[236] Stoßbaum (Pole), in Amerika gebräuchliches Hilfsmittel beim Verschieben (Rangieren). Neben dem Zerlegungsgleis oder auch zwischen 2 Zerlegungsgleisen liegt ein Gleis für den Verkehr der Stoßbaumlokomotive, die entweder unmittelbar den S. trägt oder nach Droege (s. Literatur) besser einen Stoßbaumwagen vor sich herschiebt, der beiderseits und nach vorn und hinten, also mit 4 S. ausgerüstet ist, von denen immer einer benutzt wird. Der S., ein (nach Oder, Hb. d. Ing. W.S. 63) etwa 3 m langer und 13 cm dicker, von der Lokomotive oder dem Stoßbaumwagen schräg vorgestreckter Baum (pole) wirkt gegen eine an der hinteren Ecke des abzustoßenden Wagens oder des letzten Wagens des abzustoßenden Verschiebegangs angebrachte Tasche (poling pocket) und gestattet es, den einzelnen Wagen oder den Wagengruppen die zum Ablauf erforderliche Geschwindigkeit zu erteilen. Das Stoßbaumverfahren (poling) bedeutet also eine Verbesserung gegenüber dem Abstoßen und Zurückziehen, bedingt aber die Anordnung vermehrter Gleise und wird selbst in Amerika, wo die Bauart und das Gewicht der Wagen Bedenken gegen das Abdrücken langer Züge bildeten, mehr und mehr durch die Anwendung von Ablaufbergen verdrängt. Das Verfahren wird aber u.a. in dem Buch von Droege (1912, s. Literatur) noch als eines der besten Verfahren empfohlen. Droege rühmt namentlich, daß bei diesem Verfahren die Lokomotive nahe der Spitze des Verschiebezuges wirkt, was besonders bei unsichtigem Wetter ein Vorteil sei. Ferner hebt er hervor, daß die Stoßbaumlokomotive den einzelnen Wagen oder Wagengruppen nach Bedarf verschiedene Geschwindigkeit erteilen könne, was namentlich in Ländern mit rauhem Klima einen Vorzug darbiete. Um die bei dem Stoßbaumverfahren an sich starke Beanspruchung der Lokomotive und der Wagen zu vermindern, empfiehlt Droege, den Gruppengleisen ein mäßiges Gefälle zu geben.
Literatur: A. Blum, Über Verschiebebahnhöfe. 1901. Sonderdruck aus Organ 1900, S. 10. Droege, Freight Terminals and Trains. New York 1912, S. 60 ff. Oder, Hb. d. Ing. W. V, IV, I, 1907, S. 63, 79, 151.
Cauer.