Speisekopf

[97] Speisekopf (clack box, injector check valve; boite à clapet de retenue; valvola d'alimentazione), jenes Ausrüstungsstück am Lokomotivkessel, das, gegen den Kessel absperrbar, das Zurücklaufen des durch das Speiserohr in den Kessel eingeführten und einzuführenden Wassers mittels eines Rückschlagventils (Speiseventil) verhindert.

Der S. besteht in der Regel aus einem gußeisernen Gehäuse, das im unteren Teil ein Rückschlagventil (Kugel- oder Tellerventil), im oberen Teil eine von außen stellbare Schraubenspindel enthält, die mit ihrem birnenförmig gehaltenen Ende die Mündung des S. in den Kessel zu schließen gestattet. Das Ende der Spindel (die Birne) ist so gestaltet, daß »zugeschraubt« ein dichter Schluß gegen den Kessel und in der Stellung »offen« ein Anliegen des rückwärtigen Birnenendes an einem Bord des Muttergewindes der Spindel stattfindet, so daß die Schraubenspindel keiner weiteren Dichtung durch eine Stopfbüchse mehr bedarf.

Das durch die Wirkung der Speisepumpe (Kolbenpumpe oder Injektor) vermittels des Speiserohrs und S. in den Kessel eingeführte Wasser hat eine bedeutend niedrigere Temperatur als das Kesselwasser.

Es findet daher an der Einmündungsstelle des S. im Kessel eine bedeutende Ablagerung von Kesselstein statt, die mit der Zeit zu einer Verengung des Einmündungsloches führt. Um diesem Übelstand möglichst zu begegnen, mündet der S. gewöhnlich dort in den Kessel ein, wo die geringste Wassertemperatur herrscht, also »vorn« in der Nähe der Rauchkastenrohrwand. Außer den in der Regel vorkommenden 2 Absperrvorrichtungen am S. hat man neuestens in Amerika eine dritte Absperrung »im Kessel« angebracht, und bei etwaigem Abbrechen des S. (bei Zugstreifungen, Entgleisungen u.s.w.) ein Verbrühen von Zugbegleitern oder Reisenden zu verhindern.

Abb. 108 zeigt die bei den preußischen Staatsbahnen in Verwendung stehende Bauart der S. Diese S. haben außer dem Absperrkegel noch ein gewöhnliches Kegelventil, dessen Sitz[97] nach unten herausgezogen werden kann. Die in Abb. 109 dargestellte; beiden österreichischen Staatsbahnen verwendete Bauart hat statt des Kegelventils eine Bronzekugel als selbsttätiges Absperrorgan. Beide Bauarten haben gewöhnlich noch auf dem einen der S. auf den Lokomotiven einen kleinen von Hand mittels eines Zuges zu betätigenden Spritzhahn für Rauchkammereinspritzung vorgesehen.

Abb. 110 zeigt die in Amerika übliche Bauart der S. Sie hat den Vorteil, daß die selbsttätige Absperrvorrichtung (in Abb. 110 ein Ventil) im Kessel selbst liegt. Wird der S. infolge einer Beschädigung abgerissen, so schließt das im Kessel selbst liegende Ventil nach außen ab, verhindert das Entströmen des Kesselwassers und somit Verbrühungen von Personen.

Gölsdorf †.

Abb. 108. Bauart der preußischen Staatsbahnen.
Abb. 108. Bauart der preußischen Staatsbahnen.
Abb. 109. Bauart der österreichischen Staatsbahnen.
Abb. 109. Bauart der österreichischen Staatsbahnen.
Abb. 110. Amerikanische Bauart.
Abb. 110. Amerikanische Bauart.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 9. Berlin, Wien 1921, S. 97-98.
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