelle enthält Aeußerungen, die er seinem Gegner in den Mund legt.

Was die Kirchenväter anlangt, von denen hier die Rede ist, so vergleiche man unter anderen Just. (Apol. prima) und Clem. v. Alex. (Stromata, lib. IV).

Anmerk. des Herrn Petitain.


142 ... Variante: Welche Verblendung oder welch böser Wille muß...


143 Man vergegenwärtige sich den Vergleich in der Bergpredigt, den er selbst zwischen der Moral des Moses und der seinigen aufstellt. Matth. 5, 21 ff.


144 »Das mehrere Menschen«. Variante: Daß vier Menschen usw. Diesem Worten ist noch folgende Anmerkung zugefügt: Ich will deren nicht mehr zählen, weil ihre vier Evangelien die einzigen Lebensbeschreibungen Jesu Christi sind, welche sich von der großen Zahl der überhaupt verfaßten erhalten haben.


145 Die Pflicht, sich zur Landesreligion zu bekennen und sie zu lieben, erstreckt sich nicht bis auf die Dogmen, welche mit einer gesunden Moral in Widerspruch stehen, also auch nicht auf das der Intoleranz. Dieses abscheuliche Dogma waffnet einen Menschen gegen den anderen und macht sie alle zu Feinden des menschlichen Geschlechts. Die Unterscheidung zwischen bürgerlicher und kirchlicher Toleranz ist kindisch und eitel. Diese beiden Arten von Toleranz sind durchaus untrennbar, und beide werden stets gleichzeitig in Wirksamkeit sein. Selbst Engel würden mit den Menschen nicht in Frieden leben, wenn sie dieselben als Feinde Gotte betrachteten.


146 Beide Parteien bekämpfen sich gegenseitig mit so vielen Sophismen, daß es fürwahr ein ungeheures und tollkühnes Unternehmen sein würde, sie alle verzeichnen zu wollen. Es ist schon viel, einige derselben, wie sie sich gerade darbieten, hervorzuheben. Eine bei den Scheinphilosophen am häufigsten wiederkehrende Spitzfindigkeit besteht darin, ein nur in der Einbildung bestehendes Volk guter Philosophen einem Volke schlechter Christen gegenüberzustellen, als ob sich ein Volk leichter zu wahren Philosophen als zu wahren Christen heranbilden ließe. Ich weiß nicht, welcher von beiden, ein guter Philosoph oder ein guter Christ, unter den Individuen leichter zu finden ist, aber so viel ist mir sehr wohl bewußt, daß man sich, sobald es sich um Völker handelt, solche vorstellen muß, welche aus Mangel an Religion die Philosophie mißbrauchen werden, wie die Völker der Gegenwart aus Mangel an Philosophie die Religion mißbrauchen; und dies scheint mir den Stand der Frage wesentlich zu ändern.

Bayle hat in sehr scharfsinniger Weise den Beweis geliefert, daß der Fanatismus verderblicher ist als der Atheismus, und das ist ja unanfechtbar; dagegen hat er unterlassen, auf einen Umstand aufmerksam zu machen, der nicht weniger wahr ist, daß nämlich der Fanatismus, obgleich blutgierig und grausam, nichtsdestoweniger eine große und starke Leidenschaft ist, welche das Herz des Menschen erhebt, ihm Todesverachtung einflößt, ihm eine wunderbare Tatkraft verleiht und nur einer besseren Leitung bedarf, um zur Quelle der erhabensten Tugenden zu werden; während Mangel an Religiosität, sowie überhaupt der sich nur auf seine Vernunft stützende und philosophische Geist an das Leben fesselt, verweichlicht, die Seele erniedrigt, alle Leidenschaften auf den kleinlichen Standpunkt des Sonderinteresses und auf die Gemeinheit des menschlichen Ichs zusammendrängt und so geräuschlos die wahren Fundamente der ganzen Gesellschaft untergräbt. Denn das den Sonderinteressen Gemeinsame ist so geringfügig, daß es dem, was sie trennt und in einen Gegensatz zueinander bringt, nie das Gleichgewicht zu halten vermag.

Wenn nun der Atheismus nicht zum Blutvergießen antreibt, so liegt die Ursache dazu weniger in seiner Friedensliebe als in seiner Gleichgültigkeit gegen das Gute. Bleibt er nur in seinem Kabinett in ungestörter Ruhe, so kümmert es den sogenannten Weisen gar wenig, welches Schicksal das Ganze hat. Seine Grundsätze reizen nicht zum Mord an, aber sie treten der Fortpflanzung des Menschen hinderlich in den Weg, indem sie die Sitten zerstören, welche auf seine Vermehrung hinwirken, indem sie ihn gleichsam von seiner Gattung losreißen, indem sie alle seine Neigungen auf einen geheimen, der Volksmenge wie der Tugend in gleicher Weise nachteiligen Egoismus zurückführen. Der philosophische Indifferentismus ähnelt der Ruhe eines unter dem Despotismus seufzenden Staates; es ist sie Ruhe des Todes und sie ist zerstörender als der Krieg selbst.

Obgleich sonach der Fanatismus in seinen unmittelbaren Wirkungen unheilvoller als das ist, was man heutigestags den philosophischen Geist nennt, so ist es doch ungleich weniger in seinen Folgen. Uebrigens ist es leicht genug, in Büchern mit schönen Grundsätzen Prunk zu treiben; es ist aber doch sehr die Frage, ob sie mit dem System übereinstimmen, ob sie sich mit Notwendigkeit aus demselben ergeben, und das ist es gerade, worüber man bis jetzt noch nicht hat ins klare kommen können. Man muß folglich erst feststellen, ob die Philosophie, wenn sie ihre Ziele zwangslos verfolgen kann und sich zur Herrschaft emporgeschwungen hat, auch die Ruhmsucht, den Eigennutz, den Ehrgeiz, kurz die kleinlichen Leidenschaften des Menschen beherrschen und jene milde Menschlichkeit ausüben würde, die sie uns mit der Feder so schön auszumalen versteht.

Durch ihre Grundsätze vermag die Philosophie kein Gutes hervorzubringen, was die Religion nicht noch selber hervorbringen kann, während die Religion noch gar viel Gutes stiftet, was die Philosophie nicht zu bewirken imstande wäre.

In der Praxis versteht es sich anders; indes auch hier bedarf es einer sorgfältigen Prüfung. Wahr ist es, daß kein Mensch seiner Religion, wenn er eine solche hat, in jedem Punkte folgt, und ebenso wahr ist es, daß die meisten Menschen nur wenig Religion besitzen und derjenigen, zu welcher sie sich bekennen, gar nicht folgen. Allein manche haben doch auch wieder Religion und befolgen ihre Vorschriften wenigstens teilweise, und es ist unzweifelhaft, daß religiöse Motive sie oftmals abhalten, Böses zu tun und sie zu Tugenden und löblichen Handlungen bewegen, deren Ausführung sie ohne diese Motive unterhalten hätten.

Angenommen, ein Mönch leugnete ein ihm anvertrautes Gut ab. Was folgt hieraus anders, als daß der, welcher es ihm anvertraut hatte, ein Tor war? Hätte Pascal ein solches abgeleugnet, so würde dies nur den Beweis liefern, daß auch Pascal ein Heuchler gewesen wäre, weiter aber nichts. Allein ein Mönch!... Sind denn etwas die Leute, welche aus der Religion ein Geschäft machen, auch immer diejenigen, welche wirklich Religion besitzen? Alle Verbrechen, welche in den Kreisen der Geistlichkeit ebenso wie in anderen Klassen der Bevölkerung begangen werden, beweisen durchaus nicht die Nutzlosigkeit der Religion, sondern nur, daß überhaupt sehr wenig Menschen Religion besitzen.

Unsere heutigen Regierungen verdanken ihre gesichertere Autorität sowie die größere Seltenheit revolutionärer Bewegung unstreitig dem Christentum. Es hat ihnen selbst einen weniger blutgierigen Geist eingehaucht. Dies läßt sich durch eine einfache Vergleichung mit den Regierungen des Altertums tatsächlich nachweisen. Die bessere Religionserkenntnis hat den christlichen Sitten unter gleichzeitiger Beseitigung des Fanatismus eine größere Milde verliehen. Diese Veränderung kann keineswegs als das Werk der Wissenschaften gelten, denn nirgends hat da, wo sie geglänzt haben, die Menschlichkeit deshalb in höherem Ansehen gestanden. Die Grausamkeiten der Athener, der Aegypter, der römischen Kaiser, der Chinesen liefern davon den besten Beweis. Wie viele Werke der Barmherzigkeit hat dagegen das Evangelium hervorgerufen. Wie viele Wiedererstattungen, wie vielen Schadenersatz hat bei den Katholiken nicht die Beichte bewirkt! Wie viele Versöhnungen und Almosenverteilungen führt bei uns nicht die Annäherung der Kommunionszeit herbei! Wie wesentlich trug bei den Herbräern nicht das Jubeljahr dazu bei, die Habsucht der unrechtmäßigen Besitzer zu mäßigen! Wie vielem Elend beugte es nicht vor! Einen vom Gesetze selbst angebahnte Brüderlichkeit vereinigte das ganze Volk; man erblickte keinen Bettler bei ihnen. Ebensowenig sieht man einen solchen bei den Türken, unter denen es zahllose Stiftungen gibt. Nach den Grundsätzen ihrer Religion sind sie sogar gegen die Feinde ihres Glaubens gastfrei.

Die Mohammedaner behaupten nach Chardin, daß nach dem Gerichte, welches auf die allgemeine Auferstehung folgt, alle wieder mit einem Körper bekleidete Auferstandenen über eine Brücke, Pul-Serrho genannt, welche über das ewige Feuer geschlagen ist, gehen müssen. Diese Brücke kann man, wie sie sagen, die dritte und letzte Untersuchung oder das eigentliche Jüngste Gericht nennen, weil sich auf ihr die Scheidung der Guten von den Bösen vollziehen werde... usw.

»Die Perser,« fährt Chardin fort, »können von dieser Brücke nicht genug erzählen, und sobald jemandem eine Beleidigung zugeführt wird, für welche derselbe auf keine Weise und zu keiner Zeit Genugtuung erhalten kann, so tröstet er sich schließlich damit, daß er zu dem Beleidiger sagt: ›Nun, beim lebendigen Gott, du wirst es am Jüngsten Tage zwiefach büßen; du wirst die Brücke Pul-Serrho sicherlich nicht eher überschreiten, bis du mir Genugtuung geleistet hast. Ich werde mich an den Saum deines Kleides hängen und mich dir vor die Füße werfen.‹ Ich habe viele vortreffliche Leute aus allen Berufsklassen kennen gelernt, die aus Besorgnis, es könnte ihnen bei dem Uebergang über diese Brücke ein solches Halt zugerufen werden, diejenigen, welche sich über sie beklagten, um Verzeihung baten. Mir selbst ist es hundertmal begegnet. Laute von Stande, die mich durch ihre Zudringlichkeit zu Schritten hingerissen hatten, die ich sonst unterlassen hätte, suchten mich nach einiger Zeit, wenn die meinten, mein Unwille darüber hätte sich gelegt, wieder auf und sagten: ›Ich bitte dich, hatal becon antchisra, d.h. richte es so ein, daß diese Angelegenheit für mich zu einer erlaubten und gerechten werde.‹ Einige haben mit sogar Geschenke gemacht und Dienste erwiesen, damit ich ihnen verziehe und die ausdrückliche Erklärung hinzufügte, daß ich es von Herzen täte. Die Ursache beruht in nichts anderem als in dem Glauben, daß man die Höllenbrücke nicht eher werde überschreiten können, als man denen, welchen man Unrecht zugefügt, auch den letzten Heller zurückgegeben habe.« Bd. 7, S. 50 in der Duodez-Ausg.

Läßt sich nicht recht wohl annehmen, daß die Vorstellung von dieser Brücke, die so viele Ungerechtigkeiten wieder gutmacht, auch manchem Unrechte vorbeugt? Nähme man den Persern diese Vorstellung, indem man sie überzeugte, daß es weder ein Pull-Serrho noch irgend etwas Aehnliches gibt, wo die Unterdrückten an ihren Tyrannen nach dem Tode derselben gerächt werden, ist es dann nicht klar, daß dies jene völlig beruhigen und sie von der Sorge befreien würde, diese Unglücklichen zu beschwichtigen? Es ist folglich falsch, daß diese Lehre nicht Schädliches enthielte; sie würde also auch nicht die Wahrheit sein.

Philosophie, deine moralischen Gesetze sind sehr schön; zeige mir indes, wenn ich bitten darf, die Beglaubigung ihrer Ausführbarkeit. Höre einen Augenblick mit deinen Phantastereien auf und sage mir rund heraus, was du an die Stelle der Pull-Serrho setzest.


147 Niemand blickt mit so großer Verachtung auf die Kindheit als diejenigen, welche eben aus ihr heraustreten, ebenso wie die Rangunterschiede nirgends mit größerer Aengstlichkeit beachtet werden als in dem Lande, in welchem die Ungleichheit nicht so groß ist und jeder deshalb befürchtet, mit einem unter ihm Stehenden verwechselt zu werden.


148 Abenteuer des Herrn C. le Beau, Parlamentsadvokaten; Bd. II, S. 70


149 Der römische Klerus hat dieselben klüglich beibehalten, und nach seinem Beispiel auch einige Republiken, unter anderen Venedig. Deshalb genießt die venezianische Regierung, trotz des Verfalls des Staates, unter dem Gepränge ihrer alten Majestät auch jetzt noch immer die ganze Liebe, die ganze Ehrerbietung des Volks, und nächst dem mit seiner Tiara geschmückten Papste gibt es vielleicht keinen König, keinen Monarchen, keinen Menschen in der Welt, dem man so viel Ehrerbietung erwiese, als dem Dogen von Venedig, welcher zwar keine Macht, kein Ansehen besitzt, dem aber sein Gepränge und der Schmuck einer Frauenfrisur unter seinem Herzogshute einen Schein der Heiligkeit verleiht. Die bekannte Feierlichkeit auf dem Buzentaur, die das Gelächter der Toren erregt, würde doch die ganze Bevölkerung von Venedig dazu hinreißen, ihr Blut für die Aufrechterhaltung ihrer tyrannischen Regierung zu vergießen.


150 Aur. Vict., de vir. ill. cap. 86.


151 De l'Esprit, Disc. II, chp. V.


152 Als ob es Bürger gäbe, die keine Glieder der Bürgerschaft (cité) wären und als solche keinen Anteil an der höchsten Gewalt hätten! Aber dadurch, daß die Franzosen es für gut befunden haben, den achtbaren Namen Bürger, welcher ehemals nur den Gliedern der gallischen Städte zukam, zu usurpieren, haben sie den Begriff dieses Wortes so verkehrt, daß sich gar kein Sinn mehr mit demselben verbinden läßt. Ein Mann, welcher unlängst viele Albernheiten gegen die »Neue Heloise« geschrieben, hat seine Unterschrift mit dem Titel »Bürger von Paimboeuf« geziert und dadurch einen köstlichen Scherz mit mir zu machen geglaubt.


153 Considérations sur les mœurs de ce siècle, par M. Duclos.


154 »Völlig unerklärbar.« Variante:... unerklärbar; denn wer sagt uns zum Beispiel, weshalb dieser Gesang geschmackvoll ist und ein anderer nicht? Wer macht uns mit den Grundsätzen über die Zusammenstellung der Farben bekannt? Wem verdanken wir die Lehre, daß bei einem Rasenplatze die ovale Form besser gefällt als die runde, bei dem Bassin eines Springbrunnens dagegen die runde besser ist als die ovale?


155 Dies ist in einer Abhandlung über den Ursprung der Sprachen bewiesen, welche man in der Ausgabe meiner sämtlichen Werke finden wird.


156 »Verweile, Wanderer, du stehst auf einem Helden.« So lautet die Grabschrift des in der Schlacht bei Nördlingen am 3. August 1645 gefallenen österreichischen Generals Mercy; cf. Voltaire, siècle de Louis XIV., chap. 3.


157 Der erwähnte Ausspruch Xenophons findet sich gegen Ende des 2. Buches der Anabasis, und die Grabschrift der bei Thermopylä gefallenen Spartaner berichtet Herodot, Buch VII, S. 228.

Was das Epitaph des Sardanapal betrifft, so wird uns dasselbe von Strabo mitgeteilt, ist aber bei diesem Autor weit ausführlicher und trägt eine ganz anderen Charakter, als den ihm von Rousseau untergeschobenen. Es lautet: »Sardanapal, Sohn des Anacyndaraxes, ließ an einem einzigen Tage die Städte Anchialus und Sardes bauen. Wanderer, trink, iß und ergötze dich, denn alles übrige ist nicht einmal einen Nasenstüber wert.«

Anmerk. des Herrn Petitain.


158 In einem Briefe an d'Alembert


159 Unübersetzbares Wortspiel: Il ne me vendrait point au poids de l'or du poison pour du poisson.


160 Ein durch seine prächtige Kleidung aufsehenerregender Fremder antwortete, als man ihn in Athen fragte, aus welchem Lande er wäre: »Ich bin reich!« Ich halte diese Antwort für sehr treffend.


161 Montaigne, livre II, chap. I


162 Um sich den Anschein zu geben, als führten sie ein sehr genußreiches Leben, haben es sich zwei Weltdamen zum Gesetze gemacht, sich nie vor fünf Uhr morgens schlafen zu legen. Mitten im strengsten Winter müssen ihre Leute die Nacht auf der Straße zubringen, um sie zu erwarten; während sie sich oft kaum vor dem Erfrieren zu schützen vermögen. Eines Abends, oder richtiger eines Morgens, kommt man zufällig in das Zimmer, in welchem die beiden Frauen, die einen so lustigen Lebenswandel führten, die Stunden ungezählt verrinnen ließen, und findet sie ganz allein, jede in ihrem Lehnstuhle schlafend.


163 Mulierem fortem quis inveniet? Procul et de ultimis finibus pretium eius. (Wem ein tugendsam Weib bescheret ist, die ist viel edler denn die köstlichsten Perlen. Spr. Sal. 31, 10)


164 Ich habe bereits darauf aufmerksam gemacht, daß Weigerung aus Ziererei und Koketterie fast bei allen Weibchen, selbst unter den Tieren vorkommt, sogar dann, wenn sich in ihnen die größte Neigung regt, sich zu ergeben. Unmöglich kann derjenige, welcher dies in Abrede stellt, ihr Benehmen beobachtet haben.


165 Es kann freilich unter Umständen eine solche Ungleichheit des Alters und der Kraft stattfinden, daß eine wirkliche Notzucht vorkommt. Da ich aber hier von dem in der Ordnung der Natur begründeten Zustande beider Geschlechter rede, so betrachte ich sie beide in dem gewöhnlichen Verhältnis, welches diesem Zustande zugrunde liegt.


166 Sonst würde das Menschengeschlecht auch aussterben. Soll es sich erhalten, so muß jede Frau durchschnittlich ungefähr vier Kinder haben. Von den Kindern, die geboren werden, stirbt nämlich ziemlich die Hälfte, bevor sie selbst wieder Kinder haben können, und zwei müssen doch notwendig übrigbleiben, um Vater und Mutter zu ersetzen. Es ist fraglich, ob die Städte eine solche Bevölkerung liefern.


167 Die Furchtsamkeit der Frauen ist noch eine weiterer Beweis ihres natürlichen Instinktes gegen die doppelte Gefahr, die sie während ihrer Schwangerschaft bedroht.


168 Ein Kind wird ungestüm bitten, wenn es dadurch zum Ziele gelangt. Nie wird es doch zweimal dasselbe verlangen, wenn die erste Antwort regelmäßig unwiderruflich ist.


169 Clemens v. Alex., Pædag. lib. II. cap. 12.


170 Frauen, deren Haut weiß genug ist, um der Spitzen zu entbehren zu können, würden ihren Mitschwestern, wenn sie keine tragen wollten, großen Verdruß bereiten. Fast immer werden die Moden von den Häßlichen erfunden, denen sich die Schönen törichterweise unterwerfen.


171 Wenn die Kleine überall da, wo ich schreibe: »Ich weiß nicht,« eine andere Antwort geben sollte, so ist derselben nicht zu trauen, und man muß sie dieselbe sorgfältig erklären lassen.


172 Die Kleine wird dies sagen, weil sie es hat erzählen hören. Allein man muß sich davon überzeugen, ob sie auch eine richtige Vorstellung vom Tode hat; denn diese Vorstellung ist weder so einfach noch der kindlichen Fassungskraft so leicht erklärlich, als man anzunehmen pflegt. An dem kleinen Gedichte »Abel« kann man ein Beispiel von der Art und Weise sehen, wie man den Kindern diese Vorstellung beibringen muß. Dieses reizende Gedicht atmet eine köstliche Einfalt, der man sich bei der Unterhaltung mit Kindern nicht genug befleißigen kann.


173 Der Begriff der Ewigkeit kann unter Zustimmung der Vernunft nicht auf das Menschengeschlecht angewendet werden. Jede zur Wirklichkeit gewordene numerische Aufeinanderfolge ist mit dieser Idee unvereinbar.


174 Tasso, »Befr. Jerus.« 4. Ges. Str. 87; nach der Uebersetzung von Gries lautet die Stelle:

Sie (Armida) lockt, anwendend jede Kunst der Frauen,

Stets neue Buhler in ihr Netz herbei

Und läßt Gebärd' und Blick oft wechselnd schauen,

Bleibt allen nicht, noch allezeit einerlei.


175 Es ist mir wohl sehr bekannt, daß die Frauen, welche in bezug auf einen gewissen Punkt offen gefehlt haben, gerade wegen dieser Offenheit eine gewisse Geltung beanspruchen und schwören, daß jenes abgerechnet, sie in allen anderen Beziehungen höchst achtungswert daständen. Aber ich weiß ebensogut, daß sich nur Toren davon haben überzeugen lassen. Haben sie sich einmal des stärksten Zügels ihres Geschlechts entledigt, was bleibt dann noch übrig, um sie zurückzuhalten? Und auf welche Ehre werden sie dann noch Wert legen, wenn sie selbst auf diejenige verzichtet haben, welche der schönste Schmuck ihres Geschlechts ist? Wenn sie einmal ihren Leidenschaften die Zügel haben schießen lassen, so haben sie länger kein Interesse, ihnen Widerstand zu leisten. Nec femina, amissa pudicitia, alia abnuerit (Tac. ann. IV, 3). Hat wohl je ein Schriftsteller das menschliche Herz bei beiden Geschlechtern besser gekannt als der, welcher diesen Ausspruch getan hat?


176 Der Weg des Mannes in seiner Jugend gehörte zu den vier Stücken, welche der weise Salomo nicht begreifen konnte; das fünfte war die Schamlosigkeit der Ehebrecherin. »Also ist auch der Weg der Ehebrecherin; die verschlinget und wischet ihr Maul und sagt: Ich habe kein Uebels getan.« Spr. XXX, 20.


177 Variante: ... Freude bereiten. Wenn der von mir vorgezeichnete Weg angenehm ist, desto besser, er führt dann um so sicherer zum Ziele, denn er beruht auf der Ordnung der Natur; und auf ihm werdet ihr das Ziel erreichen können.


178 Ovid. Amor. III, 4


179 Brantome berichtet, daß zur Zeit Franz I. ein junges Mädchen ihrem Geliebten, der sehr geschwätzig war, ein unbedingtes und unbegrenztes Stillschweigen auferlegte, welches er auch zwei volle Jahre so gewissenhaft beobachtete, daß man allgemein annahm, er wäre infolge einer Krankheit stumm geworden. Eines Tages rühmte sich seine Geliebte, die jedoch zu jener Zeit, in welcher sie ihre Liebe noch geheimhielten, als solche nicht bekannt war, in zahlreicher Gesellschaft, daß sie ihn sofort wiederherzustellen vermöchte, und tat es mit dem einzigen Worte »Sprich!« Liegt in dieser Liebe nicht etwas Großes und Heroisches? Was hätte wohl die Philosophie des Pythagoras mit all ihrem großartigen Aufwande Größeres vollbringen können? Welche Frau würde in der Gegenwart auf eine ähnliche Schweigsamkeit auch nur einen Tag lang rechnen dürfen, und wollte sie dieselbe auch mit dem höchsten Preise erkaufen, den sie darauf setzen könnte?

Variante: Anstatt des letzten Satzes: »Welche Frau würde..« heißt es im Manuskripte: Sollte man nicht meinen, man hätte es mit einer Gottheit zu tun, welche einem Sterblichen mit einem einzigen Worte das Organ der Sprache verleiht? Man wird mich nie zu dem Glauben bringen, daß Schönheit ohne Tugend je ein ähnliches Wunder verrichten könnte. Alle Pariser Schönheiten würden mit all ihren Künsten heutigestags nicht imstande sein, ein solches zu wirken.


180 Es ist deshalb sehr zu bedauern, daß die Instrumentenmacher gerade von dem Augenblicke an, wo das Pianoforte in unseren Salons das Klavier verdrängte, mit den Farben gewechselt haben, indem sie zu den Untertasten Elfenbein und zu den Obertasten Ebenholz verwenden.

