Hohenstaufen (Familie)

[306] Hohenstaufen (Familie). Das Geschlecht des Ruhmes und des Unglücks. Das Unglück ist der Schlagschatten der Größe, aber die Weltgeschichte verzeichnet mit ehernem Griffel ihre Titanenstürze. Sie fällt mit blutenden Gliedern dröhnend auf die Felsklippe; die Felsklippe bebt und das ist der Nachhall in der Geschichte. – Die Hohenstaufen erschienen um zwei Jahrhunderte zu früh; das war ihr Unglück und dieses ihr Fehler. Friedrich von Hohenstaufen, der um 988 lebte, soll der Stammvater des Hauses gewesen sein. Friedrich von Büren bauete 1056 das Schloß auf dem Hohenstaufenberge und zeugte mit seiner Gattin Hildegardis, Friedrich von Staufen, der 1197 vom Kaiser Heinrich IV. dessen Tochter Agnes zur Gemahlin und das Herzogthum Schwaben erhielt. Sein ältester Sohn Friedrich folgte in Schwaben, der jüngere, Konrad, erhielt vom Kaiser Heinrich V. das Herzogthum Franken. Nach des Kaisers Tode hatten Beide Hoffnung, die Kaiserkrone zu erhalten. Doch erhielt sie Lothar, Herzog von Sachsen, und ein 10jähriger Krieg war die Folge. Aber nach Lothar's Tode 1137 wurde Konrad zum deutschen König gewählt. Hierüber entstand Streit mit Heinrich dem Stolzen von Baiern und daraus der große Zwist zwischen den Gibellinen und Guelfen (s. d.). Friedrich I., der Rothbart (s. d.), erhielt die deutsche Krone nach seines Onkels Konrad Tode. Sein Sohn Heinrich VI. suchte vergebens [306] dieselbe erblich an sich zu bringen. Es gelang ihm nur die Anerkennung seines unmündigen Sohnes, des nachherigen Friedrich's II. unter> der Vormundschaft Philipp's von Schwaben, seines Bruders, zu erhalten. Philipp kämpfte gegen mehrere Gegenkönige mit abwechselndem Glücke. Er wurde durch Otto von Wittelsbach ermordet. – Babo hat in seinem schlechten Drama »Otto von Wittelsbach« den Charakter dieses redlichen, edlen Fürsten verleumdet. – Friedrich II. (s. d.), der größte der Hohenstaufen, mußte die deutsche Krone erst erkämpfen. Sein ganzes Leben war ein Ringen gegen die Uebermacht der Hierarchie, gegen aufrührerische Vasallen. Sein Leben bestand aus Größe und Unglück. Sein Sohn Heinrich empörte sich gegen ihn; Enzio, ein zweiter Sohn, starb im Gefängnisse. – Ihm folgte Konrad IV. Er wurde vom Papste, wie fast alle Hohenstaufen, mit dem Bann verfolgt und mußte wider den Gegenkönig Wilhelm von Holland kämpfen. Er starb 1254 in Italien an Gift-Sein Bruder Manfred bemächtigte sich nach seinem Tode der dem Hause erblich angehörenden sicilianischen Krone; aber der Papst hatte sie an Karl von Anjou verschenkt und Manfred wurde aus seinem Besitzthume vertrieben, Konradin, der Sohn Konrad's, erbte die Rechte seines Vaters. Anjou's grausame Regierung erregte Haß, man rief Konradin herbei. Er erschien, gewann eine Schlacht gegen Karl von A., wurde aber gefangen und auf Befehl des blutgierigen Gegners in Neapel 1268 hingerichtet. In Uhland's »Konradin« (dramat. Fragment) charakterisirt Galvano die Hohenstaufen und ihren letzten männlichen Sprößling wahr mit folgenden Worten

»Ja! das ist hohenstaufisches Geschlecht.

Der einz'ge Sprößling ist's des Herrscherstammes,

Des geistesmächt'gen, dem kein andrer gleicht,

In dem die Trefflichkeit nie ausgeblüht,

Und große Väter große Söhne zeugen.

Stellt mir ihn her, den Dränger dieses Landes,

Den finstern Anjou, stellt ihn neben diesem,

Und sagt mir: wo ist königlich Geblüt?«

[307] Mit ihm erlosch der männliche Stamm des glorreichen, thatkräftigen, heldenmüthigen, aber stets unglücklichen Geschlechtes. Als ob ein Fluch auf der ganzen Dynastie liege, so endete auch die letzte Hohenstaufin unglücklich. Margarethe war die Gattin Albrecht des Unartigen v. Thüringen; sie wurde von ihm verstoßen, ja mit dem Tode bedroht. Die Geschichte der Hohenstaufen ist eine fortlaufende Tragödie. Meisterhaft hat sie Raumer geschildert; seinem Geschichtswerke schließt sich Raupach's Tragödiencyclus aus den Hohenstaufen, worunter wir besonders Friedrich II., Enzio und Konradin hervorheben, an.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 306-308.
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