Fahrkartendruckmaschinen

[468] Fahrkartendruckmaschinen (ticket printing machines; machines à imprimer, numeroter, compier les billets) dienen zum Bedrucken der Edmonsonschen Fahrkarten mit Nummer, Abgangs-, Bestimmungsort, Wagenklasse, Preis u.s.w.

Im allgemeinen ist die Bauart dieser Maschinen gegeben durch das eigentümliche Format der Fahrkarten. Dieses Format und das feste Material ermöglichen das reihenweise Verschieben in der Maschine. Zur fortlaufenden Numerierung der Karten dient der Numeroteur mit Ziffernrädchen; die Feststellung der Anzahl der bedruckten Fahrkarten erfolgt an den neueren Maschinen mittels einer besonderen Zähl- und Kontrolleinrichtung, wodurch die früher verwendeten besonderen Fahrkartenzählmaschinen entbehrlich werden.

Eine Einrichtung dieser Art, die an jeder gewöhnlichen Fahrkartendruckpresse angebracht werden kann, ist u.a. von Kleine in Elberfeld eingeführt worden (Organ 1907, S. 208).

Die älteste Form der Fahrkartendruckpresse rührt von Edmonson selbst her. Die Bewegung erfolgte durch Drehung einer Kurbel, eingeleitet mittels eines doppelarmigen Hebels, der beim Niedergehen das Fortschieben der Fahrkarten und beim Hinaufgehen den Druck derselben veranlaßte.

Behufs Verschiebung der Fahrkarten ist mit jenem Hebel ein aufrechtstehender, schwingender Arm verbunden, der die Fahrkarten der Reihe nach von der unteren Seite eines in einem Gehäuse eingeschlossenen Kanals entnimmt und sie dem Drucktische übergibt.[468]

Über der linken Seite des Drucktisches befinden sich die in einem kleinen Satzrahmen eingesperrten Lettern zur Herstellung der Stationsnamen u.s.w., über der rechten Seite dagegen die Numeriervorrichtung.

Eine Eigentümlichkeit der Edmonsonschen Maschine besteht in ihrer Schwärzevorrichtung. Die Druckerschwärze war ursprünglich auf einem langen Leinenband ausgebreitet, das durch den Mechanismus der Maschine allmählich zwischen dem Drucktisch und dem Satz, bzw. den Nummern fortgeführt wurde.

Bei den später gebauten englischen Maschinen wurde die Druckerschwärze vom Drucker mittels einer von der Druckmaschine getrennten Walze auf eine Kupferwalze und von da durch die Maschine auf die kleinen Walzen übertragen, die die Lettern berühren.

Die fertige Fahrkarte wurde bei den Edmonsonschen Druckpressen durch eine Hebelvorrichtung in einen parallel mit dem Aufnahmekanal angebrachten Auslaufkanal geschoben, wobei gleichzeitig der in letzterem befindliche Kartenvorrat gehoben wurde.

Die Handhabung der Maschine war schwerfällig, ihre Bedienung erforderte zwei Mann Eine ausführliche Beschreibung dieser Maschine, die durch neuere wesentlich verbesserte Bauarten überholt wurde, ist in Heusinger, Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik, Bd. 4, S. 189 enthalten.

F. für ein- und zweiseitigen Druck werden für eine große Anzahl von Eisenbahnverwaltungen von der Gandenbergerschen Maschinenfabrik Georg Göbel in Darmstadt geliefert.

Die nebenstehende Abb. 367 veranschaulicht die neueste Bauart der von dieser Fabrik hergestellten F. für einseitigen Druck.

Diese Maschine bedruckt die Fahrkarten selbsttätig auf einer Seite, u. zw.:

1. mit einem beliebigen Texte,

2. an den Kartenenden mit einer oder zwei vierstelligen oder fünfstelligen Nummern und legt die fertigen Karten mit einer Geschwindigkeit bis zu 250 Stück in der Minute in einen senkrechten Kanal (Kartenbehälter) ordnungsmäßig ab. Sobald dieser gefüllt ist, wird die Maschine abgestellt und der Kanal auf einen Tisch entleert. Die Nummernfolge kann beliebig gewählt werden, indem entweder ein vorwärts oder rückwärts arbeitendes Nummerwerk zur Verwendung kommt.

Damit bei Störungen in der Kartenzufuhr keine Makulatur (Doppeldruck) entsteht, wird die Maschine mit einem Speisekontrollapparat ausgerüstet, der sie sofort selbsttätig zum Stehen bringt, sobald eine Karte ausbleibt oder der Speisekanal leer wird. Das Farbwerk kann behufs Reinigung seitlich herausgeschoben werden.

Auf Wunsch kann die Maschine noch mit einigen Sondereinrichtungen, wie z.B. zum Bedrucken eines größeren Formats (Monatskarten u.s.w.), zum Druck mit einer zweiten Farbe, zum Aufprägen eines Trockenstempels, zum Lochen der Karten in der Mitte, zum Abstellen nach je 100 Karten u.s.w. versehen werden.

