DuMont-Schauberg, Familie

[181] DuMont [und Schauberg]. Im Jahre 1626 errichtete Bertram Hilden, ordentlich vereideter Drucker der theologischen und juristischen Fakultät, eine Druckerei zu Köln in der Nähe des Montaner Gymnasiums, die von seinem Sohne Peter Hilden fortgeführt wurde. Nach dessen Tode, 1683, wurde die Offizin bis 1696 von seiner Witwe Katharina Winnen weitergeführt und in diesem Jahre von Peter Theodor Hilden übernommen. Von 1709-30 befand sie sich im Besitze von Marie Roß, des letzteren Witwe, bis das Geschäft 1731 Nicolaus Theodor Hilden, gest. 1739, allein übernahm. Bis 1763 wurde die Offizin von den Erben weiterbetrieben und dann mit der 1735 von Gereon Arnold[181] Schauberg, geb. 1692, begründeten Druckerei »in der Schmierstraße über dem Stadtzeughause« vereinigt.

Nach Gereon Arnolds Tode ging die Druckerei unter der Firma Schaubergs Erben an seine Tochter Dorothea über, die mit Professor Dr. med. Menn, gest. 28. 6. 1781, verheiratet war. Die Leitung der Handlung wurde, da Dr. Menn ohne Erben war, von Gertrude Schauberg aus Düsseldorf übernommen.

Die Verlagsbücher der Schaubergschen Druckerei fanden ihren Absatz lediglich in der Stadt Köln selbst und auf den benachbarten Jahrmärkten; da es an einem geregelten Sortimentshandel fehlte, mußte sich Schauberg selbst mit dem Einzelverkauf befassen. Schauberg druckte außerdem die lateinische Zeitung »Ordinaria relatio diariae continuatio« und die »Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung«, die von der Thurn und Taxisschen Zeitungsexpedition verlegt wurde. Als während der französischen Fremdherrschaft Köln vom Reiche getrennt und jede Verbindung mit dem Reichspostmeister abgebrochen war, änderte sich ihr Namen in »Postamts-Zeitung«, als deren Eigentümer Franz Köntgen erscheint. Dieser verwandelte den Titel in »Kölnische Zeitung«.

Die Erben Schauberg und der Präfekturrat J. M. Nicolaus DuMont (das Geschlecht DuMont stammt aus Soumagne bei Lüttich) schlossen am 9. 6. 1802 mit Köntgen einen Vertrag, wonach sie gegen monatliche Rente von zwei Kronenthalern in den alleinigen Besitz der Kölnischen Zeitung kamen. Aber schon am 31. 7. des gleichen Jahres trat DuMont aus dem Gesellschaftsverhältnis aus, sodaß nun die Kölnische Zeitung an die Erben Schauberg ganz überging, jedoch brachte es die Zeitung nicht über 250 Abonnenten.

Drei Jahre später ging die Zeitung nebst der Druckerei durch Kauf für 1400 Rthlr. an Marcus DuMont über, der sich noch im gleichen Jahre mit einer der Erbinnen Schaubergs vermählte und das Geschäft unter der Firma DuMont-Schauberg weiterführte. Die Redaktion der Zeitung besorgte der Rechtsgelehrte Marcus DuMont selbst, kam aber sehr bald in Konflikt mit den französischen Gewalthabern, sodaß die Zeitung wiederholt suspendiert und am 20. Juli 1809 auf Befehl Napoleon I. sogar vollständig unterdrückt wurde.

Erst 1814 konnte die Kölnische Zeitung wieder zu neuem Leben erwachen. Ihr Erscheinen, bei bescheidenem Umfang, blieb vorerst auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend beschränkt.[182]

Bei Einführung des Zeitungsstempels, 1822, betrug die Auflage 2086, welche sich in den Jahren 1830 und 1831 wohl hauptsächlich dadurch auf die Höhe von 3366 Exemplaren hob, daß die Zeitung, begünstigt durch die geographische Lage ihres Erscheinungsortes, imstande war, die damals alles bewegenden Nachrichten über die Ereignisse in Frankreich und Belgien dem Osten rascher mitteilen zu können, als irgend ein anderes deutsches Blatt. Seit April 1829 erschien die Zeitung wöchentlich sechsmal, von 1830 ab in bedeutend vergrößertem Format.

Am 24. November 1831 starb Marcus DuMont, und während die Witwe bis 1845 Eigentümerin blieb, folgte ihm in der Geschäftsleitung sein kaum 20 Jahre alter, aber höchst talentvoller und thatkräftiger Sohn Joseph DuMont. Joseph DuMont kann als der eigentliche Begründer der Kölnischen Zeitung in ihrer jetzigen Bedeutung angesehen werden. Er beeilte sich, eine der wenige Jahre vorher erfundenen Schnellpressen anzuschaffen und bot auch sonst alles auf, die Druckerei mit den besten Einrichtungen zu versehen. Das Format der Zeitung wurde abermals vergrößert, um einem Feuilleton für wissenschaftliche und schönwissenschaftliche Litteratur Raum zu schaffen, an dem bald die angesehensten Schriftsteller mitwirkten.

1839 wurde der ebenfalls in Köln erscheinende »Welt- und Staatsbote« von Johann Georg Schmitz angekauft und mit der Kölnischen Zeitung verschmolzen.

Um das Interesse für den Kölner Dombau durch ein eigenes Organ zu fördern, erbot sich in uneigennütziger Weise das Haus DuMont-Schauberg, das »Kölner Domblatt« herzustellen, welches am 3. Juli 1842 zum erstenmale erschien.

Das Jahr 1848 brachte die Preßfreiheit und der Abonnentenstand der Kölner Zeitung, welcher Ende Februar 9500 betrug, erhöhte sich bis zum April auf 17400. Die sich überstürzenden Zeitereignisse steigerten die Aufgabe der Zeitung aufs höchste, sodaß die raffiniertesten Beförderungs-Kombinationen ersonnen werden mußten, um bei den damals noch so langsamen Postverbindungen die wichtigen Nachrichten auf das rascheste zu erhalten und Joseph DuMont als weitsichtiger Geschäftsmann scheute hiefür keine Kosten. So wurden z.B. die Berichte aus Baden über den dortigen Aufstand nicht direkt nach Köln adressiert, sondern nach Koblenz, wo sie ein Agent in Empfang nahm und von dort aus per Rheindampfer[183] nach Köln beförderte, was auf dieser Strecke die Landpost um ein Erhebliches überholte.

Zu Gunsten der Pariser Nachrichten und Börsenberichte wurden Brieftauben zu Hilfe genommen, wodurch die Nachrichten innerhalb sechszehn Stunden von Paris nach Köln gebracht wurden.

Auf das Jahr 1848 folgte die Reaktion und mit ihr aufs neue eine Bedrückung der Presse, die sich mit umsomehr Eifer auch der Kölnischen Zeitung zuwandte, als diese sich zu einer politischen Macht entwickelt hatte, die der reaktionären Regierung sehr unbequem war. Vorladungen des Verlegers und der Redakteure, Verwarnungen, Drohungen etc. etc. folgten sich Schritt auf Schritt, und nur mit knapper Not entging die Zeitung wiederholt den beabsichtigten Maßregelungen, bis endlich das Preßgesetz vom 7. Mai 1874 dem Drangsalieren der Zeitungen etwas festere Schranken setzte. Verboten war die Kölnische Zeitung inzwischen in Oesterreich von 1850-1861, im Kurfürstentum Hessen von 1851-1864 und im Königreich Hannover von 1859-1862.

1858 änderte die Kölnische Zeitung zum letztenmale ihr Format; sie nahm die Gestalt an, welche sie heute noch trägt. Auf festen Grund gebaut, schritt das Unternehmen auch nach dem am 3. März 1861 erfolgten Tod Joseph DuMonts fort; die ereignisvollen Jahre 1866, 1870/71 haben deutlich Zeugnis davon abgelegt, daß die Kölnische Zeitung sich unerschütterlich ihrer patriotischen Aufgabe bewußt war und dieser in jedem Moment gerecht zu werden bereit ist, so daß Fürst Bismarck sich s. Z. äußern konnte: »Die Kölnische Zeitung ist uns so viel wert, wie ein Armeekorps am Rhein.«

Im Februar 1815 gründeten J. P. G. W. Bachem und Marcus DuMont ein Sortiments- und Verlagsgeschäft unter der Firma DuMont-Bachemsche Buchhandlung. Das erste Verlagswerkchen war »Keine Volksrepräsentation in den teutschen Bundesstaaten, mit Bezug auf die wohlerworbenen Rechte des Adels, Germanien 1816.« Ansichtsverschiedenheiten trennten die Gesellschaft 1818, von wo ab M. DuMont seine Firma weiterführte als DuMont-Schaubergsche Buchhandlung. 1820 errichtete er eine Filiale in Aachen, welche bis 1836 dort bestand. – Unter Joseph DuMont, geb. 21. 7. 1811, wurde namentlich der Schulbücherverlag gepflegt und ausgebaut, es erschienen die Lehrbücher von Dr. F. Ahn, Wilh. Pütz, W. Becker, Heis u.s.w.

Nach Joseph DuMonts Tode gingen Zeitung und Druckerei an dessen Erben über, während Verlag und Sortiment im Alleinbesitz[184] von Michael Du Mont verblieben. Für die Kölnische Zeitung sorgte namentlich der langjährige Mitarbeiter Joseph Du Monts, Wilh. Ferd. Schultze (geb. 7. 1. 1814, gest. 30. 11. 1880), unter dessen Leitung eine Wochenausgabe des Blattes, eine eigene Drahtleitung nach Berlin, eine besondere Wetterwarte, technische Verbesserungen wie Stereotypie etc., eingerichtet wurden.

Die Buchhandlung (Verlag und Sortiment) ging im Jahre 1881 auf Michael DuMonts Witwe über und wurde nach deren im Jahre 1894 erfolgten Tode von Wilhelm Laber käuflich erworben, in dessen Alleinbesitz sie sich heute noch befindet, während gegenwärtig Joseph DuMonts Enkel, Dr. Jos. Neven-DuMont und Alfred Neven-DuMont alleinige Besitzer der Druckerei und Zeitung sind.

Quellen: Die Familien D. M. und Sch. in Köln, 1868; Kruse, Zum Andenken an Jos. D. M., 1861; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1861 uff.; Geschichte der Kölner Zeitung und Druckerei, Köln 1880.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 181-185.
Lizenz:
Faksimiles:
181 | 182 | 183 | 184 | 185

Buchempfehlung

Goldoni, Carlo

Der Diener zweier Herren. (Il servitore di due padroni)

Der Diener zweier Herren. (Il servitore di due padroni)

Die Prosakomödie um das Doppelspiel des Dieners Truffaldino, der »dumm und schlau zugleich« ist, ist Goldonis erfolgreichstes Bühnenwerk und darf als Höhepunkt der Commedia dell’arte gelten.

44 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon