Baensch, Wilhelm

[21] Baensch, Wilhelm. 1668 ist das Gründungsjahr der Firma Wilhelm Baensch. Auf Ansuchen wurde unterm 27. 6. genannten Jahres dem Buchhändler Johann Lüderwalt und Notar Tobias Schröter die Konzession zum Betriebe des Buchhandels, 2 Jahre später ein Privilegium, erteilt. Lüderwalt (gest. am 13. 3. 1693) übergab nach seines Kompagnons Austritt das Geschäft seinem Schwiegersohn Johann Nicolaus Gerlach. Dessen Witwe heiratete Christoph Seidel, an den das Geschäft sich vererbte. Gerlachs einziger Sohn wanderte nach Dresden aus und begründete die spätere Firma C. A. Beger. Seidel starb um 1720; das Geschäft wurde von seiner Witwe weiter betrieben, von 1722 ab druckte sie ihre Verlagswerke in Gemeinschaft mit ihrem Schwiegersohn Georg Ernst Scheidhauer. Auf Verlagswerken aus damaliger Zeit kommt die Firma Seidel & Scheidhauersche Buchhandlung vor. Nach Sch. Tod übernahm sein Sohn Joachim Ernst das Geschäft und die Firma wurde in Scheidhauersche Buchhandlung umgeändert. Die Leitung des Geschäfts lag in J. E. Scheidhauers letzten Lebensjahren in den Händen des Disponenten Fr. Wilh. Bauer, der die Handlung am 30. Juni 1798 von Scheidhauer erwarb und unter seinem Namen fortführte. Dessen Witwe verkaufte am 1. November 1804 das ihr verbliebene Warenlager an Johann Valentin Hessenland, geb. am 19. Januar 1765, gest. 1810. Das Geschäft kam nun käuflich in den Besitz von Adolph Friedrich von Schütz. Dieser verlegte u. a. den »Ersten Versuch eines Adreßbuches der Stadt Magdeburg«. Die Handlung wurde am 3. Mai 1817 an Ferdinand Rubach, gebürtig aus Berlin, gest. am 15. Februar 1850, verkauft, der seinerseits 1836 das Sortimentsgeschäft an Eugen Fabricius aus Magdeburg (diese Abzweigung ist nach manchen Wandlungen als L. Schäfers Buchhandlung später eingegangen) verkaufte und mit seinem Verlage nach Berlin übersiedelte. Durch bedeutende Verlagsunternehmungen überaus in Anspruch genommen, geriet er in materielle Sorgen und wandte sich in seiner geschäftlichen Not an seinen Freund Emanuel Baensch (geb. 30. Oktober 1789, gest. 22. Juni 1864) in Magdeburg, der das Verlagsgeschäft 1848 für[21] seinen Sohn Wilhelm erwarb und bestimmte, daß der Sitz nach Leipzig zu verlegen sei. Wilhelm B., geb. am 25. Januar 1828 zu Magdeburg, erlernte den Buchhandel bei seinem Bruder Emil in Magdeburg. Dem Verlage fügte er ein Kommissionsgeschäft hinzu, das 1850 mit 2 Kommittenten begonnen, 1867 an Hermann Fries mit 89 übergeben werden konnte. Der Verlag der Firma wurde vergrößert durch Ankauf von Artikeln aus dem Verlage von Emil Baensch in M., Alb. Gury in Berlin, Hilschers Buchhandlung in Dresden, R. Nesselmann in Berlin, C. P. Polet in Leipzig, A. v. Schroeter in Berlin. Es sind darunter hervorzuheben: Dietrichs Forstflora, 5. Aufl. 1875, Deutschlands Flora, 9. Aufl., mit 500 Kupfertafeln 1885, Sperlings Rassehund-Typen und eine weitere Reihe naturwissenschaftlicher und militärisch-politischer Werke. Kommissionsartikel ist die »Chronik des Sächsischen Königshauses und seiner Residenzstadt« 1878, Preis 100 Mark. – 1862 erwarb B. die Buchdruckerei von J. S. Wassermann (gegr. am 6. Mai 1851), die durch Schriftgießerei, Stereotypie, Galvanoplastik, Xylographie und Buchbinderei ausgebaut wurde. 1875 wurde das Geschäft nach Dresden verlegt. Die Aufnahme seines ältesten Sohnes Henry im Juni 1880 als Teilhaber veranlaßte den inzwischen zum Geheimen Kommerzienrat ernannten und in den erblichen Württemberg. Adelsstand erhobenen Inhaber W. von Baensch seine Zweigniederlassung in Berlin zu gründen und mit der Führung der Geschäfte seinen Sohn zu betrauen; 1888 trat sein Sohn William in die Dresdener Handlung ein, während Henry v. B. als Teilhaber austrat und das Berliner Geschäft für eigene Rechnung zusammen mit Oskar Stein als Teilhaber fortführte. Nach 6jähriger Thätigkeit schied H. v. B. aus und der Bruder seines Mitbesitzers Waldemar Stein erwarb das Geschäft, während William von Baensch 1895 wegen Krankheit von seiner Thätigkeit in der Dresdner Firma zurücktreten mußte. – In die Dresdener Stammhandlung wurde 1898 Franz Schuffenhauer als Teilhaber aufgenommen. Geh. R. v. B. starb am 27. November 1899, an dessen Stelle trat die Witwe in die Firma ein.

Hofbuchhändler Emil Baensch, geb. am 8. September 1817 zu Magdeburg, gest. am 12. Juni 1887, begründete am 19. Januar 1841 die Firma.

Emil Baensch in Magdeburg, – eine Filiale in Schönebeck a. Elbe wurde 1861 an Otto Senff abgetreten, die 1873 an G. A. Glöckner und von diesem 1875 an den jetzigen Besitzer [22] C. E. Klotz, geb. am 14. Juni 1848 in Wahren b. Leipzig, verkauft wurde.

Der Sohn Emils, Johannes Baensch, ist seit 1883 Teilhaber der Firma W. Drugulin in Leipzig.

Quellen: Zur Geschichte der Firma Wilh. Baensch, Dresden 1898.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 21-23.
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