Zellgewebsentzündung

[569] Zellgewebsentzündung (Inflammatio telae cellulosae, Phlegmone), Entzündung, welche am häufigsten u. in bedeutendem Grade an den Extremitäten vorkommt, bes. am Ober- od. Unterschenkel, nach heftiger Erkältung, nach Vernachlässigung kleiner mechanischer Verletzungen, chronischer Exantheme, oft auch als Metastase, bei gleichzeitiger Venenentzündung. Nicht zu verwechseln ist dieselbe mit der einfachen Rose. Das Zellgewebe ist bedeutend verdickt, indem sich ein serös fibrinöses Transsudat in seine Maschen ergossen hat; auch die Lederhaut ist meist geröthet; ist indessen das Transsudat sehr groß, so wird durch dasselbe das Blut aus der Cutis durch Druck gedrängt u. dieselbe nimmt eine weißliche glänzende Farbe an; dies zeigt sich öfters beim Oberschenkel u. man spricht dann von einer sogenannten Phlegmasia alba dolens. Die Symptome sind heftige, brennende stechende Schmerzen im leidenden Theile, welcher geschwollen, rothbraun, bläulich untermischt mit weißlichen Flecken ist; die Geschwulst ist oft sehr bedeutend, gespannt, der Theil sehr schmerzhaft, der Schmerz wird immer heftiger. Dazu gesellt sich heftiges Fieber, großer Durst, selbst Delirien, zuweilen aber auch Leibesverstopfung; Zertheilung folgt niemals, stets Eiterung, der Eiter bildet sich sehr früh, liegt tief, als blutig, gelblich, meist immer jauchig. Das Zellgewebe ist breiig, wie Muß, ohne Zusammenhang, mit gelblicher, gallertartiger Flüssigkeit; dieser krankhafte Zustand erstreckt sich oft längs der ganzen Extremität, zuweilen geht die Entzündung in Brand über. Behandlung: bes. Beförderung der Eiterung u. baldige Entleerung des Eiters.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 569.
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