Gegendruk

[439] [439] Gegendruk. (Zeichnende Künste)

Eine Zeichnung, welche durch das Abdruken von einer andern entstanden ist. Wenn man z. B. einen frisch gemachten Abdruk, indem die Farbe noch naß ist, auf ein weisses angefeuchtetes Papier legt und mit beyden noch einmal durch die Presse fährt, so drukt sich von dem rechten Kupferblatt alles auf das andre Papier ab, wiewol die Farbe in diesem Gegendruk viel schwächer wird, als sie in dem ersten von der Kupferplatte gemachten Abdruk war.

Auf eben diese Weise kann man von einer mit Röthel, oder fettem Bleystift gemachten Zeichnung einen Gegendruk machen, wenn man ein feuchtes Blatt Papier darauf legt. Auf diese Art kann man eine Zeichnung verdoppeln, ohne sie nachzuzeichnen.

Der Gegendruk stellt alles in Vergleichung des Blattes, wovon er gemacht worden, verkehrt vor. Mithin sieht man in einem Gegendruk von einem Kupferblatt die Zeichnung so, wie sie auf der Kupferplatte ist. Er dienet also dem Kupferstecher zu einer leichtern und geschwindern Vergleichung des Abdruks mit der Platte, wodurch er untersucht, ob jeder Zug und Strich sich gehörig ausdruke.

Es werden aber auch Gegendrücke auf die gegründeten Kupferplatten gemacht, damit der Kupferstecher nicht nöthig habe, auf den Grund zu zeichnen. Solche Gegendrüke kommen den Kupferstechern zu statten, die in der Zeichnung selbst nicht stark genug sind. Man zeichnet nämlich erst die Originalzeichnung durch1, und drükt denn dieselbe auf den Firnis des Kupfers ab. Will man aber, daß die Abdrüke der Kupferplatte die Originalzeichnung nicht verkehrt, sondern auf dieselbe Art vorstellen, so muß man von der Durchzeichnung erst einen Gegendruk machen, und denn diesen auf den Grund der Kupferplatte wieder durchzeichnen. Eine ausführlichere Beschreibung hievon findet man in des Abt Pernetti Dictionaire portatif im Artikel Contreepreuve.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 439-440.
Lizenz:
Faksimiles:
439 | 440
Kategorien: