Réunion

[211] Réunion. Diese Insel, früher Bourbon genannt, 560 km östlich Madagaskar im Indischen Ozean gelegen, 2000 km2 mit 175.000 Einwohnern, steht unter einem Gouverneur und ist im französischen Parlament durch 2 Abgeordnete und 1 Senator vertreten; sie ist vulkanischen Ursprungs, hat unwegsame Küsten, ist sonst fruchtbar und besitzt zahlreiche Kulturen von Zuckerrohr; das Land erhebt sich bis 3000 m Höhe und kommt deshalb für den Bahnbau nicht in Betracht.

1875 wurde einer Gesellschaft die Konzession zum Bau einer Küstenbahn vom Hafen Pointe des Galets nach der Hauptstadt St. Denis (20 km) und nach St. Benoit (39 km) und südlich über St. Louis nach St. Pierre (67 km) erteilt. Für die Anleihe von 34 Mill. Fr. übernahm der französische Staat eine Zinsbürgschaft von 51/2%, die Kolonie gewährt auf 30 Jahre eine jährliche Unterstützung von 160.000 Fr. Der Bahnbau wurde 1879 begonnen und Ende 1882 mit 126∙2 km vollendet. Infolge finanzieller Schwierigkeiten übernahm der Staat die Bahn (nebst Hafen). Baukosten 18∙6 Mill. Fr. (= rd. 119.000 M/km). Spurweite 1 m, Schienengewicht 14, später 16 und 22 kg/m. Die Rentabilität leidet unter dem Wettbewerb der Küstenschiffahrt, der fortgesetzt zu Tarifermäßigungen nötigte. Personentarif 10 und 6 Ct. in 2 Klassen; Gütertarif in 3 Klassen f. d. t km: 15, 12∙5 und 10 Ct. Sondertarif für Reis und Zucker seit 1891.

Die Insel hat, nächst Mauritius (s.d.), unter den Kolonien den höchsten Besitzstand an Eisenbahnen, nämlich 6∙35 km auf 100 km2.

Baltzer.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 211.
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