Anmerk. des Herrn Petitain.


181 Hor. lib. I, Od. 6.


182 Martial XI, 20.


183 Qui nullum non tempus in usus suos confert... nec optat crastinum nec timet. Quantulacumque itaque abunde sufficiet, et ideo quandocumque ultimus dies venerit, non cunctabitur sapiens ire ad mortem. Seneca, de brev. vit. cap. 7 et 11.


184 Le voyager me semble un exercice proufitable... S'il fait laid à droite, je prends à gauche. Ai-je laissé quelque chose derriere moy, j'y retourne; c'est toujours mon chemin... La pluspart ne prennent l'aller que pour le venir; ils voyagent, couverts et resserrés d'une prudence taciturne et incommunicable, se deffendants de la contagion d'un ai: incogneu. – Montaigne, liv. III, ch. 9.


185 Daubenton war des berühmten Buffons Mitarbeiter.


186 Tasso, Gerusalemme liberata, c. IV, 33. – Nach der Uebersetzung von J. D. Gries:

Doch zeigt sie's nicht, obwohl bei jedem Schritte

Ihr lächelnd Herz vor Siegeshoffnung wallt.


187

Außer dem Hofe liegt ein Garten, nahe der Pforte,

Eine Huf' ins Gevierte, mit ringsumzogener Mauer.

Allda streben die Bäume mit laubichtem Wipfel gen Himmel,

Voll balsamischer Birnen, Granaten und grüner Oliven,

Oder voll süßer Feigen und rötlich gesprenkelter Aepfel.

Diese tragen beständig und mangeln des lieblichen Obstes

Weder im Sommer noch im Winter; vom linden Weste gefächelt,

Blühen die Knospen dort, hier zeitigen schwellende Früchte:

Birnen reifen auf Birnen, auf Aepfel röten sich Aepfel,

Trauben auf Trauben erdunkeln, und Feigen schrumpfen auf Feigen.

Allda prangt auch ein Feld, von edlen Reben beschattet.

Einige Trauben dorren auf weiter Ebne des Gartens,

An der Sonne verbreitet, und andere schneidet der Winzer,

Andere keltert man schon. Hier stehen die Herling' in Reihen,

Dort entblühen sie erst, dort bräunen sich leise die Beeren.

An dem Ende des Gartens sind immerduftende Beete,

Voll balsamischer Kräuter und tausendfarbiger Blumen.

Auch zwo Quellen sind dort: die eine durchschlängelt den Garten;

Und die andere gießt sich unter die Schwelle des Hofes

An den hohen Palast, allwo die Bürger sie schöpfen.

So lautet die Beschreibung des königlichen Gartens des Alkinous im siebenten Buche der »Odyssee,« eines Gartens, in welchen man zur Schande dieses alten Träumers Homer und der Fürsten seiner Zeit weder Sittenwerk, noch Bildsäulen, noch Wasserfälle, noch Rasenplätze sah. – Obige Stelle, die sich im 7. Buche der »Odyssee«, V. 112-131 findet, habe ich nach der Uebersetzung von Joh. Heinr. Voß angeführt.


188 Ich gestehe, daß ich Sophiens Mutter wirklich Dank dafür weiß, daß sie so zarte Hände, die Emil noch so oft wird küssen müssen, nicht durch sie Seife hat verderben lassen.


189 Die Art der Verstellung, welche ich hier im Auge habe, ist derjenigen, welche den Frauen ziemt und zu der die Natur sie anleitet, gerade entgegengesetzt. Letztere bestehen darin, die Gefühle, welche sie hegen, zu verhehlen, erstere dagegen darin, Gefühle zu erheucheln, welche sie nicht haben. Alle Weltdamen brüsten sich ihr Leben lang mit ihrem sogenannten liebevollen Herzen und lieben trotzdem nur sich selbst.


190 Zur Heilung eines kranken Bauern braucht man ihm nicht Purganzen und Arzneien zu geben, noch ihn den Händen eines Wundarztes zu überliefern. Von alledem haben diese armen Leute, wenn sie krank sind, nichts nötig; sie bedürfen einer besseren und reichlicheren Kost. Mögt ihr anderen fasten, wenn euch das Fieber plagt, leidet aber ein Bauer daran, so gebt ihm Fleisch und Wein. Fast alle ihre Krankheiten sind die Folge ihres Elends und ihrer Entkräftung. Ihr bester Arzneitrank ist in eurem Keller, ihr einziger Apotheker muß euer Schlächter sein.


191 Man vergleiche Montaigne, liv. II. chap. XI.


192 Die bekannte von Addison und Steele unter dem Namen Spectator in England herausgegebene Zeitschrift.


193 cf. Montaigne, liv I, chap. XXV.


194 cf. Montaigne, liv. III, chap. IX.


195 Raymond Lullus, geboren auf Mallorca im Jahre 1234, hatte den Beinamen »der Erleuchtete« erhalten und stand in seinem Zeitalter im Rufe eines Universalgenies. Er hat über alle möglichen Wissenschaften Abhandlungen geschrieben, deren Stil und Ideengang des Zeitalters, in dem er lebte, würdig sind.

Anmerk. des Herrn Petitain.


196 Beide waren im 17. Jahrhundert angesehene französische Reisende.


197 Nach Petitain soll dieser junge Mann der hochbegabte Graf von Gisors gewesen sein, der infolge einer in der Schlacht bei Krefeld im Jahre 1758 erhaltenen Wunde in seinem siebenundzwanzigsten Lebensjahre nach kurzem Krankenlager allgemein betrauert starb.


198 Hätten sie einen gemeinsamen Oberen, so würde derselbe nichts anderes als ihr Souverän sein, und dann würde sich das Recht der Sklaverei auf das Recht der Oberherrlichkeit gründen, nicht aber das Prinzip derselben bilden.


199 Diese Fragen und Sätze sind größtenteils Auszüge aus der Abhandlung über den Gesellschaftsvertrag, die wiederum nur ein Auszug aus einem größeren Werke ist, welches ich, ohne meine Kräfte zu erwägen, unternommen, allein schon vor längerer Zeit habe liegen lassen. Die kurze Abhandlung, die ich demselben entnommen habe und deren summarische Uebersicht ich in obigen gegeben habe, wird besonders erscheinen.


200 Man möge nicht vergessen, daß ich hier nur von den höchsten obrigkeitlichen Personen oder den Häuptern der Nation sprechen will, da die übrigen bloß in diesem oder jenem Teile ihre Vertreter sind.


201 Senec., de tranqu. animi, cap. 1.


202 Seitdem ich dieses niedergeschrieben habe, sind die Gründe dafür in dem Auszuge jenes Planes ausführlich erörtert worden; die Gründe dagegen aber, wenigstens diejenigen, welche mir stichhaltig zu sein schienen, werden sich in der Sammlung meiner Schriften und zwar im Anhange jenes Auszuges finden.


203 Ich kenne nur eine einzige Ausnahme von der Regel: nämlich China.


204 Horat. Sat. II, 6. »Das war immer mein Wunsch: ein Aeckerchen, nicht zu geräumig.«


205 In Frankreich geht die Trennung von den Frauen aus; und das ist nicht zu verwundern, da sie wenig Temperament besitzen und nur Huldigungen verlangen. Werden ihnen dieselben von dem Gatten nicht mehr zuteil, so kümmern sie sich wenig um seine Person. In anderen Ländern geht die Trennung dagegen von dem Manne aus, und auch das kann nicht auffallen, weil die Frauen zwar treu, aber auch zudringlich sind, und folglich, weil sie mit ihrem geschlechtlichen Verlangen beschwerlich fallen, schließlich ermüden und Unlust erwecken. So viele Ausnahmen diese Wahrheiten auch erleiden mögen, so glaube ich doch, daß es allgemeine Wahrheiten sind.

Quelle:
Jean-Jacques Rousseau: Emil oder Über die Erziehung. Band 2, Leipzig [o.J.].
Lizenz:

Buchempfehlung

Jean Paul

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Als »Komischer Anhang« 1801 seinem Roman »Titan« beigegeben, beschreibt Jean Paul die vierzehn Fahrten seines Luftschiffers Giannozzos, die er mit folgenden Worten einleitet: »Trefft ihr einen Schwarzkopf in grünem Mantel einmal auf der Erde, und zwar so, daß er den Hals gebrochen: so tragt ihn in eure Kirchenbücher unter dem Namen Giannozzo ein; und gebt dieses Luft-Schiffs-Journal von ihm unter dem Titel ›Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten‹ heraus.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon