Haustruppen

[104] Haustruppen, die zur engeren Bewachung der Person u. Familie des Fürsten u. weniger od. gar nicht zum Kriegsdienst bestimmten (wenigstens begleiten sie meist nur, wenn der Fürst in Person zu Felde zieht, diesen dahin) Truppen von geringerer Anzahl. Die alte Schweizergarde am kursächsischen, die Arzieren- u. ungarische Nobelgarde am österreichischen, die Garde du Corps an einigen anderen Höfen, bes. aber die Maison du roi am alten bourbonischen Hofe gehörten u. gehören noch zu diesen H. Letztere bestand aus der Garde du Corps, aus den Mousquetaires gris, den französischen u. den schweizer Garden, in allem aus etwa 10,000 Mann, die jedoch mehrfache Veränderungen erlitten, u.a. 1775 von dem Grafen St. Germain neu organisirt wurden. Friedrich d. Gr. gab der Einrichtung mit den H. den ersten Stoß. Sein Leibgardebataillon u. seine Garde du Corps marschirte u. focht in seinen Kriegen wie andere Truppen; dennoch dauerte die Einrichtung der H. an mehreren Höfen fort, u. erst das Beispiel von Napoleons u. den russischen förmlich zu einem Armeecorps organisirten Garden machte dieser Einrichtung ein Ende. Seitdem verschwanden die eigentlichen H. fast gänzlich, nur in einigen Ländern, wie in Österreich u. Baiern (Arcieren u. Hartschiere) existiren sie noch. In Frankreich wurde 1814 ein Versuch sie wieder einzuführen gemacht, u. die Maison du roi bestand damals aus etwa 3000 prächtig gekleideten u. berittenen Edelleuten, 1816 jedoch wurden auch diese aufgelöst u. die Truppen in völlige Garden umgewandelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 104.
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