Fabliau

[53] Fabliau (spr. Fablioh), eine Art erzählender Gedichte od. Erzählungen in Prosa, wie sie in der älteren Französischen Literatur vorkommen, so zum Unterschied von den eigentlich lyrischen, d.h. zum Gesange geeigneten Gedichten genannt. Der ursprüngliche Inhalt solcher Fabliaux bezog sich auf die Tagesgeschichte, u. die Verfasser od. Erzähler derselben hießen Fableors (Mehrzahl Fablière), wogegen die eigentlichen Liederdichter Chanteors genannt wurden. Zu den F-x gehören auch die erdichteten Erzählungen größeren (Romans d'aventure) u. kleineren Umfangs (Contes). Die Behandlung dieser Erzählungen ist eine humoristische, anekdotenhafte u. greift nicht selten durch Verspottung der idealen Richtungen des Lebens u. der Kunst in das Gebiet der Satyre u. Parodie hinüber. In ihnen äußert sich der gesunde Menschenverstand, die vom Standpunkt der gemeinen Nützlichkeit ausgehende realistische Betrachtung des Lebens als Gegenwirkung gegen den einseitigen Idealismus namentlich des Ritterthums u. der Kirche. Sammlungen von F-x gaben heraus: Barbazan, Par. 1756, 3 Bde., neue Aufl. vermehrt von Méon, Par. 1808, 4 Bde.; Par. 1823, 2 Bde.; Jubinod, Par. 1839 bis 1843, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 53.
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