[716] Naturselbstdruck, ein seit 1849 von Auer u. Worring in Wien entdecktes Verfahren, welches darin besteht, mittelst eines Originals, sei es ein Naturproduct, z.B. ein Baumblatt, eine Blume od. dergleichen, od. ein Kunstproduct, wie Spitzen, gewebte Stoffe etc., eine Druckplatte zur graphischen Abbildung zu gewinnen, ohne dazu der Hand eines Zeichners od. Graveurs zu bedürfen. Zuerst erzeugte man durch Anwendung von Guttaperchamatrizen galvanoplastische Druckplatten zur Reproduction von fossilen Fischen u. andern Versteinerungen; seit 1852 wurden Spitzenmuster u. Pflanzen in weiches Blei eingedruckt. Das einfache Verfahren beim N. ist folgendes: Bei der Reproduction einer Pflanze wird dieselbe zwischen Fließpapier getrocknet, dann zwischen eine polirte Stahl- u. eine Bleiplatte gelegt, u. beide Platten zwischen den zwei Cylindern einer Kupferdruckerpresse durchgewalzt. Da die Stahlplatte ihrer Härte wegen nicht nachgibt, so nimmt nur die Bleiplatte den Abdruck der Pflanze an: Spitzen, Stickereien, gewebte Stoffe u. dgl. spannt man mittelst Arabischem Gummi od. einem ähnlichen Klebestoff auf die Bleiplatte auf u. verfährt auf die vorige Weise. Da das Blei seiner Weichheit wegen nur wenige gute Abdrücke zuläßt, so werden die auf die beschriebene Art gewonnenen Platten entweder durch das gewöhnliche Stereotypverfahren in Letternmetall od. durch die Galvanoplastik in Kupfer copirt; in letzterem Falle wird, um eine zum Druck auf der Kupferdruckerpresse geeignete Tiefplatte zu erhalten, zuerst eine Hoch- u. von dieser eine Tiefplatte erzeugt. Pflanzen können sowohl einfarbig, als in ihren natürlichen Farben gedruckt werden, wobei die Farben auf die beim Kupferdruck übliche Art eingerieben werden. Bei Gegenständen, welche den Druck nicht zulassen, z.B. bei Fossilien u. dgl., wendet man statt des Bleies eine Composition von Guttapercha od. die directe Galvanisirung des Originals selbst an. Vgl. Auer, Die Entdeckung des N., Wien 1854.