Die Karten werden in den oberen, aufrechtstehenden Behälter (Kanal) eingesetzt und durch einen Schieber von unten her zuerst unter den auf- und niedergehenden Schriftsatz und dann unter den Numeroteur geschoben, worauf sie fertig bedruckt und numeriert in den Ablegekanal fallen. Der[469] Numeroteur besteht aus zwei kleinen Ziffernrädchen, die die Nummern gleichlautend an beiden Enden der Karten aufdrucken. Diese doppelte Numerierung hat den Zweck, zu ermöglichen, die Karten (namentlich die Rückfahrkarten) in zwei Hälften zu teilen, wenn die eine Hälfte bei der Hinfahrt, die andere bei der Rückfahrt abgenommen werden soll, so daß bei einer Teilung der Karten anläßlich der Kontrolle jede der beiden Hälften mit der betreffenden Nummer versehen ist. Ist bei gewissen Kartensorten eine doppelte Numerierung nicht erforderlich, so kann man das Nummerwerk durch Herausnahme der entbehrlichen Ziffern in ein einseitig druckendes verwandeln.

Sollen die Karten zum Abreißen perforiert werden, so kann auch dies gleichzeitig auf der Druckmaschine geschehen, u. zw. mittels einer besonderen Vorrichtung. An derselben Stelle kann auch eine Vorrichtung zum Lochen der Karten in der Mitte eingesetzt werden.

Die Maschine kann sowohl von Hand als durch Motor getrieben werden. Im ersteren Falle ist sie mit Handkurbel und Zahnradübersetzung ausgerüstet, im letzteren erhält sie gewöhnlich Spannriemenantrieb mit Präzisions-Momentbremse.

Die Gandenbergersche Maschine für zweiseitigen Druck bedruckt die Fahrkarten selbsttätig auf zwei Seiten zugleich, u. zw. zuerst auf der Rückseite mit reglementarischen Bestimmungen, sodann auf der Vorderseite mit dem Haupttext sowie mit einer oder zwei 4 oder 5stelligen Nummern an den Kartenenden.

Zu diesem Zweck hat die Maschine noch eine zweite Druckvorrichtung und zwischen der ersten und zweiten ein Wenderad, das die Karten, nachdem sie auf einer Seite bedruckt sind, unter Beschleunigung des Trocknens des Druckes umdreht, worauf die andere unbedruckte Seite nach oben gelangt, deren Druck sodann durch die zweite Druckvorrichtung erfolgt.

Im übrigen entsprechen die Leistungen dieser Maschine im wesentlichen denjenigen der in Abb. 367 dargestellten F.

Neuerdings hat die genannte Fabrik der Paris-Lyon-Mediterranée-Bahn in Paris eine Anzahl von Druckmaschinen geliefert, mit denen außer der Numerierung gleichzeitig mit 3 Farben – grün, rot und schwarz – gedruckt werden kann. Daneben sind diese Maschinen noch mit einem Stempelapparat versehen, vermittelst dessen gleichzeitig mit dem Druck ein Kontrolltrockenstempel und die zum Abreißen bestimmte Perforierlinie auf der Rückseite der Karten eingepreßt wird. Die Karten sind behufs des Bindens in Pakete von 50 oder 100 Stück nach einem besonderen von einem Direktionsbeamten der P. L. M. erfundenen System in der Mitte (klein in Halbmondform) gelocht (s. Fahrkartenbündelmaschine). Die Kartenpakete werden in eigenartig eingerichtete Schränke eingelegt. Bei leichtem Zug zerreißt der kleine Kartonsteg zwischen den beiden Löchern. Diese Einrichtung soll den Verkauf von Fahrkarten außer der Reihe hintanhalten.

Nach den Erfahrungen können von einem Arbeiter bei mittlerem Fleiß und durchschnittlicher Geschicklichkeit in einer 7stündigen Arbeitszeit 15000 Fahrkarten für einseitigen Druck, 12000 für doppelseitigen Druck auf der Doppeldruckmaschine und 10000 für doppelseitigen Druck auf der einfachen Maschine hergestellt werden. Bei außergewöhnlichem Fleiß läßt sich die Leistung um 25–30% steigern.

Bei Motorbetrieb liefert die Maschine in 10 Stunden bis zu 120,000, bzw. 150.000 fertiggedruckte und numerierte Eisenbahnfahrkarten.

Besondere Maschinen zur Herstellung ein- oder mehrseitiger Rollenfahrkarten mit einseitigem oder zweiseitigem Druck (Rollenfahrkartendruckmaschinen) liefert die deutsche P. und E. Verkehrswesen-Aktiengesellschaft in Berlin zur Herstellung von Fahrkarten, die in Verkaufsschränken, Verkaufstrommeln oder Fahrkartenautomaten zur Ausgabe gelangen sollen. Leistungsfähigkeit 12.000–15.000 Stück in der Stunde (s. auch Fahrkartenselbstdrucker).

v. Zluhan.

Abb. 367.
Abb. 367.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913, S. 468-470.
Lizenz:
Faksimiles:
468 | 469 | 470
Kategorien:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Clementine

Clementine

In ihrem ersten Roman ergreift die Autorin das Wort für die jüdische Emanzipation und setzt sich mit dem Thema arrangierter Vernunftehen auseinander. Eine damals weit verbreitete Praxis, der Fanny Lewald selber nur knapp entgehen konnte.

82 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon